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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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Zerstörung steht wie eine alte, verwitterte Mauer da,
von Epheu überwachsen, gerade in den stärcksten Par-
thien allein der Zerstörung der Zeit entgangen. Was
aber die Sprache jenes Gedichtes betrifft, so wird, da
die französische oder romantische Sprache vor der
Hälfte des zwölften Jahrhunderts nicht in die Poesie
eingedrungen ist, allein die Lateinische oder die Teut-
sche übrig bleiben, in denen, vorzüglich in der ersten,
die Poesie um diese Zeit am häufigsten sich offenbarte. Man-
ches würde allerdings für das Teutsche sprechen, so
z. B. daß Reinolds gutes Schwerd Flammberg im
französischen Volksbuch heißt; ferner die Namen der
Brüder selbst, die durchaus teutschen Ursprungs sind,
bis auf Writsart, oder Wischart der Schnelle, der im
Französischen zum Guichard geworden ist -- cui prop-
ter sensus agiles, animique vigorem, cognomen

Ist da swartz as gemaine,
Do ist niht den holtz und mos,
Si essent niht wen di Ros,
Und lebent mit unsinne,
Da wonet der tevvel inne.

Offenbar dieselbe Schilderung, die die spätern Berichte
von der nördlichen Tartarey und den Tartarn uns geben.
Einmal auch ist Alexander selbst citirt: Lebt der wunder-
leich Alexander, wolt er darninder dringen, er mecht
leicht übel gedingen.

Zerſtörung ſteht wie eine alte, verwitterte Mauer da,
von Epheu überwachſen, gerade in den ſtärckſten Par-
thien allein der Zerſtörung der Zeit entgangen. Was
aber die Sprache jenes Gedichtes betrifft, ſo wird, da
die franzöſiſche oder romantiſche Sprache vor der
Hälfte des zwölften Jahrhunderts nicht in die Poeſie
eingedrungen iſt, allein die Lateiniſche oder die Teut-
ſche übrig bleiben, in denen, vorzüglich in der erſten,
die Poeſie um dieſe Zeit am häufigſten ſich offenbarte. Man-
ches würde allerdings für das Teutſche ſprechen, ſo
z. B. daß Reinolds gutes Schwerd Flammberg im
franzöſiſchen Volksbuch heißt; ferner die Namen der
Brüder ſelbſt, die durchaus teutſchen Urſprungs ſind,
bis auf Writſart, oder Wiſchart der Schnelle, der im
Franzöſiſchen zum Guichard geworden iſt — cui prop-
ter sensus agiles, animique vigorem, cognomen

Iſt da ſwartz as gemaine,
Do iſt niht den holtz und mos,
Si eſſent niht wen di Ros,
Und lebent mit unſinne,
Da wonet der tevvel inne.

Offenbar dieſelbe Schilderung, die die ſpätern Berichte
von der nördlichen Tartarey und den Tartarn uns geben.
Einmal auch iſt Alexander ſelbſt citirt: Lebt der wunder-
leich Alexander, wolt er darninder dringen, er mecht
leicht übel gedingen.
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[128/0146] Zerſtörung ſteht wie eine alte, verwitterte Mauer da, von Epheu überwachſen, gerade in den ſtärckſten Par- thien allein der Zerſtörung der Zeit entgangen. Was aber die Sprache jenes Gedichtes betrifft, ſo wird, da die franzöſiſche oder romantiſche Sprache vor der Hälfte des zwölften Jahrhunderts nicht in die Poeſie eingedrungen iſt, allein die Lateiniſche oder die Teut- ſche übrig bleiben, in denen, vorzüglich in der erſten, die Poeſie um dieſe Zeit am häufigſten ſich offenbarte. Man- ches würde allerdings für das Teutſche ſprechen, ſo z. B. daß Reinolds gutes Schwerd Flammberg im franzöſiſchen Volksbuch heißt; ferner die Namen der Brüder ſelbſt, die durchaus teutſchen Urſprungs ſind, bis auf Writſart, oder Wiſchart der Schnelle, der im Franzöſiſchen zum Guichard geworden iſt — cui prop- ter sensus agiles, animique vigorem, cognomen *) *) Iſt da ſwartz as gemaine, Do iſt niht den holtz und mos, Si eſſent niht wen di Ros, Und lebent mit unſinne, Da wonet der tevvel inne. Offenbar dieſelbe Schilderung, die die ſpätern Berichte von der nördlichen Tartarey und den Tartarn uns geben. Einmal auch iſt Alexander ſelbſt citirt: Lebt der wunder- leich Alexander, wolt er darninder dringen, er mecht leicht übel gedingen.

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/146>, abgerufen am 21.11.2024.