in dem volkreichen Arabien damals herr- schenden Religionen, die meistentheils ver- mischt unter einander in den Tag hinein lebten und ohne Hirten und Wegweiser herum irrten, indem der grösste Theil Gö- tzendiener und die übrigen entweder Juden oder Christen eines höchst irrigen und ketze- rischen Glaubens waren, in der Erkennt- niss und Verehrung des einigen, ewigen und unsichtbaren Gottes, durch dessen All- macht alle Dinge geschaffen sind, und die so es nicht sind geschaffen werden können, des allerhöchsteu Herrschers, Richters und Herrn aller Herrn, unter der Bestätigung gewisser Gesetze und den äusserlichen Zei- chen gewisser Ceremonien, theils von alter und theils von neuer Einsetzung, und die durch Vorstellung sowohl zeitlicher als ewiger Belohnungen und Strafen eingeschärft wurden, zu vereinigen und sie alle zu dem Gehorsam des Mahomet, als des Propheten und Gesandten Gottes zu bringen, der nach den wiederholten Erinnerungen, Verheissun- gen und Drohungen der vorigen Zeiten endlich Gottes wahre Religion auf Erden durch Gewalt der Waffen fortpflanzen und
in dem volkreichen Arabien damals herr- schenden Religionen, die meistentheils ver- mischt unter einander in den Tag hinein lebten und ohne Hirten und Wegweiser herum irrten, indem der gröſste Theil Gö- tzendiener und die übrigen entweder Juden oder Christen eines höchst irrigen und ketze- rischen Glaubens waren, in der Erkennt- niſs und Verehrung des einigen, ewigen und unsichtbaren Gottes, durch dessen All- macht alle Dinge geschaffen sind, und die so es nicht sind geschaffen werden können, des allerhöchsteu Herrschers, Richters und Herrn aller Herrn, unter der Bestätigung gewisser Gesetze und den äuſserlichen Zei- chen gewisser Ceremonien, theils von alter und theils von neuer Einsetzung, und die durch Vorstellung sowohl zeitlicher als ewiger Belohnungen und Strafen eingeschärft wurden, zu vereinigen und sie alle zu dem Gehorsam des Mahomet, als des Propheten und Gesandten Gottes zu bringen, der nach den wiederholten Erinnerungen, Verheiſsun- gen und Drohungen der vorigen Zeiten endlich Gottes wahre Religion auf Erden durch Gewalt der Waffen fortpflanzen und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0293"n="283"/>
in dem volkreichen Arabien damals herr-<lb/>
schenden Religionen, die meistentheils ver-<lb/>
mischt unter einander in den Tag hinein<lb/>
lebten und ohne Hirten und Wegweiser<lb/>
herum irrten, indem der gröſste Theil Gö-<lb/>
tzendiener und die übrigen entweder Juden<lb/>
oder Christen eines höchst irrigen und ketze-<lb/>
rischen Glaubens waren, in der Erkennt-<lb/>
niſs und Verehrung des einigen, ewigen<lb/>
und unsichtbaren Gottes, durch dessen All-<lb/>
macht alle Dinge geschaffen sind, und die<lb/>
so es nicht sind geschaffen werden können,<lb/>
des allerhöchsteu Herrschers, Richters und<lb/>
Herrn aller Herrn, unter der Bestätigung<lb/>
gewisser Gesetze und den äuſserlichen Zei-<lb/>
chen gewisser Ceremonien, theils von alter<lb/>
und theils von neuer Einsetzung, und die<lb/>
durch Vorstellung sowohl zeitlicher als<lb/>
ewiger Belohnungen und Strafen eingeschärft<lb/>
wurden, zu vereinigen und sie alle zu dem<lb/>
Gehorsam des Mahomet, als des Propheten<lb/>
und Gesandten Gottes zu bringen, der nach<lb/>
den wiederholten Erinnerungen, Verheiſsun-<lb/>
gen und Drohungen der vorigen Zeiten<lb/>
endlich Gottes wahre Religion auf Erden<lb/>
durch Gewalt der Waffen fortpflanzen und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[283/0293]
in dem volkreichen Arabien damals herr-
schenden Religionen, die meistentheils ver-
mischt unter einander in den Tag hinein
lebten und ohne Hirten und Wegweiser
herum irrten, indem der gröſste Theil Gö-
tzendiener und die übrigen entweder Juden
oder Christen eines höchst irrigen und ketze-
rischen Glaubens waren, in der Erkennt-
niſs und Verehrung des einigen, ewigen
und unsichtbaren Gottes, durch dessen All-
macht alle Dinge geschaffen sind, und die
so es nicht sind geschaffen werden können,
des allerhöchsteu Herrschers, Richters und
Herrn aller Herrn, unter der Bestätigung
gewisser Gesetze und den äuſserlichen Zei-
chen gewisser Ceremonien, theils von alter
und theils von neuer Einsetzung, und die
durch Vorstellung sowohl zeitlicher als
ewiger Belohnungen und Strafen eingeschärft
wurden, zu vereinigen und sie alle zu dem
Gehorsam des Mahomet, als des Propheten
und Gesandten Gottes zu bringen, der nach
den wiederholten Erinnerungen, Verheiſsun-
gen und Drohungen der vorigen Zeiten
endlich Gottes wahre Religion auf Erden
durch Gewalt der Waffen fortpflanzen und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/293>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.