Streifen verrucken und nur noch feuriger roth wer- den. Das Violette hingegen wird das Papier verlassen und als ein geistiger, jedoch sehr deutlicher Streif, tie- fer unten, über der Finsterniß schweben. Abermals eine sehr empfehlenswerthe Erscheinung für diejenigen, welche die Newtonische Taschenspielerey fortzusetzen ge- denken; höchlich bewundernswerth für die Schüler in der Laufbank.
149.
Aber damit man vom Staunen zum Schauen über- gehen möge, geben wir folgende Vorrichtung an. Man mache den gedachten Streifen nicht sehr lang, nicht länger, als daß beyde Bildertheile jedes zur Hälfte darauf Platz haben. Man mache die Wangen des Rahmens, an die man den Streifen befestigt, etwas breit, so daß die andre Hälfte der Bilder, der Länge nach getheilt, darauf erscheinen könne. Man sieht nun also beyde Bilder zugleich, mit allen ihren Schattirun- gen, das eine höher, das andre tiefer, zu beyden Sei- ten des Rahmens. Man sieht nun auch einzelne Theile nach Belieben, z. B. Gelbroth und Blauroth von beyden Seiten auf dem Papierstreifen. Nun er- greife man jene Versuchsweise. Man blicke durchs Prisma nach dieser Vorrichtung; so wird man zugleich die Veränderung der ganzen Bilder und die Verände- rung der Theile gewahr werden. Das höhere Bild, welches dem Streifen die rothe Farbe mittheilt, zieht sich zusammen, ohne daß das Rothe seine Stelle auf dem Rahmen, ohne daß die rothe Farbe den Strei-
Streifen verrucken und nur noch feuriger roth wer- den. Das Violette hingegen wird das Papier verlaſſen und als ein geiſtiger, jedoch ſehr deutlicher Streif, tie- fer unten, uͤber der Finſterniß ſchweben. Abermals eine ſehr empfehlenswerthe Erſcheinung fuͤr diejenigen, welche die Newtoniſche Taſchenſpielerey fortzuſetzen ge- denken; hoͤchlich bewundernswerth fuͤr die Schuͤler in der Laufbank.
149.
Aber damit man vom Staunen zum Schauen uͤber- gehen moͤge, geben wir folgende Vorrichtung an. Man mache den gedachten Streifen nicht ſehr lang, nicht laͤnger, als daß beyde Bildertheile jedes zur Haͤlfte darauf Platz haben. Man mache die Wangen des Rahmens, an die man den Streifen befeſtigt, etwas breit, ſo daß die andre Haͤlfte der Bilder, der Laͤnge nach getheilt, darauf erſcheinen koͤnne. Man ſieht nun alſo beyde Bilder zugleich, mit allen ihren Schattirun- gen, das eine hoͤher, das andre tiefer, zu beyden Sei- ten des Rahmens. Man ſieht nun auch einzelne Theile nach Belieben, z. B. Gelbroth und Blauroth von beyden Seiten auf dem Papierſtreifen. Nun er- greife man jene Verſuchsweiſe. Man blicke durchs Prisma nach dieſer Vorrichtung; ſo wird man zugleich die Veraͤnderung der ganzen Bilder und die Veraͤnde- rung der Theile gewahr werden. Das hoͤhere Bild, welches dem Streifen die rothe Farbe mittheilt, zieht ſich zuſammen, ohne daß das Rothe ſeine Stelle auf dem Rahmen, ohne daß die rothe Farbe den Strei-
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Streifen verrucken und nur noch feuriger roth wer-
den. Das Violette hingegen wird das Papier verlaſſen
und als ein geiſtiger, jedoch ſehr deutlicher Streif, tie-
fer unten, uͤber der Finſterniß ſchweben. Abermals
eine ſehr empfehlenswerthe Erſcheinung fuͤr diejenigen,
welche die Newtoniſche Taſchenſpielerey fortzuſetzen ge-
denken; hoͤchlich bewundernswerth fuͤr die Schuͤler in
der Laufbank.
149.
Aber damit man vom Staunen zum Schauen uͤber-
gehen moͤge, geben wir folgende Vorrichtung an. Man
mache den gedachten Streifen nicht ſehr lang, nicht
laͤnger, als daß beyde Bildertheile jedes zur Haͤlfte
darauf Platz haben. Man mache die Wangen des
Rahmens, an die man den Streifen befeſtigt, etwas
breit, ſo daß die andre Haͤlfte der Bilder, der Laͤnge
nach getheilt, darauf erſcheinen koͤnne. Man ſieht nun
alſo beyde Bilder zugleich, mit allen ihren Schattirun-
gen, das eine hoͤher, das andre tiefer, zu beyden Sei-
ten des Rahmens. Man ſieht nun auch einzelne
Theile nach Belieben, z. B. Gelbroth und Blauroth
von beyden Seiten auf dem Papierſtreifen. Nun er-
greife man jene Verſuchsweiſe. Man blicke durchs
Prisma nach dieſer Vorrichtung; ſo wird man zugleich
die Veraͤnderung der ganzen Bilder und die Veraͤnde-
rung der Theile gewahr werden. Das hoͤhere Bild,
welches dem Streifen die rothe Farbe mittheilt, zieht
ſich zuſammen, ohne daß das Rothe ſeine Stelle auf
dem Rahmen, ohne daß die rothe Farbe den Strei-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/496>, abgerufen am 23.12.2024.
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