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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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meine Allerliebste! ich kann nicht länger mehr ver-
schweigen, mein Herz, welches fast für Liebe zersprin-
get, euch zu offenbaren, denn diese ist so unaussprech-
lich groß, daß es meine Zunge nicht wohl kann aus-
sprechen, obwohl es mir die größte Blöd- und
Schamhaftigkeit verwehrt, so werde ich doch durch
den Gott Cupido mit Gewalt dazu gezwungen, ja wenn
ich solches E. L. nicht zu erkennen geben thäte, würde
mein Herz vor Leidwesen ersterben, und mein junges
Leben bald ein Ende nehmen, dieweilen sie mein Herz
durch ihr liebliches Gesicht, freundliche Reden, und
höfliche Geberden ganz eingenommen, darum bitte ich
meine Allerliebste, sie wolle mir nicht ungütig nehmen,
daß ich so kühn hievon rede, denn ich werde durch
das Feuer der Liebe, welches in mir entzündet ist,
mit Gewalt hiezu angefacht. -- Ein zierliches Fächer-
gemählde, wie man sicht, hier den Honoratioren zum
beliebigen Gebrauche aufgestellt. In dem beigefügten
Briefwechsel ist eine schöne Titulaturstufenfolge zu
bemerken: Mademoiselle, schönstes Kind, schönste Be-
herrscherinn, schönste Huldinn, meiner Augen Sonne,
allerschönste Seele, allerholdseligste Beherrscherinn
meiner Affectionen, allerschönste Freud auf Erden,
alleräußerste Hoffnung meines Lebens.


meine Allerliebſte! ich kann nicht länger mehr ver-
ſchweigen, mein Herz, welches faſt für Liebe zerſprin-
get, euch zu offenbaren, denn dieſe iſt ſo unausſprech-
lich groß, daß es meine Zunge nicht wohl kann aus-
ſprechen, obwohl es mir die größte Blöd- und
Schamhaftigkeit verwehrt, ſo werde ich doch durch
den Gott Cupido mit Gewalt dazu gezwungen, ja wenn
ich ſolches E. L. nicht zu erkennen geben thäte, würde
mein Herz vor Leidweſen erſterben, und mein junges
Leben bald ein Ende nehmen, dieweilen ſie mein Herz
durch ihr liebliches Geſicht, freundliche Reden, und
höfliche Geberden ganz eingenommen, darum bitte ich
meine Allerliebſte, ſie wolle mir nicht ungütig nehmen,
daß ich ſo kühn hievon rede, denn ich werde durch
das Feuer der Liebe, welches in mir entzündet iſt,
mit Gewalt hiezu angefacht. — Ein zierliches Fächer-
gemählde, wie man ſicht, hier den Honoratioren zum
beliebigen Gebrauche aufgeſtellt. In dem beigefügten
Briefwechſel iſt eine ſchöne Titulaturſtufenfolge zu
bemerken: Mademoiſelle, ſchönſtes Kind, ſchönſte Be-
herrſcherinn, ſchönſte Huldinn, meiner Augen Sonne,
allerſchönſte Seele, allerholdſeligſte Beherrſcherinn
meiner Affectionen, allerſchönſte Freud auf Erden,
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[42/0060] meine Allerliebſte! ich kann nicht länger mehr ver- ſchweigen, mein Herz, welches faſt für Liebe zerſprin- get, euch zu offenbaren, denn dieſe iſt ſo unausſprech- lich groß, daß es meine Zunge nicht wohl kann aus- ſprechen, obwohl es mir die größte Blöd- und Schamhaftigkeit verwehrt, ſo werde ich doch durch den Gott Cupido mit Gewalt dazu gezwungen, ja wenn ich ſolches E. L. nicht zu erkennen geben thäte, würde mein Herz vor Leidweſen erſterben, und mein junges Leben bald ein Ende nehmen, dieweilen ſie mein Herz durch ihr liebliches Geſicht, freundliche Reden, und höfliche Geberden ganz eingenommen, darum bitte ich meine Allerliebſte, ſie wolle mir nicht ungütig nehmen, daß ich ſo kühn hievon rede, denn ich werde durch das Feuer der Liebe, welches in mir entzündet iſt, mit Gewalt hiezu angefacht. — Ein zierliches Fächer- gemählde, wie man ſicht, hier den Honoratioren zum beliebigen Gebrauche aufgeſtellt. In dem beigefügten Briefwechſel iſt eine ſchöne Titulaturſtufenfolge zu bemerken: Mademoiſelle, ſchönſtes Kind, ſchönſte Be- herrſcherinn, ſchönſte Huldinn, meiner Augen Sonne, allerſchönſte Seele, allerholdſeligſte Beherrſcherinn meiner Affectionen, allerſchönſte Freud auf Erden, alleräußerſte Hoffnung meines Lebens.

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/60>, abgerufen am 24.11.2024.