Himmel mit der Erde und bereitet ein den Menschen gegönntes Paradies. Dagegen ist der Unmuth stets egoistisch, er besteht auf Forderungen, deren Gewährung ihm aussen blieb; er ist anmasslich, abstossend und er- freut niemand, selbst diejenigen kaum die von gleichem Gefühl ergriffen sind. Dem- ungeachtet aber kann der Mensch solche Explosionen nicht immer zurückhalten, ja er thut wohl, wenn er seinem Verdruss, besonders über verhinderte, gestörte Thätig- keit, auf diese Weise Luft zu machen trach- tet. Schon jetzt hätte dies Buch viel stär- ker und reicher seyn sollen; doch haben wir manches, um alle Missstimmung zu verhüten, bey Seite gelegt. Wie wir denn hierbey bemerken dass dergleichen Äusse- rungen, welche für den Augenblick bedenk- lich scheinen, in der Folge aber, als unver- fänglich, mit Heiterkeit und Wohlwollen aufgenommen werden, unter der Rubrik Paralipomena künftigen Jahren aufge- spart worden.
Dagegen ergreifen wir diese Gelegen- heit von der Anmassung zu reden, und zwar vorerst, wie sie im Orient zur Erscheinung
Himmel mit der Erde und bereitet ein den Menschen gegönntes Paradies. Dagegen ist der Unmuth stets egoistisch, er besteht auf Forderungen, deren Gewährung ihm auſsen blieb; er ist anmaſslich, abstoſsend und er- freut niemand, selbst diejenigen kaum die von gleichem Gefühl ergriffen sind. Dem- ungeachtet aber kann der Mensch solche Explosionen nicht immer zurückhalten, ja er thut wohl, wenn er seinem Verdruſs, besonders über verhinderte, gestörte Thätig- keit, auf diese Weise Luft zu machen trach- tet. Schon jetzt hätte dies Buch viel stär- ker und reicher seyn sollen; doch haben wir manches, um alle Miſsstimmung zu verhüten, bey Seite gelegt. Wie wir denn hierbey bemerken daſs dergleichen Äuſse- rungen, welche für den Augenblick bedenk- lich scheinen, in der Folge aber, als unver- fänglich, mit Heiterkeit und Wohlwollen aufgenommen werden, unter der Rubrik Paralipomena künftigen Jahren aufge- spart worden.
Dagegen ergreifen wir diese Gelegen- heit von der Anmaſsung zu reden, und zwar vorerst, wie sie im Orient zur Erscheinung
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[403[405]/0415]
Himmel mit der Erde und bereitet ein den
Menschen gegönntes Paradies. Dagegen ist
der Unmuth stets egoistisch, er besteht auf
Forderungen, deren Gewährung ihm auſsen
blieb; er ist anmaſslich, abstoſsend und er-
freut niemand, selbst diejenigen kaum die
von gleichem Gefühl ergriffen sind. Dem-
ungeachtet aber kann der Mensch solche
Explosionen nicht immer zurückhalten, ja
er thut wohl, wenn er seinem Verdruſs,
besonders über verhinderte, gestörte Thätig-
keit, auf diese Weise Luft zu machen trach-
tet. Schon jetzt hätte dies Buch viel stär-
ker und reicher seyn sollen; doch haben
wir manches, um alle Miſsstimmung zu
verhüten, bey Seite gelegt. Wie wir denn
hierbey bemerken daſs dergleichen Äuſse-
rungen, welche für den Augenblick bedenk-
lich scheinen, in der Folge aber, als unver-
fänglich, mit Heiterkeit und Wohlwollen
aufgenommen werden, unter der Rubrik
Paralipomena künftigen Jahren aufge-
spart worden.
Dagegen ergreifen wir diese Gelegen-
heit von der Anmaſsung zu reden, und zwar
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 403[405]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/415>, abgerufen am 22.12.2024.
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