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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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bei der rechten Hand, und redet die Verdammten an,
-- Diese bitten um Barmherzigkeit, aber mit Nichten;
wiederholte Bitte, abermal versagt; neue Bitte,
Replik, Duplik, gänzlich abgeschlagen, die Verurtheil-
ten dem Teufel übergeben. Lucifer äußert seine honette
Freude, Maria bittet für die Verdammten, wird aber
abgewiesen, die Hölle wird geschlossen, und dann
spricht Christus also:

Die Höll hab ich beschlossen
Und den Teufel mit allen Genossen.
Den Schlüssel mag mir niemand stehlen,
Ich will ihn auch keinem Engel befehlen,
Die Höll wird nimmermehr aufgethan,
Zu meinen lieben Heiligen will ich gahn:
Ich hab heut zorniglichen vollbracht
Was ich vor langer Zeit gedacht,
Den Sünder hab ich gefangen,
Ist mir Keiner nicht entgangen,
Die Höll ist wohl beschlossen,
Ich will jetzt lassen den Zornen mein,
Und euch ergötzen aller Pein,
Ihr sollet jetzt fröhlig mit mir gon,
In das ewig Himmelreich schon,
Dasselbig will ich euch geben,
Darinnen sollt ihr immer und ewiglich leben.

bei der rechten Hand, und redet die Verdammten an,
— Dieſe bitten um Barmherzigkeit, aber mit Nichten;
wiederholte Bitte, abermal verſagt; neue Bitte,
Replik, Duplik, gänzlich abgeſchlagen, die Verurtheil-
ten dem Teufel übergeben. Lucifer äußert ſeine honette
Freude, Maria bittet für die Verdammten, wird aber
abgewieſen, die Hölle wird geſchloſſen, und dann
ſpricht Chriſtus alſo:

Die Höll hab ich beſchloſſen
Und den Teufel mit allen Genoſſen.
Den Schlüſſel mag mir niemand ſtehlen,
Ich will ihn auch keinem Engel befehlen,
Die Höll wird nimmermehr aufgethan,
Zu meinen lieben Heiligen will ich gahn:
Ich hab heut zorniglichen vollbracht
Was ich vor langer Zeit gedacht,
Den Sünder hab ich gefangen,
Iſt mir Keiner nicht entgangen,
Die Höll iſt wohl beſchloſſen,
Ich will jetzt laſſen den Zornen mein,
Und euch ergötzen aller Pein,
Ihr ſollet jetzt fröhlig mit mir gon,
In das ewig Himmelreich ſchon,
Daſſelbig will ich euch geben,
Darinnen ſollt ihr immer und ewiglich leben.

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[259/0277] bei der rechten Hand, und redet die Verdammten an, — Dieſe bitten um Barmherzigkeit, aber mit Nichten; wiederholte Bitte, abermal verſagt; neue Bitte, Replik, Duplik, gänzlich abgeſchlagen, die Verurtheil- ten dem Teufel übergeben. Lucifer äußert ſeine honette Freude, Maria bittet für die Verdammten, wird aber abgewieſen, die Hölle wird geſchloſſen, und dann ſpricht Chriſtus alſo: Die Höll hab ich beſchloſſen Und den Teufel mit allen Genoſſen. Den Schlüſſel mag mir niemand ſtehlen, Ich will ihn auch keinem Engel befehlen, Die Höll wird nimmermehr aufgethan, Zu meinen lieben Heiligen will ich gahn: Ich hab heut zorniglichen vollbracht Was ich vor langer Zeit gedacht, Den Sünder hab ich gefangen, Iſt mir Keiner nicht entgangen, Die Höll iſt wohl beſchloſſen, Ich will jetzt laſſen den Zornen mein, Und euch ergötzen aller Pein, Ihr ſollet jetzt fröhlig mit mir gon, In das ewig Himmelreich ſchon, Daſſelbig will ich euch geben, Darinnen ſollt ihr immer und ewiglich leben.

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/277>, abgerufen am 24.11.2024.