suchenden Wandrer her, der sich in der Zeit verspätet hat, und nach der längst versunknen Jugend fragt?
Wanderer, die du suchst, sind nicht mehr hienieden, dort weht Gras über ihren und ihrer Kinder Gräber!
O wie bin ich alt geworden, wie schlägt das Herz mir zögernd in der Brust, wie ist Alles um mich her so alt geworden, o Knabe auf raschem Roße mit dem Wunderhorn, wie bist du alt geworden!
Es sieht die junge Generation mich so altklug und verständig an, geht nur, ihr seyd wackere Kinder, der Himmel wird euch Ruhe und Ueberfluß verleihen und ein gemächlich Leben.
So muß ich denn für die Enkel niederschreiben, was die Unterirdischen mir aufgetragen, und was mein flimmernd Gedächtniß mir nicht versagt.
ſuchenden Wandrer her, der ſich in der Zeit verſpaͤtet hat, und nach der laͤngſt verſunknen Jugend fragt?
Wanderer, die du ſuchſt, ſind nicht mehr hienieden, dort weht Gras uͤber ihren und ihrer Kinder Graͤber!
O wie bin ich alt geworden, wie ſchlaͤgt das Herz mir zoͤgernd in der Bruſt, wie iſt Alles um mich her ſo alt geworden, o Knabe auf raſchem Roße mit dem Wunderhorn, wie biſt du alt geworden!
Es ſieht die junge Generation mich ſo altklug und verſtaͤndig an, geht nur, ihr ſeyd wackere Kinder, der Himmel wird euch Ruhe und Ueberfluß verleihen und ein gemaͤchlich Leben.
So muß ich denn fuͤr die Enkel niederſchreiben, was die Unterirdiſchen mir aufgetragen, und was mein flimmernd Gedaͤchtniß mir nicht verſagt.
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[0018]
ſuchenden Wandrer her, der ſich in der Zeit verſpaͤtet
hat, und nach der laͤngſt verſunknen Jugend fragt?
Wanderer, die du ſuchſt, ſind nicht mehr
hienieden, dort weht Gras uͤber ihren und ihrer
Kinder Graͤber!
O wie bin ich alt geworden, wie ſchlaͤgt das
Herz mir zoͤgernd in der Bruſt, wie iſt Alles um
mich her ſo alt geworden, o Knabe auf raſchem
Roße mit dem Wunderhorn, wie biſt du alt geworden!
Es ſieht die junge Generation mich ſo altklug und
verſtaͤndig an, geht nur, ihr ſeyd wackere Kinder,
der Himmel wird euch Ruhe und Ueberfluß verleihen
und ein gemaͤchlich Leben.
So muß ich denn fuͤr die Enkel niederſchreiben,
was die Unterirdiſchen mir aufgetragen, und
was mein flimmernd Gedaͤchtniß mir nicht verſagt.
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/18>, abgerufen am 03.12.2024.
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