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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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habe ich die Gegenstände in derselben Lage, durch dasselbe
Prisma, in derselben Entfernung betrachtet.

280.

Hier gebärdet sich der Verfasser als wenn er recht
genau auf die Umstände Acht gäbe, da er doch den
Hauptumstand außer Acht gelassen.

281.

Nichts war unterschieden als daß sie von verschiedenem
Licht erleuchtet wurden, davon das eine einfach und das an-
dre zusammengesetzt war.

282.

Und nun hätten wir denn also das einfache und
zusammengesetzte Licht völlig fertig, das freylich schon
viel früher fertig war: denn es stak schon in der er-
sten Proposition und kam immer gleich unerwiesen in
jeder Proposition und in jedem Experimente zurück.

283.

Deswegen also keine andre Ursache seyn kann, warum
wir jene Gegenstände in einem Fall so deutlich, in dem an-
dern so dunkel sehen, als die Verschiedenheit der Lichter.

284.

Ja wohl der Lichter; aber nicht in sofern sie
farbig oder farblos, einfach oder zusammengesetzt sind,
sondern in sofern sie heller oder dunkler scheinen.

habe ich die Gegenſtaͤnde in derſelben Lage, durch daſſelbe
Prisma, in derſelben Entfernung betrachtet.

280.

Hier gebaͤrdet ſich der Verfaſſer als wenn er recht
genau auf die Umſtaͤnde Acht gaͤbe, da er doch den
Hauptumſtand außer Acht gelaſſen.

281.

Nichts war unterſchieden als daß ſie von verſchiedenem
Licht erleuchtet wurden, davon das eine einfach und das an-
dre zuſammengeſetzt war.

282.

Und nun haͤtten wir denn alſo das einfache und
zuſammengeſetzte Licht voͤllig fertig, das freylich ſchon
viel fruͤher fertig war: denn es ſtak ſchon in der er-
ſten Propoſition und kam immer gleich unerwieſen in
jeder Propoſition und in jedem Experimente zuruͤck.

283.

Deswegen alſo keine andre Urſache ſeyn kann, warum
wir jene Gegenſtaͤnde in einem Fall ſo deutlich, in dem an-
dern ſo dunkel ſehen, als die Verſchiedenheit der Lichter.

284.

Ja wohl der Lichter; aber nicht in ſofern ſie
farbig oder farblos, einfach oder zuſammengeſetzt ſind,
ſondern in ſofern ſie heller oder dunkler ſcheinen.

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[504/0558] habe ich die Gegenſtaͤnde in derſelben Lage, durch daſſelbe Prisma, in derſelben Entfernung betrachtet. 280. Hier gebaͤrdet ſich der Verfaſſer als wenn er recht genau auf die Umſtaͤnde Acht gaͤbe, da er doch den Hauptumſtand außer Acht gelaſſen. 281. Nichts war unterſchieden als daß ſie von verſchiedenem Licht erleuchtet wurden, davon das eine einfach und das an- dre zuſammengeſetzt war. 282. Und nun haͤtten wir denn alſo das einfache und zuſammengeſetzte Licht voͤllig fertig, das freylich ſchon viel fruͤher fertig war: denn es ſtak ſchon in der er- ſten Propoſition und kam immer gleich unerwieſen in jeder Propoſition und in jedem Experimente zuruͤck. 283. Deswegen alſo keine andre Urſache ſeyn kann, warum wir jene Gegenſtaͤnde in einem Fall ſo deutlich, in dem an- dern ſo dunkel ſehen, als die Verſchiedenheit der Lichter. 284. Ja wohl der Lichter; aber nicht in ſofern ſie farbig oder farblos, einfach oder zuſammengeſetzt ſind, ſondern in ſofern ſie heller oder dunkler ſcheinen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/558>, abgerufen am 23.12.2024.