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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

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Ihr, von Müh zu Mühe so gepeinigt,
Seyd getrost, nun ist das All gereinigt,
Und nun darf der Mensch, als Priester, wagen
Gottes Gleichniss aus dem Stein zu schlagen.
Wo die Flamme brennt erkennet freudig,
Hell ist Nacht und Glieder sind geschmeidig,
An des Heerdes raschen Feuerkräften
Reift das Rohe Thier- und Pflanzensäften.
Schleppt ihr Holz herbey, so thut's mit Wonne,
Denn ihr tragt den Saamen irdscher Sonne,
Pflückt ihr Pambeh, mögt ihr traulich sagen:
Diese wird als Docht das Heilge tragen.
Werdet ihr in jeder Lampe Brennen
Fromm den Abglanz höhern Lichts erkennen,
Soll euch nie ein Missgeschick verwehren
Gottes Thron am Morgen zu verehren.
Da ist unsers Daseyns Kaisersiegel,
Uns und Engeln reiner Gottesspiegel,
Und was nur am Lob des Höchsten stammelt
Ist in Kreis' um Kreise dort versammelt.
Ihr, von Müh zu Mühe so gepeinigt,
Seyd getrost, nun ist das All gereinigt,
Und nun darf der Mensch, als Priester, wagen
Gottes Gleichniſs aus dem Stein zu schlagen.
Wo die Flamme brennt erkennet freudig,
Hell ist Nacht und Glieder sind geschmeidig,
An des Heerdes raschen Feuerkräften
Reift das Rohe Thier- und Pflanzensäften.
Schleppt ihr Holz herbey, so thut’s mit Wonne,
Denn ihr tragt den Saamen irdscher Sonne,
Pflückt ihr Pambeh, mögt ihr traulich sagen:
Diese wird als Docht das Heilge tragen.
Werdet ihr in jeder Lampe Brennen
Fromm den Abglanz höhern Lichts erkennen,
Soll euch nie ein Miſsgeschick verwehren
Gottes Thron am Morgen zu verehren.
Da ist unsers Daseyns Kaisersiegel,
Uns und Engeln reiner Gottesspiegel,
Und was nur am Lob des Höchsten stammelt
Ist in Kreis’ um Kreise dort versammelt.
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[220/0230] Ihr, von Müh zu Mühe so gepeinigt, Seyd getrost, nun ist das All gereinigt, Und nun darf der Mensch, als Priester, wagen Gottes Gleichniſs aus dem Stein zu schlagen. Wo die Flamme brennt erkennet freudig, Hell ist Nacht und Glieder sind geschmeidig, An des Heerdes raschen Feuerkräften Reift das Rohe Thier- und Pflanzensäften. Schleppt ihr Holz herbey, so thut’s mit Wonne, Denn ihr tragt den Saamen irdscher Sonne, Pflückt ihr Pambeh, mögt ihr traulich sagen: Diese wird als Docht das Heilge tragen. Werdet ihr in jeder Lampe Brennen Fromm den Abglanz höhern Lichts erkennen, Soll euch nie ein Miſsgeschick verwehren Gottes Thron am Morgen zu verehren. Da ist unsers Daseyns Kaisersiegel, Uns und Engeln reiner Gottesspiegel, Und was nur am Lob des Höchsten stammelt Ist in Kreis’ um Kreise dort versammelt.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/230>, abgerufen am 22.12.2024.