[Görres, Joseph:] [Rezension zu:] Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder gesammelt von L. A. v. Arnim u. C. Brentano. In: Heidelbergische Jahrbücher der Literatur, Fünfte Abtheilung. Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst, Jg. 2 (1809), Bd. 1, Heft 5, S. 222‒237 und Jg. 3 (1810), Bd. 2, Heft 9, S. 30‒52.Menge Anklänge aus dem alten Minnegesang, wie sich aus ihrer Vergleichung mit den bekannten Sammlungen, und insbesondere wieder mit den Manuscripten No. 313, der Mynne Kint, und No. 357 der vaticanischen Sammlungen ergibt; eine Untersuchung, die aber nicht dieses Ortes seyn kann.*) *) Wir können uns nicht enthalten, einiges aus jener merkwürdigen Handschrift beyzubringen, um urkundlich nachzuweisen, was zwey bis drey Jahrhunderte, die an jenen Dichtungen vorbey gegangen, über sie vermocht. Die ersten Strophen des Gedichtes: der Graf und die Königstochter Wunderh. B. I, S. 265 lauten hier so:
[Beginn Spaltensatz] [Ende Spaltensatz] u.s.w. Man vergleiche ebenso mit den Wächterliedern des Wunderhorns No. 106, S. 93 im Codex. [Beginn Spaltensatz] [Ende Spaltensatz] Von dem vielen Vortrefflichen, was dieser Codex sonst noch enthält, zeichnen wir noch No. 76 an, was uns gleich zuerst ins Auge fällt. - [Beginn Spaltensatz] [Ende Spaltensatz] Menge Anklaͤnge aus dem alten Minnegesang, wie sich aus ihrer Vergleichung mit den bekannten Sammlungen, und insbesondere wieder mit den Manuscripten No. 313, der Mynne Kint, und No. 357 der vaticanischen Sammlungen ergibt; eine Untersuchung, die aber nicht dieses Ortes seyn kann.*) *) Wir koͤnnen uns nicht enthalten, einiges aus jener merkwuͤrdigen Handschrift beyzubringen, um urkundlich nachzuweisen, was zwey bis drey Jahrhunderte, die an jenen Dichtungen vorbey gegangen, uͤber sie vermocht. Die ersten Strophen des Gedichtes: der Graf und die Koͤnigstochter Wunderh. B. I, S. 265 lauten hier so:
[Beginn Spaltensatz] [Ende Spaltensatz] u.s.w. Man vergleiche ebenso mit den Waͤchterliedern des Wunderhorns No. 106, S. 93 im Codex. [Beginn Spaltensatz] [Ende Spaltensatz] Von dem vielen Vortrefflichen, was dieser Codex sonst noch enthaͤlt, zeichnen wir noch No. 76 an, was uns gleich zuerst ins Auge faͤllt. – [Beginn Spaltensatz] [Ende Spaltensatz] <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0035" n="47"/> Menge Anklaͤnge aus dem alten Minnegesang, wie sich aus ihrer Vergleichung mit den bekannten Sammlungen, und insbesondere wieder mit den Manuscripten No. 313, der Mynne Kint, und No. 357 der vaticanischen Sammlungen ergibt; eine Untersuchung, die aber nicht dieses Ortes seyn kann.<note place="foot" n="*)"><p>Wir koͤnnen uns nicht enthalten, einiges aus jener merkwuͤrdigen Handschrift beyzubringen, um urkundlich nachzuweisen, was zwey bis drey Jahrhunderte, die an jenen Dichtungen vorbey gegangen, uͤber sie vermocht. Die ersten Strophen des Gedichtes: der Graf und die Koͤnigstochter Wunderh. B. <hi rendition="#aq">I</hi>, S. 265 lauten hier so:<lb/><cb type="start"/> <cit><quote><lg type="poem"><l>Khunt ich von Herzen</l><lb/><l>Singen ein huͤbsche Tageweis</l><lb/><l>Von Lieb und bitterm Schmerzen</l><lb/><l>Nun merkhen uff mit Fleiß</l><lb/><l>Wie es eines Kuniges Tochter ging</l><lb/><l>Mit einem jungen Grafen</l><lb/><l>Nun hoͤrdt huͤpsch Wunderding.</l><lb/><l>An ihres Vatters Hofe</l><lb/><l>Manch edler Ritter was</l><lb/><l>Noch liebet sie den Graven</l><lb/><l>Uff Erdt fuͤr alles daz</l><lb/><l>Was Gott durch seine Weisheit erschuff</l><lb/><l>Heimlich aus betruͤbtem Herzen</l><lb/><l>Thett sie so manchen Rueff</l><lb/><l>Herr Gott sendt mir das Gluͤckhe</l><lb/><l>Das er mein Herz erkhen</l><lb/><l>Loͤß mir auf Bandt und Strickhe</l><lb/><l>Frau Venus edle mein</l><lb/><l>Wie der Junkfrauen im Herzen was</l><lb/><l>Also was auch dem Grafen</l><lb/><l>Allzeit ohn Undlaß</l><lb/><l>Keins doͤrffs dem andern offnen</l><lb/><l>Was im im Herzen lag</l><lb/><l>Jhr jeglichs thet sich hoffen</l><lb/><l>Ein selden reichen Tags</l><lb/><l>Der doch zur Lest mit Jamer kham</l><lb/><l>Eines thet dem andern schreiben</l><lb/><l>Und leyten hin ir Scham.</l><lb/><cb/><l>Ein Tag der wardt gemelde</l><lb/><l>Zu einem Brunnen kalt</l><lb/><l>Der lag fer in dem Felde</l><lb/><l>Vor einem gruͤnen Waldt</l><lb/><l>Wer ehe kem zu des Brunnen Fluß</l><lb/><l>Das solt des annde warten</l><lb/><l>Also was ihr Beschluß</l><lb/><l>Die Jungfrau thet sich zieren</l><lb/><l>Jn einen Mantel weis</l><lb/><l>Jr Brust thet in schnieren</l><lb/><l>Vermachts mit ganzem Fleiß</l><lb/><l>Auch sprach edel die Jungfrau schon</l><lb/><l>Kein Mann soll mich auff preißen</l><lb/><l>Dan eines Graffen Sun.</l><lb/><l>Da sie kam zu dem Brunnen</l><lb/><l>Sie funndt viel Freud und Lust</l><lb/><l>Sie dacht ich hab gewunnen</l><lb/><l>Mein Trauren ist verdust</l><lb/><l>Aus aller Noth wher ich erlost</l><lb/><l>O daß ich seh her reyten</l><lb/><l>Mein Hoffnung und mein Trost.</l><lb/><l>Zu Handt lief uß dem Walde</l><lb/><l>Ein grimme Loͤwinn her</l><lb/><l>Die Junckfrau gar balde</l><lb/><l>Sie floh von dannen fer</l><lb/><l>Und kam so fer demselben Tag</l><lb/><l>Jrn Mantel ließ sie liegen</l><lb/><l>Daraus kam Mort und Klag,</l><lb/></lg></quote></cit> <cb type="end"/> <hi rendition="#et">u.s.w.</hi></p><lb/><p>Man vergleiche ebenso mit den Waͤchterliedern des Wunderhorns No. 106, S. 93 im Codex.</p><lb/><cb type="start"/><cit><quote><lg type="poem"><l>Der Waechter ruefft an den Tag</l><lb/><l>Wol an der Zymnen do er lag<note resp="#CT" type="editorial">Die folgenden Zeilen aus der auf S. 48f. fortgesetzten Anmerkung werden entgegen der Vorlage hier an dieser Stelle wiedergegeben.</note></l><lb/><l>Woll auf es mues geschieden seyn</l><lb/><l>Und wo zwey Herzlieb bey einander sein</l><lb/><l>Scheiden sie nit bald</l><lb/><l>Es taget vast vor jhenem Wald.</l><lb/><l>Nu lig guet Gesell und hab gemach</l><lb/><l>Es ist vor wahr nit heller Tag</l><lb/><l>Der Tag scheint durch die lichte Stern</l><lb/><l>Der Waͤchter der Waͤchter betrug uns Beyde gern</l><lb/><l>Das sag ich dir</l><lb/><l>Die Mitternacht ist noch nicht herfuͤr.</l><lb/><l>Die Nachtigall singt iren Ton</l><lb/><l>Als sie vorlangst hat gethon</l><lb/><l>Darbey spuͤrt man des Tages Schein</l><lb/><l>Woll auf es mus geschieden sein</l><lb/><l>Es taget vast</l><lb/><l>Jch laß dir weder Rue noch Rast.</l><lb/><l>Sie truͤckt ihn freundlich an ir Brust</l><lb/><l>Sy lagen nach ires Hertzen Lust</l><lb/><l>Mit weissen Armen umfangen schon</l><lb/><l>Sie sprach schoͤner Buel gehab dich wol</l><lb/><cb/><l>Laß dir wohl seyn</l><lb/><l>Sie bot im ir rots Muͤndelein.</l><lb/><l>Der guet Gesell freut sich der Wort</l><lb/><l>Kher dich herumb mein hoͤchster Hort</l><lb/><l>Du hast erfrewet das Hertze mein</l><lb/><l>Verschwunden ist mir all mein Pein</l><lb/><l>Zue dieser Frist</l><lb/><l>Sieh du Herzallerliebster bist.</l><lb/><l>Was zog er von den Hende sein</l><lb/><l>Von Golt ein Fingerlein</l><lb/><l>Sehe hin Buele wol zu der Letz</l><lb/><l>Damit du dich deines Leids vergetz</l><lb/><l>Zue dieser Zeit</l><lb/><l>Damit schiet er wol truͤrig uͤber die Haid.</l><lb/><l>Das Medlein schrie mit Layd ade</l><lb/><l>Nun behuet dich Gott vor allem wee</l><lb/><l>Du bist meins Herzens ein Edler Trost</l><lb/><l>Gedenkh Herzlieb mein Ellens gros</l><lb/><l>So ich verdolt</l><lb/><l>Noch bin ich mie von Hertzen holdt.</l><lb/></lg></quote></cit><cb type="end"/><p>Von dem vielen Vortrefflichen, was dieser Codex sonst noch enthaͤlt, zeichnen wir noch No. 76 an, was uns gleich zuerst ins Auge faͤllt. –</p><lb/><cb type="start"/><cit><quote><lg type="poem"><l>Jch weis mir ein Bluͤmlein bloe</l><lb/><l>Von Himmel bloem Schein</l><lb/><l>Es stehet in gruͤner Auwe</l><lb/><l>Es heißt vergiß nit mein</l><lb/><l>Jch kunde es nirgend finden</l><lb/><l>Was mir verschwunden gar</l><lb/><l>Vor Reif und kalten Winden</l><lb/><l>Jst es nimmer da. –</l><lb/><l>Jch weis mir ein Bluͤmlein weise</l><lb/><cb/><l>Es stehet in gruͤnem Riet</l><lb/><l>Von Art so ist es kleine</l><lb/><l>Nun hab mich lieb</l><lb/><l>Es ist mir abgeneyt</l><lb/><l>Wol in dem Hertzen mein</l><lb/><l>Mein Lieb hat mich verschmeyt</l><lb/><l>Jch kann nit froͤlich sein.</l><lb/><l>Das Bluͤmlein das ich meine</l><lb/><l>Das ist rosina rot</l><lb/><cb type="end"/><cb type="start"/><l>Jst Herzen Trost genennet</l><lb/><l>Auf dierzer Heiden stet</l><lb/><l>Sein Farb ist im verbluhen</l><lb/><l>Der Wolgemuet</l><lb/><l>Verloren hab ich mein Trost.</l><lb/><l>Jch weis mir ein Bluemlein weise</l><lb/><l>Steht mir im gruenen Gras</l><lb/><l>Jst gewachsen mit gantzem Fleiße</l><lb/><l>Es heißt nun gar Schabab</l><lb/><l>Das Bluemlein must ich tragen</l><lb/><l>Wol dissen Sommer lang</l><lb/><l>Viel lieber wola ich haben</l><lb/><l>Mein Bulen umbefanng</l><lb/><l>Noch heuer gegen dissem Sommer</l><lb/><l>Kumpt uns der lichte May</l><lb/><l>Bringt uns das Bluemlein wider</l><lb/><l>Braun, weis, gelb nach der Zeit</l><lb/><l>So leut in mir nit wider</l><lb/><l>Was ein iglichs Bluemlein bedeut.</l><lb/><l>O du herzig Wolgemuet</l><lb/><l>Wie erfreistu mich so wol</l><lb/><l>Kein Bluemlein mir nie lieber wart</l><lb/><l>Zun Eren ich dein beger</l><lb/><l>Jch beger dein ewig zu bleiben</l><lb/><l>Biss uff das Ende mein</l><lb/><l>Halt mich in deiner Werde</l><lb/><cb/><l>Herzig Lieb vergiß nit mein.</l><lb/><l>Mein Herz leidt groß Kummer</l><lb/><l>Daz mein vergessen ist</l><lb/><l>So hoff ich uff den Summer</l><lb/><l>Wol uff des Meyes Frist</l><lb/><l>Wan sich die Reiffen vergangen</l><lb/><l>Und auch der kalte Schnee</l><lb/><l>Von der allerliebsten werdt ich entpfangen</l><lb/><l>Dets dem Klaffer im Hertzen whe.</l><lb/><l>Der Reiff mit seinen Zeitten</l><lb/><l>Verderbt vil Bluemlein zart</l><lb/><l>Ghet umb die Klaffer schmeichlen</l><lb/><l>Mit ungetreuwer Art</l><lb/><l>Vil grosser Lieb uff Erden</l><lb/><l>Die itzundt mues zerghen</l><lb/><l>Was mir heuer nit mag werden</l><lb/><l>Das wil ich ein ander Jar han.</l><lb/><l>Hertzlieb du darffest nit denkhen</l><lb/><l>Das ich von dir wil lon</l><lb/><l>An dir wil ich nit wencken</l><lb/><l>Bey dir khan ich nit seyn</l><lb/><l>Was ich gern thet in Trewen</l><lb/><l>Das schafft nein Ungewan</l><lb/><l>Hertzlieb nu halt dich steete</l><lb/><l>Wie fer ich doch von dir bin.</l><lb/></lg></quote></cit><cb type="end"/></note></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [47/0035]
Menge Anklaͤnge aus dem alten Minnegesang, wie sich aus ihrer Vergleichung mit den bekannten Sammlungen, und insbesondere wieder mit den Manuscripten No. 313, der Mynne Kint, und No. 357 der vaticanischen Sammlungen ergibt; eine Untersuchung, die aber nicht dieses Ortes seyn kann. *)
*) Wir koͤnnen uns nicht enthalten, einiges aus jener merkwuͤrdigen Handschrift beyzubringen, um urkundlich nachzuweisen, was zwey bis drey Jahrhunderte, die an jenen Dichtungen vorbey gegangen, uͤber sie vermocht. Die ersten Strophen des Gedichtes: der Graf und die Koͤnigstochter Wunderh. B. I, S. 265 lauten hier so:
Khunt ich von Herzen
Singen ein huͤbsche Tageweis
Von Lieb und bitterm Schmerzen
Nun merkhen uff mit Fleiß
Wie es eines Kuniges Tochter ging
Mit einem jungen Grafen
Nun hoͤrdt huͤpsch Wunderding.
An ihres Vatters Hofe
Manch edler Ritter was
Noch liebet sie den Graven
Uff Erdt fuͤr alles daz
Was Gott durch seine Weisheit erschuff
Heimlich aus betruͤbtem Herzen
Thett sie so manchen Rueff
Herr Gott sendt mir das Gluͤckhe
Das er mein Herz erkhen
Loͤß mir auf Bandt und Strickhe
Frau Venus edle mein
Wie der Junkfrauen im Herzen was
Also was auch dem Grafen
Allzeit ohn Undlaß
Keins doͤrffs dem andern offnen
Was im im Herzen lag
Jhr jeglichs thet sich hoffen
Ein selden reichen Tags
Der doch zur Lest mit Jamer kham
Eines thet dem andern schreiben
Und leyten hin ir Scham.
Ein Tag der wardt gemelde
Zu einem Brunnen kalt
Der lag fer in dem Felde
Vor einem gruͤnen Waldt
Wer ehe kem zu des Brunnen Fluß
Das solt des annde warten
Also was ihr Beschluß
Die Jungfrau thet sich zieren
Jn einen Mantel weis
Jr Brust thet in schnieren
Vermachts mit ganzem Fleiß
Auch sprach edel die Jungfrau schon
Kein Mann soll mich auff preißen
Dan eines Graffen Sun.
Da sie kam zu dem Brunnen
Sie funndt viel Freud und Lust
Sie dacht ich hab gewunnen
Mein Trauren ist verdust
Aus aller Noth wher ich erlost
O daß ich seh her reyten
Mein Hoffnung und mein Trost.
Zu Handt lief uß dem Walde
Ein grimme Loͤwinn her
Die Junckfrau gar balde
Sie floh von dannen fer
Und kam so fer demselben Tag
Jrn Mantel ließ sie liegen
Daraus kam Mort und Klag,
u.s.w.
Man vergleiche ebenso mit den Waͤchterliedern des Wunderhorns No. 106, S. 93 im Codex.
Der Waechter ruefft an den Tag
Wol an der Zymnen do er lag
Woll auf es mues geschieden seyn
Und wo zwey Herzlieb bey einander sein
Scheiden sie nit bald
Es taget vast vor jhenem Wald.
Nu lig guet Gesell und hab gemach
Es ist vor wahr nit heller Tag
Der Tag scheint durch die lichte Stern
Der Waͤchter der Waͤchter betrug uns Beyde gern
Das sag ich dir
Die Mitternacht ist noch nicht herfuͤr.
Die Nachtigall singt iren Ton
Als sie vorlangst hat gethon
Darbey spuͤrt man des Tages Schein
Woll auf es mus geschieden sein
Es taget vast
Jch laß dir weder Rue noch Rast.
Sie truͤckt ihn freundlich an ir Brust
Sy lagen nach ires Hertzen Lust
Mit weissen Armen umfangen schon
Sie sprach schoͤner Buel gehab dich wol
Laß dir wohl seyn
Sie bot im ir rots Muͤndelein.
Der guet Gesell freut sich der Wort
Kher dich herumb mein hoͤchster Hort
Du hast erfrewet das Hertze mein
Verschwunden ist mir all mein Pein
Zue dieser Frist
Sieh du Herzallerliebster bist.
Was zog er von den Hende sein
Von Golt ein Fingerlein
Sehe hin Buele wol zu der Letz
Damit du dich deines Leids vergetz
Zue dieser Zeit
Damit schiet er wol truͤrig uͤber die Haid.
Das Medlein schrie mit Layd ade
Nun behuet dich Gott vor allem wee
Du bist meins Herzens ein Edler Trost
Gedenkh Herzlieb mein Ellens gros
So ich verdolt
Noch bin ich mie von Hertzen holdt.
Von dem vielen Vortrefflichen, was dieser Codex sonst noch enthaͤlt, zeichnen wir noch No. 76 an, was uns gleich zuerst ins Auge faͤllt. –
Jch weis mir ein Bluͤmlein bloe
Von Himmel bloem Schein
Es stehet in gruͤner Auwe
Es heißt vergiß nit mein
Jch kunde es nirgend finden
Was mir verschwunden gar
Vor Reif und kalten Winden
Jst es nimmer da. –
Jch weis mir ein Bluͤmlein weise
Es stehet in gruͤnem Riet
Von Art so ist es kleine
Nun hab mich lieb
Es ist mir abgeneyt
Wol in dem Hertzen mein
Mein Lieb hat mich verschmeyt
Jch kann nit froͤlich sein.
Das Bluͤmlein das ich meine
Das ist rosina rot
Jst Herzen Trost genennet
Auf dierzer Heiden stet
Sein Farb ist im verbluhen
Der Wolgemuet
Verloren hab ich mein Trost.
Jch weis mir ein Bluemlein weise
Steht mir im gruenen Gras
Jst gewachsen mit gantzem Fleiße
Es heißt nun gar Schabab
Das Bluemlein must ich tragen
Wol dissen Sommer lang
Viel lieber wola ich haben
Mein Bulen umbefanng
Noch heuer gegen dissem Sommer
Kumpt uns der lichte May
Bringt uns das Bluemlein wider
Braun, weis, gelb nach der Zeit
So leut in mir nit wider
Was ein iglichs Bluemlein bedeut.
O du herzig Wolgemuet
Wie erfreistu mich so wol
Kein Bluemlein mir nie lieber wart
Zun Eren ich dein beger
Jch beger dein ewig zu bleiben
Biss uff das Ende mein
Halt mich in deiner Werde
Herzig Lieb vergiß nit mein.
Mein Herz leidt groß Kummer
Daz mein vergessen ist
So hoff ich uff den Summer
Wol uff des Meyes Frist
Wan sich die Reiffen vergangen
Und auch der kalte Schnee
Von der allerliebsten werdt ich entpfangen
Dets dem Klaffer im Hertzen whe.
Der Reiff mit seinen Zeitten
Verderbt vil Bluemlein zart
Ghet umb die Klaffer schmeichlen
Mit ungetreuwer Art
Vil grosser Lieb uff Erden
Die itzundt mues zerghen
Was mir heuer nit mag werden
Das wil ich ein ander Jar han.
Hertzlieb du darffest nit denkhen
Das ich von dir wil lon
An dir wil ich nit wencken
Bey dir khan ich nit seyn
Was ich gern thet in Trewen
Das schafft nein Ungewan
Hertzlieb nu halt dich steete
Wie fer ich doch von dir bin.
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(2018-02-08T18:42:42Z)
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