auf geworfen, die Linse ist nach dem Zimmer zu ge- richtet und in gehöriger Entfernung steht die zweite Tafel, worauf die Abbildung geschehen soll. Eine solche Vorrichtung hat große Bequemlichkeiten, indem sie diesen Versuch dem zweyten gleichstellt; auch sogar darin, daß die Schattenstriche rein schwarz dastehen und nicht von den prismatischen Farben überlasirt sind.
172.
Hier drängt sich uns abermals auf, daß durchaus das experimentirende Verfahren Newtons deshalb tadel- haft ist, weil er seinen Apparat mit auffallender Un- gleichheit einmal zufällig ergreift, wie ihm irgend et- was zur Hand kommt, dann aber mit Complication und Ueberkünstelung nicht fertig werden kann.
173.
Ferner ist hier zu bemerken, daß Newton sein Vorbild behandelt als wär' es unveränderlich, wie das Vorbild des zweyten Versuchs, da es doch wan- delbar ist. Natürlicher Weise läßt sich das hier auf der Rückseite des durchsichtigen Papiers erscheinende Bild, durch ein entgegengesetztes Prisma angesehen, auf den Nullpunkt reduciren und sodann völlig umkehren. Wie sich durch Linsen das prismatische Bild verändern läßt, erfahren wir künftig, und wir halten uns um so weniger bey dieser Betrachtung auf, als wir zum Zwecke des gegenwärtigen Versuchs dieses Bild einst- weilen als ein fixes annehmen dürfen.
auf geworfen, die Linſe iſt nach dem Zimmer zu ge- richtet und in gehoͤriger Entfernung ſteht die zweite Tafel, worauf die Abbildung geſchehen ſoll. Eine ſolche Vorrichtung hat große Bequemlichkeiten, indem ſie dieſen Verſuch dem zweyten gleichſtellt; auch ſogar darin, daß die Schattenſtriche rein ſchwarz daſtehen und nicht von den priſmatiſchen Farben uͤberlaſirt ſind.
172.
Hier draͤngt ſich uns abermals auf, daß durchaus das experimentirende Verfahren Newtons deshalb tadel- haft iſt, weil er ſeinen Apparat mit auffallender Un- gleichheit einmal zufaͤllig ergreift, wie ihm irgend et- was zur Hand kommt, dann aber mit Complication und Ueberkuͤnſtelung nicht fertig werden kann.
173.
Ferner iſt hier zu bemerken, daß Newton ſein Vorbild behandelt als waͤr’ es unveraͤnderlich, wie das Vorbild des zweyten Verſuchs, da es doch wan- delbar iſt. Natuͤrlicher Weiſe laͤßt ſich das hier auf der Ruͤckſeite des durchſichtigen Papiers erſcheinende Bild, durch ein entgegengeſetztes Prisma angeſehen, auf den Nullpunkt reduciren und ſodann voͤllig umkehren. Wie ſich durch Linſen das prismatiſche Bild veraͤndern laͤßt, erfahren wir kuͤnftig, und wir halten uns um ſo weniger bey dieſer Betrachtung auf, als wir zum Zwecke des gegenwaͤrtigen Verſuchs dieſes Bild einſt- weilen als ein fixes annehmen duͤrfen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0510"n="456"/>
auf geworfen, die Linſe iſt nach dem Zimmer zu ge-<lb/>
richtet und in gehoͤriger Entfernung ſteht die zweite<lb/>
Tafel, worauf die Abbildung geſchehen ſoll. Eine<lb/>ſolche Vorrichtung hat große Bequemlichkeiten, indem<lb/>ſie dieſen Verſuch dem zweyten gleichſtellt; auch ſogar<lb/>
darin, daß die Schattenſtriche rein ſchwarz daſtehen<lb/>
und nicht von den priſmatiſchen Farben uͤberlaſirt ſind.</p></div><lb/><divn="5"><head>172.</head><lb/><p>Hier draͤngt ſich uns abermals auf, daß durchaus<lb/>
das experimentirende Verfahren Newtons deshalb tadel-<lb/>
haft iſt, weil er ſeinen Apparat mit auffallender Un-<lb/>
gleichheit einmal zufaͤllig ergreift, wie ihm irgend et-<lb/>
was zur Hand kommt, dann aber mit Complication<lb/>
und Ueberkuͤnſtelung nicht fertig werden kann.</p></div><lb/><divn="5"><head>173.</head><lb/><p>Ferner iſt hier zu bemerken, daß Newton ſein<lb/>
Vorbild behandelt als waͤr’ es unveraͤnderlich, wie<lb/>
das Vorbild des zweyten Verſuchs, da es doch wan-<lb/>
delbar iſt. Natuͤrlicher Weiſe laͤßt ſich das hier auf<lb/>
der Ruͤckſeite des durchſichtigen Papiers erſcheinende<lb/>
Bild, durch ein entgegengeſetztes Prisma angeſehen, auf<lb/>
den Nullpunkt reduciren und ſodann voͤllig umkehren.<lb/>
Wie ſich durch Linſen das prismatiſche Bild veraͤndern<lb/>
laͤßt, erfahren wir kuͤnftig, und wir halten uns um<lb/>ſo weniger bey dieſer Betrachtung auf, als wir zum<lb/>
Zwecke des gegenwaͤrtigen Verſuchs dieſes Bild einſt-<lb/>
weilen als ein fixes annehmen duͤrfen.</p></div><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[456/0510]
auf geworfen, die Linſe iſt nach dem Zimmer zu ge-
richtet und in gehoͤriger Entfernung ſteht die zweite
Tafel, worauf die Abbildung geſchehen ſoll. Eine
ſolche Vorrichtung hat große Bequemlichkeiten, indem
ſie dieſen Verſuch dem zweyten gleichſtellt; auch ſogar
darin, daß die Schattenſtriche rein ſchwarz daſtehen
und nicht von den priſmatiſchen Farben uͤberlaſirt ſind.
172.
Hier draͤngt ſich uns abermals auf, daß durchaus
das experimentirende Verfahren Newtons deshalb tadel-
haft iſt, weil er ſeinen Apparat mit auffallender Un-
gleichheit einmal zufaͤllig ergreift, wie ihm irgend et-
was zur Hand kommt, dann aber mit Complication
und Ueberkuͤnſtelung nicht fertig werden kann.
173.
Ferner iſt hier zu bemerken, daß Newton ſein
Vorbild behandelt als waͤr’ es unveraͤnderlich, wie
das Vorbild des zweyten Verſuchs, da es doch wan-
delbar iſt. Natuͤrlicher Weiſe laͤßt ſich das hier auf
der Ruͤckſeite des durchſichtigen Papiers erſcheinende
Bild, durch ein entgegengeſetztes Prisma angeſehen, auf
den Nullpunkt reduciren und ſodann voͤllig umkehren.
Wie ſich durch Linſen das prismatiſche Bild veraͤndern
laͤßt, erfahren wir kuͤnftig, und wir halten uns um
ſo weniger bey dieſer Betrachtung auf, als wir zum
Zwecke des gegenwaͤrtigen Verſuchs dieſes Bild einſt-
weilen als ein fixes annehmen duͤrfen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/510>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.