Das was man dabey gewahr wird, ist sehr ein- fach. Erstlich muß man bedenken, daß die prismati- schen Farben viel lebhafter sind, als die Farben der Fläche, worauf man sie fallen läßt. Zweytens kommt in Betracht, daß die prismatische Farbe entweder ho- mogen mit der Fläche, oder heterogen seyn kann. Im ersten Fall erhöht und verherrlicht sie solche und wird dadurch verherrlicht, wie der farbige Stein durch eine gleichgefärbte Folie. Im entgegengesetzten Falle be- schmutzt, stört und zerstört eine die andre.
567.
Man kann diese Versuche durch farbige Gläser wiederholen, und das Sonnenlicht durch dieselben auf farbige Flächen fallen lassen; und durchaus werden ähnliche Resultate erscheinen.
568.
Ein Gleiches wird bewirkt, wenn der Beobach- ter durch farbige Gläser nach gefärbten Gegenständen hinsieht, deren Farben sodann nach Beschaffenheit er- höht, erniedrigt oder aufgehoben werden.
569.
Läßt man die prismatischen Farben durch farbige Gläser durchgehen, so treten die Erscheinungen völlig analog hervor; wobey mehr oder weniger Energie, mehr oder weniger Helle und Dunkle, Klarheit und Reinheit des Glases in Betracht kommt, und man- chen zarten Unterschied hervorbringt, wie jeder genaue
566.
Das was man dabey gewahr wird, iſt ſehr ein- fach. Erſtlich muß man bedenken, daß die prismati- ſchen Farben viel lebhafter ſind, als die Farben der Flaͤche, worauf man ſie fallen laͤßt. Zweytens kommt in Betracht, daß die prismatiſche Farbe entweder ho- mogen mit der Flaͤche, oder heterogen ſeyn kann. Im erſten Fall erhoͤht und verherrlicht ſie ſolche und wird dadurch verherrlicht, wie der farbige Stein durch eine gleichgefaͤrbte Folie. Im entgegengeſetzten Falle be- ſchmutzt, ſtoͤrt und zerſtoͤrt eine die andre.
567.
Man kann dieſe Verſuche durch farbige Glaͤſer wiederholen, und das Sonnenlicht durch dieſelben auf farbige Flaͤchen fallen laſſen; und durchaus werden aͤhnliche Reſultate erſcheinen.
568.
Ein Gleiches wird bewirkt, wenn der Beobach- ter durch farbige Glaͤſer nach gefaͤrbten Gegenſtaͤnden hinſieht, deren Farben ſodann nach Beſchaffenheit er- hoͤht, erniedrigt oder aufgehoben werden.
569.
Laͤßt man die prismatiſchen Farben durch farbige Glaͤſer durchgehen, ſo treten die Erſcheinungen voͤllig analog hervor; wobey mehr oder weniger Energie, mehr oder weniger Helle und Dunkle, Klarheit und Reinheit des Glaſes in Betracht kommt, und man- chen zarten Unterſchied hervorbringt, wie jeder genaue
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0266"n="212"/><divn="4"><head>566.</head><lb/><p>Das was man dabey gewahr wird, iſt ſehr ein-<lb/>
fach. Erſtlich muß man bedenken, daß die prismati-<lb/>ſchen Farben viel lebhafter ſind, als die Farben der<lb/>
Flaͤche, worauf man ſie fallen laͤßt. Zweytens kommt<lb/>
in Betracht, daß die prismatiſche Farbe entweder ho-<lb/>
mogen mit der Flaͤche, oder heterogen ſeyn kann. Im<lb/>
erſten Fall erhoͤht und verherrlicht ſie ſolche und wird<lb/>
dadurch verherrlicht, wie der farbige Stein durch eine<lb/>
gleichgefaͤrbte Folie. Im entgegengeſetzten Falle be-<lb/>ſchmutzt, ſtoͤrt und zerſtoͤrt eine die andre.</p></div><lb/><divn="4"><head>567.</head><lb/><p>Man kann dieſe Verſuche durch farbige Glaͤſer<lb/>
wiederholen, und das Sonnenlicht durch dieſelben<lb/>
auf farbige Flaͤchen fallen laſſen; und durchaus werden<lb/>
aͤhnliche Reſultate erſcheinen.</p></div><lb/><divn="4"><head>568.</head><lb/><p>Ein Gleiches wird bewirkt, wenn der Beobach-<lb/>
ter durch farbige Glaͤſer nach gefaͤrbten Gegenſtaͤnden<lb/>
hinſieht, deren Farben ſodann nach Beſchaffenheit er-<lb/>
hoͤht, erniedrigt oder aufgehoben werden.</p></div><lb/><divn="4"><head>569.</head><lb/><p>Laͤßt man die prismatiſchen Farben durch farbige<lb/>
Glaͤſer durchgehen, ſo treten die Erſcheinungen voͤllig<lb/>
analog hervor; wobey mehr oder weniger Energie,<lb/>
mehr oder weniger Helle und Dunkle, Klarheit und<lb/>
Reinheit des Glaſes in Betracht kommt, und man-<lb/>
chen zarten Unterſchied hervorbringt, wie jeder genaue<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[212/0266]
566.
Das was man dabey gewahr wird, iſt ſehr ein-
fach. Erſtlich muß man bedenken, daß die prismati-
ſchen Farben viel lebhafter ſind, als die Farben der
Flaͤche, worauf man ſie fallen laͤßt. Zweytens kommt
in Betracht, daß die prismatiſche Farbe entweder ho-
mogen mit der Flaͤche, oder heterogen ſeyn kann. Im
erſten Fall erhoͤht und verherrlicht ſie ſolche und wird
dadurch verherrlicht, wie der farbige Stein durch eine
gleichgefaͤrbte Folie. Im entgegengeſetzten Falle be-
ſchmutzt, ſtoͤrt und zerſtoͤrt eine die andre.
567.
Man kann dieſe Verſuche durch farbige Glaͤſer
wiederholen, und das Sonnenlicht durch dieſelben
auf farbige Flaͤchen fallen laſſen; und durchaus werden
aͤhnliche Reſultate erſcheinen.
568.
Ein Gleiches wird bewirkt, wenn der Beobach-
ter durch farbige Glaͤſer nach gefaͤrbten Gegenſtaͤnden
hinſieht, deren Farben ſodann nach Beſchaffenheit er-
hoͤht, erniedrigt oder aufgehoben werden.
569.
Laͤßt man die prismatiſchen Farben durch farbige
Glaͤſer durchgehen, ſo treten die Erſcheinungen voͤllig
analog hervor; wobey mehr oder weniger Energie,
mehr oder weniger Helle und Dunkle, Klarheit und
Reinheit des Glaſes in Betracht kommt, und man-
chen zarten Unterſchied hervorbringt, wie jeder genaue
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/266>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.