Ja! Lieben ist ein gross Verdienst! Wer findet schöneren Gewinnst? -- Du wirst nicht mächtig, wirst nicht reich; Jedoch den grössten Helden gleich. Man wird, so gut wie vom Propheten, Von Wamik und von Asra reden. -- Nicht reden wird man, wird sie nennen: Die Namen müssen alle kennen. Was sie gethan, was sie geübt Das weiss kein Mensch! Dass sie geliebt Das wissen wir. Genug gesagt! Wenn man nach Wamik und Asra fragt.
Nicht weniger ist dieses Buch geeignet zu symbolischer Abschweifung, deren man sich in den Feldern des Orients kaum ent- halten kann. Der geistreiche Mensch, nicht zufrieden mit dem was man ihm darstellt, betrachtet alles was sich den Sinnen dar- bietet, als eine Vermummung, wohinter ein höheres geistiges Leben sich schalkhaft-ei- gensinnig verstekt, um uns anzuziehen und in edlere Regionen aufzulocken. Verfährt hier der Dichter mit Bewusstseyn und Maass, so kann man es gelten lassen, sich daran freuen und zu entschiedenerem Auffluge die Fittige versuchen.
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Ja! Lieben ist ein groſs Verdienst! Wer findet schöneren Gewinnst? — Du wirst nicht mächtig, wirst nicht reich; Jedoch den gröſsten Helden gleich. Man wird, so gut wie vom Propheten, Von Wamik und von Asra reden. — Nicht reden wird man, wird sie nennen: Die Namen müssen alle kennen. Was sie gethan, was sie geübt Das weiſs kein Mensch! Daſs sie geliebt Das wissen wir. Genug gesagt! Wenn man nach Wamik und Asra fragt.
Nicht weniger ist dieses Buch geeignet zu symbolischer Abschweifung, deren man sich in den Feldern des Orients kaum ent- halten kann. Der geistreiche Mensch, nicht zufrieden mit dem was man ihm darstellt, betrachtet alles was sich den Sinnen dar- bietet, als eine Vermummung, wohinter ein höheres geistiges Leben sich schalkhaft-ei- gensinnig verstekt, um uns anzuziehen und in edlere Regionen aufzulocken. Verfährt hier der Dichter mit Bewuſstseyn und Maaſs, so kann man es gelten lassen, sich daran freuen und zu entschiedenerem Auffluge die Fittige versuchen.
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[401[403]/0413]
Ja! Lieben ist ein groſs Verdienst!
Wer findet schöneren Gewinnst? —
Du wirst nicht mächtig, wirst nicht reich;
Jedoch den gröſsten Helden gleich.
Man wird, so gut wie vom Propheten,
Von Wamik und von Asra reden. —
Nicht reden wird man, wird sie nennen:
Die Namen müssen alle kennen.
Was sie gethan, was sie geübt
Das weiſs kein Mensch! Daſs sie geliebt
Das wissen wir. Genug gesagt!
Wenn man nach Wamik und Asra fragt.
Nicht weniger ist dieses Buch geeignet
zu symbolischer Abschweifung, deren man
sich in den Feldern des Orients kaum ent-
halten kann. Der geistreiche Mensch, nicht
zufrieden mit dem was man ihm darstellt,
betrachtet alles was sich den Sinnen dar-
bietet, als eine Vermummung, wohinter ein
höheres geistiges Leben sich schalkhaft-ei-
gensinnig verstekt, um uns anzuziehen und
in edlere Regionen aufzulocken. Verfährt
hier der Dichter mit Bewuſstseyn und Maaſs,
so kann man es gelten lassen, sich daran
freuen und zu entschiedenerem Auffluge die
Fittige versuchen.
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 401[403]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/413>, abgerufen am 22.12.2024.
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