der schlichtesten Sprache, in dem leichtesten, fasslichsten Sylbenmasse seiner Mundart be- fleissigt und nur von weitem auf dasjenige hindeutet, wo der Orientale durch Künst- lichkeit und Künsteley zu gefallen strebt.
Das Verständniss jedoch wird durch manche nicht zu vermeidende fremde Worte gehindert, die desshalb dunkel sind, weil sie sich auf bestimmte Gegenstände bezie- hen, auf Glauben, Meynungen, Herkom- men, Fabeln und Sitten. Diese zu erklä- ren hielt man für die nächste Pflicht und hat dabey das Bedürfniss berücksichtigt, das aus Fragen und Einwendungen deutscher Hörenden und Lesenden hervorging. Ein angefügtes Register bezeichnet die Seite, wo dunkle Stellen vorkommen und auch wo sie erklärt werden. Dieses Erklären aber ge- schieht in einem gewissen Zusammenhange, damit nicht abgerissene Noten, sondern ein selbstständiger Text erscheine, der, obgleich nur flüchtig behandelt und lose verknüpft, dem Lesenden jedoch Uebersicht und Er- läuterung gewähre.
Möge das Bestreben unseres diessmaligen Berufes angenehm seyn! Wir dürfen es
der schlichtesten Sprache, in dem leichtesten, faſslichsten Sylbenmaſse seiner Mundart be- fleiſsigt und nur von weitem auf dasjenige hindeutet, wo der Orientale durch Künst- lichkeit und Künsteley zu gefallen strebt.
Das Verständniſs jedoch wird durch manche nicht zu vermeidende fremde Worte gehindert, die deſshalb dunkel sind, weil sie sich auf bestimmte Gegenstände bezie- hen, auf Glauben, Meynungen, Herkom- men, Fabeln und Sitten. Diese zu erklä- ren hielt man für die nächste Pflicht und hat dabey das Bedürfniſs berücksichtigt, das aus Fragen und Einwendungen deutscher Hörenden und Lesenden hervorging. Ein angefügtes Register bezeichnet die Seite, wo dunkle Stellen vorkommen und auch wo sie erklärt werden. Dieses Erklären aber ge- schieht in einem gewissen Zusammenhange, damit nicht abgerissene Noten, sondern ein selbstständiger Text erscheine, der, obgleich nur flüchtig behandelt und lose verknüpft, dem Lesenden jedoch Uebersicht und Er- läuterung gewähre.
Möge das Bestreben unseres dieſsmaligen Berufes angenehm seyn! Wir dürfen es
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der schlichtesten Sprache, in dem leichtesten,
faſslichsten Sylbenmaſse seiner Mundart be-
fleiſsigt und nur von weitem auf dasjenige
hindeutet, wo der Orientale durch Künst-
lichkeit und Künsteley zu gefallen strebt.
Das Verständniſs jedoch wird durch
manche nicht zu vermeidende fremde Worte
gehindert, die deſshalb dunkel sind, weil
sie sich auf bestimmte Gegenstände bezie-
hen, auf Glauben, Meynungen, Herkom-
men, Fabeln und Sitten. Diese zu erklä-
ren hielt man für die nächste Pflicht und
hat dabey das Bedürfniſs berücksichtigt, das
aus Fragen und Einwendungen deutscher
Hörenden und Lesenden hervorging. Ein
angefügtes Register bezeichnet die Seite, wo
dunkle Stellen vorkommen und auch wo sie
erklärt werden. Dieses Erklären aber ge-
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/256>, abgerufen am 22.12.2024.
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