Wir wenden uns nun zu der letzten Art der Zu- sammenstellungen, welche sich aus dem Kreise leicht herausfinden lassen. Es sind nehmlich diejenigen, welche durch kleinere Chorden angedeutet werden, wenn man nicht eine ganze Mittelfarbe, sondern nur den Ueber- gang aus einer in die andere überspringt.
827.
Man kann diese Zusammenstellungen wohl die charakterlosen nennen, indem sie zu nahe an einander liegen, als daß ihr Eindruck bedeutsam werden könnte. Doch behaupten die meisten immer noch ein gewisses Recht, da sie ein Fortschreiten andeuten, dessen Ver- hältniß aber kaum fühlbar werden kann.
828.
So drucken Gelb und Gelbroth, Gelbroth und Purpur, Blau und Blauroth, Blauroth und Purpur die nächsten Stufen der Steigerung und Culmination aus, und können in gewissen Verhältnissen der Mas- sen keine üble Wirkung thun.
829.
Gelb und Grün hat immer etwas Gemein-heiteres, Blau und Grün aber immer etwas Gemein-widerliches;
Charakterloſe Zuſammenſtellungen.
826.
Wir wenden uns nun zu der letzten Art der Zu- ſammenſtellungen, welche ſich aus dem Kreiſe leicht herausfinden laſſen. Es ſind nehmlich diejenigen, welche durch kleinere Chorden angedeutet werden, wenn man nicht eine ganze Mittelfarbe, ſondern nur den Ueber- gang aus einer in die andere uͤberſpringt.
827.
Man kann dieſe Zuſammenſtellungen wohl die charakterloſen nennen, indem ſie zu nahe an einander liegen, als daß ihr Eindruck bedeutſam werden koͤnnte. Doch behaupten die meiſten immer noch ein gewiſſes Recht, da ſie ein Fortſchreiten andeuten, deſſen Ver- haͤltniß aber kaum fuͤhlbar werden kann.
828.
So drucken Gelb und Gelbroth, Gelbroth und Purpur, Blau und Blauroth, Blauroth und Purpur die naͤchſten Stufen der Steigerung und Culmination aus, und koͤnnen in gewiſſen Verhaͤltniſſen der Maſ- ſen keine uͤble Wirkung thun.
829.
Gelb und Gruͤn hat immer etwas Gemein-heiteres, Blau und Gruͤn aber immer etwas Gemein-widerliches;
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Charakterloſe Zuſammenſtellungen.
826.
Wir wenden uns nun zu der letzten Art der Zu-
ſammenſtellungen, welche ſich aus dem Kreiſe leicht
herausfinden laſſen. Es ſind nehmlich diejenigen, welche
durch kleinere Chorden angedeutet werden, wenn man
nicht eine ganze Mittelfarbe, ſondern nur den Ueber-
gang aus einer in die andere uͤberſpringt.
827.
Man kann dieſe Zuſammenſtellungen wohl die
charakterloſen nennen, indem ſie zu nahe an einander
liegen, als daß ihr Eindruck bedeutſam werden koͤnnte.
Doch behaupten die meiſten immer noch ein gewiſſes
Recht, da ſie ein Fortſchreiten andeuten, deſſen Ver-
haͤltniß aber kaum fuͤhlbar werden kann.
828.
So drucken Gelb und Gelbroth, Gelbroth und
Purpur, Blau und Blauroth, Blauroth und Purpur
die naͤchſten Stufen der Steigerung und Culmination
aus, und koͤnnen in gewiſſen Verhaͤltniſſen der Maſ-
ſen keine uͤble Wirkung thun.
829.
Gelb und Gruͤn hat immer etwas Gemein-heiteres,
Blau und Gruͤn aber immer etwas Gemein-widerliches;
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/363>, abgerufen am 23.12.2024.
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