in jenem schönen Südlande, das im ältesten Alterthume, wo Griechenland im vollen Sonnenscheine der Poesie und aller Künste stand, an der Dämmerungs- gränze lag, und schon an einem Reflexe des Lichtes sich erquickte, als noch der ganze Norden in tiefem Dunkel begraben war, die romantische provencalische Sprache, und gegen das Ende des zehnten Jahrhun- derts, da eben das barbarische Heldenzeitalter für diese Ritter, die zum Theil aus griechischem Blute entsprossen waren, zu Ende gieng, sangen die Troubadours, jene wunderbar begeisterte Generation, der die Natur selbst, wie den Singvögeln, die Gabe des Gesangs verliehen, und die himmelan sich schwingend in den geklärten Aether, zuerst die kommende neue Zeit mit ihrem Mor- gesang begrüsten. Wilhelm Graf von Poitou führte den Reigen, nachdem eine Menge minder berühmter Künstler vorangegangen, und es folgte nun ein Drän- gen und ein feierlicher Zug aus allen Ständen; Priester, Layen, Könige, Herzoge, Ritter, Frauen, alles stimmte in den Dythirambus ein: als hätte ein Zauber- stab das ganze Geschlecht berührt, Alle fuhren in schöner Begeisterung auf, und die Chöre zogen jubelnd, den Thyrsus schwingend zwei Jahrhunderte lang durch die Wälder, Burgen, Städte, und alle Echo's waren wach geworden, und alle Stummen der Erde hatten
in jenem ſchönen Südlande, das im älteſten Alterthume, wo Griechenland im vollen Sonnenſcheine der Poeſie und aller Künſte ſtand, an der Dämmerungs- gränze lag, und ſchon an einem Reflexe des Lichtes ſich erquickte, als noch der ganze Norden in tiefem Dunkel begraben war, die romantiſche provençaliſche Sprache, und gegen das Ende des zehnten Jahrhun- derts, da eben das barbariſche Heldenzeitalter für dieſe Ritter, die zum Theil aus griechiſchem Blute entſproſſen waren, zu Ende gieng, ſangen die Troubadours, jene wunderbar begeiſterte Generation, der die Natur ſelbſt, wie den Singvögeln, die Gabe des Geſangs verliehen, und die himmelan ſich ſchwingend in den geklärten Aether, zuerſt die kommende neue Zeit mit ihrem Mor- geſang begrüſten. Wilhelm Graf von Poitou führte den Reigen, nachdem eine Menge minder berühmter Künſtler vorangegangen, und es folgte nun ein Drän- gen und ein feierlicher Zug aus allen Ständen; Prieſter, Layen, Könige, Herzoge, Ritter, Frauen, alles ſtimmte in den Dythirambus ein: als hätte ein Zauber- ſtab das ganze Geſchlecht berührt, Alle fuhren in ſchöner Begeiſterung auf, und die Chöre zogen jubelnd, den Thyrſus ſchwingend zwei Jahrhunderte lang durch die Wälder, Burgen, Städte, und alle Echo’s waren wach geworden, und alle Stummen der Erde hatten
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in jenem ſchönen Südlande, das im älteſten Alterthume,
wo Griechenland im vollen Sonnenſcheine der Poeſie
und aller Künſte ſtand, an der Dämmerungs-
gränze lag, und ſchon an einem Reflexe des Lichtes
ſich erquickte, als noch der ganze Norden in tiefem
Dunkel begraben war, die romantiſche provençaliſche
Sprache, und gegen das Ende des zehnten Jahrhun-
derts, da eben das barbariſche Heldenzeitalter für dieſe
Ritter, die zum Theil aus griechiſchem Blute entſproſſen
waren, zu Ende gieng, ſangen die Troubadours, jene
wunderbar begeiſterte Generation, der die Natur ſelbſt,
wie den Singvögeln, die Gabe des Geſangs verliehen,
und die himmelan ſich ſchwingend in den geklärten
Aether, zuerſt die kommende neue Zeit mit ihrem Mor-
geſang begrüſten. Wilhelm Graf von Poitou führte
den Reigen, nachdem eine Menge minder berühmter
Künſtler vorangegangen, und es folgte nun ein Drän-
gen und ein feierlicher Zug aus allen Ständen; Prieſter,
Layen, Könige, Herzoge, Ritter, Frauen, alles
ſtimmte in den Dythirambus ein: als hätte ein Zauber-
ſtab das ganze Geſchlecht berührt, Alle fuhren in ſchöner
Begeiſterung auf, und die Chöre zogen jubelnd, den
Thyrſus ſchwingend zwei Jahrhunderte lang durch die
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/300>, abgerufen am 21.11.2024.
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