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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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504.

Man lasse das Spectrum auf eine weiße Tafel
fallen, die im Sonnenlicht steht, und es wird bleich aus-
sehen, wie ein anderer Schatten auch, auf welchen
das Sonnenlicht wirkt ohne ihn ganz aufzuheben.

505.

Zuletzt wenn man Roth und Violett mischt, so werden
nach verschiedenen Proportionen verschiedene Purpurfarben
zum Vorschein kommen, und zwar solche, die keiner Farbe
irgend eines homogenen Lichtes gleichen.

506.

Hier tritt denn endlich der Purpur hervor, das
eigentliche wahre reine Roth, das sich weder zum
Gelben noch zum Blauen hinneigt. Diese vornehmste
Farbe, deren Entstehung wir im Entwurf, in physio-
logischen, physischen und chemischen Fällen, hinreichend
nachgewiesen haben, fehlt dem Newton, wie er selbst
gesteht, in seinem Spectrum ganz, und das bloß des-
wegen, weil er nur das Spectrum eines verrückten
hellen Bildes zum Grunde seiner Betrachtung legt,
und das Spectrum eines verrückten dunklen Bildes
nicht zugleich aufführt, nicht mit dem ersten paralle-
lisirt. Denn wie bey Verrückung des hellen Bildes
endlich in der Mitte Gelb und Blau zusammenkommen
und Grün bilden, so kommen bey Verrückung des
dunklen Bildes endlich Gelbroth und Blauroth zusam-
men. Denn das was Newton am einen Ende seiner

504.

Man laſſe das Spectrum auf eine weiße Tafel
fallen, die im Sonnenlicht ſteht, und es wird bleich aus-
ſehen, wie ein anderer Schatten auch, auf welchen
das Sonnenlicht wirkt ohne ihn ganz aufzuheben.

505.

Zuletzt wenn man Roth und Violett miſcht, ſo werden
nach verſchiedenen Proportionen verſchiedene Purpurfarben
zum Vorſchein kommen, und zwar ſolche, die keiner Farbe
irgend eines homogenen Lichtes gleichen.

506.

Hier tritt denn endlich der Purpur hervor, das
eigentliche wahre reine Roth, das ſich weder zum
Gelben noch zum Blauen hinneigt. Dieſe vornehmſte
Farbe, deren Entſtehung wir im Entwurf, in phyſio-
logiſchen, phyſiſchen und chemiſchen Faͤllen, hinreichend
nachgewieſen haben, fehlt dem Newton, wie er ſelbſt
geſteht, in ſeinem Spectrum ganz, und das bloß des-
wegen, weil er nur das Spectrum eines verruͤckten
hellen Bildes zum Grunde ſeiner Betrachtung legt,
und das Spectrum eines verruͤckten dunklen Bildes
nicht zugleich auffuͤhrt, nicht mit dem erſten paralle-
liſirt. Denn wie bey Verruͤckung des hellen Bildes
endlich in der Mitte Gelb und Blau zuſammenkommen
und Gruͤn bilden, ſo kommen bey Verruͤckung des
dunklen Bildes endlich Gelbroth und Blauroth zuſam-
men. Denn das was Newton am einen Ende ſeiner

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[578/0632] 504. Man laſſe das Spectrum auf eine weiße Tafel fallen, die im Sonnenlicht ſteht, und es wird bleich aus- ſehen, wie ein anderer Schatten auch, auf welchen das Sonnenlicht wirkt ohne ihn ganz aufzuheben. 505. Zuletzt wenn man Roth und Violett miſcht, ſo werden nach verſchiedenen Proportionen verſchiedene Purpurfarben zum Vorſchein kommen, und zwar ſolche, die keiner Farbe irgend eines homogenen Lichtes gleichen. 506. Hier tritt denn endlich der Purpur hervor, das eigentliche wahre reine Roth, das ſich weder zum Gelben noch zum Blauen hinneigt. Dieſe vornehmſte Farbe, deren Entſtehung wir im Entwurf, in phyſio- logiſchen, phyſiſchen und chemiſchen Faͤllen, hinreichend nachgewieſen haben, fehlt dem Newton, wie er ſelbſt geſteht, in ſeinem Spectrum ganz, und das bloß des- wegen, weil er nur das Spectrum eines verruͤckten hellen Bildes zum Grunde ſeiner Betrachtung legt, und das Spectrum eines verruͤckten dunklen Bildes nicht zugleich auffuͤhrt, nicht mit dem erſten paralle- liſirt. Denn wie bey Verruͤckung des hellen Bildes endlich in der Mitte Gelb und Blau zuſammenkommen und Gruͤn bilden, ſo kommen bey Verruͤckung des dunklen Bildes endlich Gelbroth und Blauroth zuſam- men. Denn das was Newton am einen Ende ſeiner

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/632>, abgerufen am 23.12.2024.