lig im urältesten Styl ruft er sein ganzes Heeresvolk in die Flächen von Aderbijan zusammen, es drängt sich in allen seinen Abtheilungen, zu Ross und Fuss, mit den mannigfaltigsten Waffen herbey; zugleich ein unendlicher Tross. Denn jeder nimmt, wie bey einer Auswanderung, Weiber, Kin- der und Gepäcke mit. Auch della Valle führt seine schöne Maani und ihre Frauen, zu Pferd und Senfte, dem Heer und Hofe nach, wesshalb ihn der Kaiser belobt, weil er sich hiedurch als einen angesehenen Mann beweist.
Einer solchen ganzen Nation, die sich massenhaft in Bewegung setzt, darf es nun auch an gar nichts fehlen was sie zu Hause allenfalls bedürfen könnte; weshalb denn Kauf- und Handelsleute aller Art mitzie- hen, überall einen flüchtigen Bazar aufschla- gen, eines guten Absatzes gewärtig. Man vergleicht daher das Lager des Kaisers je- derzeit einer Stadt, worin denn auch so gute Polizey und Ordnung gehandhabt wird, dass niemand, bey grausamer Strafe, weder fouragiren noch requiriren, viel weniger aber plündern darf, sondern von Grossen
lig im urältesten Styl ruft er sein ganzes Heeresvolk in die Flächen von Aderbijan zusammen, es drängt sich in allen seinen Abtheilungen, zu Roſs und Fuſs, mit den mannigfaltigsten Waffen herbey; zugleich ein unendlicher Troſs. Denn jeder nimmt, wie bey einer Auswanderung, Weiber, Kin- der und Gepäcke mit. Auch della Valle führt seine schöne Maani und ihre Frauen, zu Pferd und Senfte, dem Heer und Hofe nach, weſshalb ihn der Kaiser belobt, weil er sich hiedurch als einen angesehenen Mann beweist.
Einer solchen ganzen Nation, die sich massenhaft in Bewegung setzt, darf es nun auch an gar nichts fehlen was sie zu Hause allenfalls bedürfen könnte; weshalb denn Kauf- und Handelsleute aller Art mitzie- hen, überall einen flüchtigen Bazar aufschla- gen, eines guten Absatzes gewärtig. Man vergleicht daher das Lager des Kaisers je- derzeit einer Stadt, worin denn auch so gute Polizey und Ordnung gehandhabt wird, daſs niemand, bey grausamer Strafe, weder fouragiren noch requiriren, viel weniger aber plündern darf, sondern von Groſsen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0489"n="477[479]"/>
lig im urältesten Styl ruft er sein ganzes<lb/>
Heeresvolk in die Flächen von Aderbijan<lb/>
zusammen, es drängt sich in allen seinen<lb/>
Abtheilungen, zu Roſs und Fuſs, mit den<lb/>
mannigfaltigsten Waffen herbey; zugleich<lb/>
ein unendlicher Troſs. Denn jeder nimmt,<lb/>
wie bey einer Auswanderung, Weiber, Kin-<lb/>
der und Gepäcke mit. Auch della Valle<lb/>
führt seine schöne Maani und ihre Frauen,<lb/>
zu Pferd und Senfte, dem Heer und Hofe<lb/>
nach, weſshalb ihn der Kaiser belobt, weil<lb/>
er sich hiedurch als einen angesehenen<lb/>
Mann beweist.</p><lb/><p>Einer solchen ganzen Nation, die sich<lb/>
massenhaft in Bewegung setzt, darf es nun<lb/>
auch an gar nichts fehlen was sie zu Hause<lb/>
allenfalls bedürfen könnte; weshalb denn<lb/>
Kauf- und Handelsleute aller Art mitzie-<lb/>
hen, überall einen flüchtigen Bazar aufschla-<lb/>
gen, eines guten Absatzes gewärtig. Man<lb/>
vergleicht daher das Lager des Kaisers je-<lb/>
derzeit einer Stadt, worin denn auch so<lb/>
gute Polizey und Ordnung gehandhabt wird,<lb/>
daſs niemand, bey grausamer Strafe, weder<lb/>
fouragiren noch requiriren, viel weniger<lb/>
aber plündern darf, sondern von Groſsen<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[477[479]/0489]
lig im urältesten Styl ruft er sein ganzes
Heeresvolk in die Flächen von Aderbijan
zusammen, es drängt sich in allen seinen
Abtheilungen, zu Roſs und Fuſs, mit den
mannigfaltigsten Waffen herbey; zugleich
ein unendlicher Troſs. Denn jeder nimmt,
wie bey einer Auswanderung, Weiber, Kin-
der und Gepäcke mit. Auch della Valle
führt seine schöne Maani und ihre Frauen,
zu Pferd und Senfte, dem Heer und Hofe
nach, weſshalb ihn der Kaiser belobt, weil
er sich hiedurch als einen angesehenen
Mann beweist.
Einer solchen ganzen Nation, die sich
massenhaft in Bewegung setzt, darf es nun
auch an gar nichts fehlen was sie zu Hause
allenfalls bedürfen könnte; weshalb denn
Kauf- und Handelsleute aller Art mitzie-
hen, überall einen flüchtigen Bazar aufschla-
gen, eines guten Absatzes gewärtig. Man
vergleicht daher das Lager des Kaisers je-
derzeit einer Stadt, worin denn auch so
gute Polizey und Ordnung gehandhabt wird,
daſs niemand, bey grausamer Strafe, weder
fouragiren noch requiriren, viel weniger
aber plündern darf, sondern von Groſsen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 477[479]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/489>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.