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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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unscheinbar, so daß ein zweydeutiger, eher bunt als
farblos zu nennender Schein hervorgebracht wird.

542.

Biegt man nun die Tafel sehr schräg gegen die einfallenden
Strahlen, so daß die am stärksten refrangiblen häufiger als
die übrigen zurückgeworfen werden; so wird die Weiße der
Tafel, weil gedachte Strahlen häufiger zurückgeworfen wer-
den als die übrigen, sich in Blau und Violett verwandeln.
Wird das Papier aber im entgegengesetzten Sinne gebeugt,
daß die weniger refrangiblen Strahlen am häufigsten zu-
rückgeworfen werden, so wird das Weiße in Gelb und Roth
verwandelt.

543.

Dieses ist, wie man sieht, nur noch ein Septleva
auf das dritte Experiment des zweyten Theils.

Man kann, weil wir einmal diesen Spielausdruck
gebraucht haben, Newton einem falschen Spieler ver-
gleichen, der bey einem unaufmerksamen Banquier ein
Paroli in eine Charte biegt, die er nicht gewonnen
hat, und nachher, theils durch Glück theils durch List,
ein Ohr nach dem andern in die Charte knickt und
ihren Werth immer steigert. Dort operirt er in dem
weißen Lichte und hier nun wieder in einem durch
den Kamm gegangenen Lichte, in einer solchen Ent-
fernung, wo die Farbenwirkungen der Kammzähne
sehr geschwächt sind. Dieses Licht ist aber immer noch
ein refrangirtes Licht, und durch jedes Hinderniß nahe

unſcheinbar, ſo daß ein zweydeutiger, eher bunt als
farblos zu nennender Schein hervorgebracht wird.

542.

Biegt man nun die Tafel ſehr ſchraͤg gegen die einfallenden
Strahlen, ſo daß die am ſtaͤrkſten refrangiblen haͤufiger als
die uͤbrigen zuruͤckgeworfen werden; ſo wird die Weiße der
Tafel, weil gedachte Strahlen haͤufiger zuruͤckgeworfen wer-
den als die uͤbrigen, ſich in Blau und Violett verwandeln.
Wird das Papier aber im entgegengeſetzten Sinne gebeugt,
daß die weniger refrangiblen Strahlen am haͤufigſten zu-
ruͤckgeworfen werden, ſo wird das Weiße in Gelb und Roth
verwandelt.

543.

Dieſes iſt, wie man ſieht, nur noch ein Septleva
auf das dritte Experiment des zweyten Theils.

Man kann, weil wir einmal dieſen Spielausdruck
gebraucht haben, Newton einem falſchen Spieler ver-
gleichen, der bey einem unaufmerkſamen Banquier ein
Paroli in eine Charte biegt, die er nicht gewonnen
hat, und nachher, theils durch Gluͤck theils durch Liſt,
ein Ohr nach dem andern in die Charte knickt und
ihren Werth immer ſteigert. Dort operirt er in dem
weißen Lichte und hier nun wieder in einem durch
den Kamm gegangenen Lichte, in einer ſolchen Ent-
fernung, wo die Farbenwirkungen der Kammzaͤhne
ſehr geſchwaͤcht ſind. Dieſes Licht iſt aber immer noch
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[592/0646] unſcheinbar, ſo daß ein zweydeutiger, eher bunt als farblos zu nennender Schein hervorgebracht wird. 542. Biegt man nun die Tafel ſehr ſchraͤg gegen die einfallenden Strahlen, ſo daß die am ſtaͤrkſten refrangiblen haͤufiger als die uͤbrigen zuruͤckgeworfen werden; ſo wird die Weiße der Tafel, weil gedachte Strahlen haͤufiger zuruͤckgeworfen wer- den als die uͤbrigen, ſich in Blau und Violett verwandeln. Wird das Papier aber im entgegengeſetzten Sinne gebeugt, daß die weniger refrangiblen Strahlen am haͤufigſten zu- ruͤckgeworfen werden, ſo wird das Weiße in Gelb und Roth verwandelt. 543. Dieſes iſt, wie man ſieht, nur noch ein Septleva auf das dritte Experiment des zweyten Theils. Man kann, weil wir einmal dieſen Spielausdruck gebraucht haben, Newton einem falſchen Spieler ver- gleichen, der bey einem unaufmerkſamen Banquier ein Paroli in eine Charte biegt, die er nicht gewonnen hat, und nachher, theils durch Gluͤck theils durch Liſt, ein Ohr nach dem andern in die Charte knickt und ihren Werth immer ſteigert. Dort operirt er in dem weißen Lichte und hier nun wieder in einem durch den Kamm gegangenen Lichte, in einer ſolchen Ent- fernung, wo die Farbenwirkungen der Kammzaͤhne ſehr geſchwaͤcht ſind. Dieſes Licht iſt aber immer noch ein refrangirtes Licht, und durch jedes Hinderniß nahe

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/646>, abgerufen am 23.12.2024.