Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

der Folge wieder nach Teutschland geht, und mit
seinem Vater sich versöhnt. Der Roman ist von ei-
nem alten Gedichte von Heinrich von Veldeck des gleichen
Namens und Inhalts ausgegangen, das man in Prosa
aufgelößt, und das sich in der Gothaischen Bibliothek
im Manuscripte findet, und sich wieder auf ein latei-
nisches Buch, als seine ursprüngliche Quelle zurück be-
zieht. Man sieht aus dem angegebenen Inhalt, wie
nahe verwandt auch dieses Buch mit jenen fabelhaf-
ten Sagen ist, wie es vom Alexander und den ältern
orientalischen Traditionen ausgegangen, die um diese
Zeit durch die Uebersetzung des Callisthenes in Westeu-
ropa in allgemeinen Umlauf gekommen waren. Alle
jene fratzenhafte, mißgebohrne Menschenarten finden
sich schon bei Solinus und Plinius in seiner Beschrei-
bung von Indien; vom Magnetberge erzählt Monte-
villa uns weitläuftig in seinen Reisen, wie um ihn her
die festgewordenen Schiffe gleich Felsen und kleinen
Inseln stehen; die Riesen sind aus der gleichen Quelle
geschöpft, und die Luftfahrt findet sich im Alexander
schon, der von einem Greifen sich geharnischt hinauf
in die Höhe viele Tagreisen hoch tragen läßt, daß das
rothe Meer einer Schlange gleich unter ihm zu seinen
Füßen liegt. Das Ganze, einigermaßen ein Pendant
zu Lucians wahrer Geschichte, die aber in ihrer Art

der Folge wieder nach Teutſchland geht, und mit
ſeinem Vater ſich verſöhnt. Der Roman iſt von ei-
nem alten Gedichte von Heinrich von Veldeck des gleichen
Namens und Inhalts ausgegangen, das man in Proſa
aufgelößt, und das ſich in der Gothaiſchen Bibliothek
im Manuſcripte findet, und ſich wieder auf ein latei-
niſches Buch, als ſeine urſprüngliche Quelle zurück be-
zieht. Man ſieht aus dem angegebenen Inhalt, wie
nahe verwandt auch dieſes Buch mit jenen fabelhaf-
ten Sagen iſt, wie es vom Alexander und den ältern
orientaliſchen Traditionen ausgegangen, die um dieſe
Zeit durch die Ueberſetzung des Callisthenes in Weſteu-
ropa in allgemeinen Umlauf gekommen waren. Alle
jene fratzenhafte, mißgebohrne Menſchenarten finden
ſich ſchon bei Solinus und Plinius in ſeiner Beſchrei-
bung von Indien; vom Magnetberge erzählt Monte-
villa uns weitläuftig in ſeinen Reiſen, wie um ihn her
die feſtgewordenen Schiffe gleich Felſen und kleinen
Inſeln ſtehen; die Rieſen ſind aus der gleichen Quelle
geſchöpft, und die Luftfahrt findet ſich im Alexander
ſchon, der von einem Greifen ſich geharniſcht hinauf
in die Höhe viele Tagreiſen hoch tragen läßt, daß das
rothe Meer einer Schlange gleich unter ihm zu ſeinen
Füßen liegt. Das Ganze, einigermaßen ein Pendant
zu Lucians wahrer Geſchichte, die aber in ihrer Art

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0102" n="84"/>
der Folge wieder nach Teut&#x017F;chland geht, und mit<lb/>
&#x017F;einem Vater &#x017F;ich ver&#x017F;öhnt. Der Roman i&#x017F;t von ei-<lb/>
nem alten Gedichte von Heinrich von Veldeck des gleichen<lb/>
Namens und Inhalts ausgegangen, das man in Pro&#x017F;a<lb/>
aufgelößt, und das &#x017F;ich in der Gothai&#x017F;chen Bibliothek<lb/>
im Manu&#x017F;cripte findet, und &#x017F;ich wieder auf ein latei-<lb/>
ni&#x017F;ches Buch, als &#x017F;eine ur&#x017F;prüngliche Quelle zurück be-<lb/>
zieht. Man &#x017F;ieht aus dem angegebenen Inhalt, wie<lb/>
nahe verwandt auch die&#x017F;es Buch mit jenen fabelhaf-<lb/>
ten Sagen i&#x017F;t, wie es vom Alexander und den ältern<lb/>
orientali&#x017F;chen Traditionen ausgegangen, die um die&#x017F;e<lb/>
Zeit durch die Ueber&#x017F;etzung des Callisthenes in We&#x017F;teu-<lb/>
ropa in allgemeinen Umlauf gekommen waren. Alle<lb/>
jene fratzenhafte, mißgebohrne Men&#x017F;chenarten finden<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;chon bei Solinus und Plinius in &#x017F;einer Be&#x017F;chrei-<lb/>
bung von Indien; vom Magnetberge erzählt Monte-<lb/>
villa uns weitläuftig in &#x017F;einen Rei&#x017F;en, wie um ihn her<lb/>
die fe&#x017F;tgewordenen Schiffe gleich Fel&#x017F;en und kleinen<lb/>
In&#x017F;eln &#x017F;tehen; die Rie&#x017F;en &#x017F;ind aus der gleichen Quelle<lb/>
ge&#x017F;chöpft, und die Luftfahrt findet &#x017F;ich im Alexander<lb/>
&#x017F;chon, der von einem Greifen &#x017F;ich geharni&#x017F;cht hinauf<lb/>
in die Höhe viele Tagrei&#x017F;en hoch tragen läßt, daß das<lb/>
rothe Meer einer Schlange gleich unter ihm zu &#x017F;einen<lb/>
Füßen liegt. Das Ganze, einigermaßen ein Pendant<lb/>
zu Lucians wahrer Ge&#x017F;chichte, die aber in ihrer Art<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0102] der Folge wieder nach Teutſchland geht, und mit ſeinem Vater ſich verſöhnt. Der Roman iſt von ei- nem alten Gedichte von Heinrich von Veldeck des gleichen Namens und Inhalts ausgegangen, das man in Proſa aufgelößt, und das ſich in der Gothaiſchen Bibliothek im Manuſcripte findet, und ſich wieder auf ein latei- niſches Buch, als ſeine urſprüngliche Quelle zurück be- zieht. Man ſieht aus dem angegebenen Inhalt, wie nahe verwandt auch dieſes Buch mit jenen fabelhaf- ten Sagen iſt, wie es vom Alexander und den ältern orientaliſchen Traditionen ausgegangen, die um dieſe Zeit durch die Ueberſetzung des Callisthenes in Weſteu- ropa in allgemeinen Umlauf gekommen waren. Alle jene fratzenhafte, mißgebohrne Menſchenarten finden ſich ſchon bei Solinus und Plinius in ſeiner Beſchrei- bung von Indien; vom Magnetberge erzählt Monte- villa uns weitläuftig in ſeinen Reiſen, wie um ihn her die feſtgewordenen Schiffe gleich Felſen und kleinen Inſeln ſtehen; die Rieſen ſind aus der gleichen Quelle geſchöpft, und die Luftfahrt findet ſich im Alexander ſchon, der von einem Greifen ſich geharniſcht hinauf in die Höhe viele Tagreiſen hoch tragen läßt, daß das rothe Meer einer Schlange gleich unter ihm zu ſeinen Füßen liegt. Das Ganze, einigermaßen ein Pendant zu Lucians wahrer Geſchichte, die aber in ihrer Art

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/102
Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/102>, abgerufen am 21.11.2024.