Demnach bleibt es allerdings räthselhaft, worauf Parrhasius eigentlich gezielt, welcher, als das Ge- mälde des Timanthes vom Streit des Ulysses und Ajax um Achills Waffen dem seinigen, wo derselbe Gegenstand abgebildet war, vorgezogen wurde, soll gesagt haben: es kränke ihn, daß Ajax abermals von einem Unwürdigen überwunden werde.
Eben so schwer möchte auszumachen seyn, worin die Vorzüge des Eupompus, Stifters der Sycioni- schen Schule, bestanden haben; weil durchaus keine umständlichen Nachrichten über ihn vorhanden sind, wir auch überhaupt noch nicht wissen, auf welche Weise sich die griechischen Malerschulen in Geschmack, Styl und Behandlung von einander unterschieden haben.
Euphranor vom Corinthischen Isthmus, ein be- rühmter Künstler, der sowohl gemalte als plastische Meisterstücke verfertigt, und nach Plinius in der hun- dert und vierten Olympiade geblüht, wird sonder Zweifel auch zur Vervollkommnung des Colorits beyge- tragen haben: denn es waren von ihm verfaßte Bü- cher über die Farben vorhanden. Und weil er von einem gemalten Theseus des oben erwähnten Parrha- sius zu urtheilen wagte: derselbe sey mit Rosen ge- nährt, ein anderer aber, von ihm selbst gemalter, mit Fleisch; so ist also durch ihn damals größere Wahrheit, Abwechselung und Charakteristik des Far- bentons erreicht worden.
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Demnach bleibt es allerdings raͤthſelhaft, worauf Parrhaſius eigentlich gezielt, welcher, als das Ge- maͤlde des Timanthes vom Streit des Ulyſſes und Ajax um Achills Waffen dem ſeinigen, wo derſelbe Gegenſtand abgebildet war, vorgezogen wurde, ſoll geſagt haben: es kraͤnke ihn, daß Ajax abermals von einem Unwuͤrdigen uͤberwunden werde.
Eben ſo ſchwer moͤchte auszumachen ſeyn, worin die Vorzuͤge des Eupompus, Stifters der Sycioni- ſchen Schule, beſtanden haben; weil durchaus keine umſtaͤndlichen Nachrichten uͤber ihn vorhanden ſind, wir auch uͤberhaupt noch nicht wiſſen, auf welche Weiſe ſich die griechiſchen Malerſchulen in Geſchmack, Styl und Behandlung von einander unterſchieden haben.
Euphranor vom Corinthiſchen Iſthmus, ein be- ruͤhmter Kuͤnſtler, der ſowohl gemalte als plaſtiſche Meiſterſtuͤcke verfertigt, und nach Plinius in der hun- dert und vierten Olympiade gebluͤht, wird ſonder Zweifel auch zur Vervollkommnung des Colorits beyge- tragen haben: denn es waren von ihm verfaßte Buͤ- cher uͤber die Farben vorhanden. Und weil er von einem gemalten Theſeus des oben erwaͤhnten Parrha- ſius zu urtheilen wagte: derſelbe ſey mit Roſen ge- naͤhrt, ein anderer aber, von ihm ſelbſt gemalter, mit Fleiſch; ſo iſt alſo durch ihn damals groͤßere Wahrheit, Abwechſelung und Charakteriſtik des Far- bentons erreicht worden.
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Demnach bleibt es allerdings raͤthſelhaft, worauf
Parrhaſius eigentlich gezielt, welcher, als das Ge-
maͤlde des Timanthes vom Streit des Ulyſſes und
Ajax um Achills Waffen dem ſeinigen, wo derſelbe
Gegenſtand abgebildet war, vorgezogen wurde, ſoll
geſagt haben: es kraͤnke ihn, daß Ajax abermals
von einem Unwuͤrdigen uͤberwunden werde.
Eben ſo ſchwer moͤchte auszumachen ſeyn, worin
die Vorzuͤge des Eupompus, Stifters der Sycioni-
ſchen Schule, beſtanden haben; weil durchaus keine
umſtaͤndlichen Nachrichten uͤber ihn vorhanden ſind,
wir auch uͤberhaupt noch nicht wiſſen, auf welche
Weiſe ſich die griechiſchen Malerſchulen in Geſchmack,
Styl und Behandlung von einander unterſchieden
haben.
Euphranor vom Corinthiſchen Iſthmus, ein be-
ruͤhmter Kuͤnſtler, der ſowohl gemalte als plaſtiſche
Meiſterſtuͤcke verfertigt, und nach Plinius in der hun-
dert und vierten Olympiade gebluͤht, wird ſonder
Zweifel auch zur Vervollkommnung des Colorits beyge-
tragen haben: denn es waren von ihm verfaßte Buͤ-
cher uͤber die Farben vorhanden. Und weil er von
einem gemalten Theſeus des oben erwaͤhnten Parrha-
ſius zu urtheilen wagte: derſelbe ſey mit Roſen ge-
naͤhrt, ein anderer aber, von ihm ſelbſt gemalter,
mit Fleiſch; ſo iſt alſo durch ihn damals groͤßere
Wahrheit, Abwechſelung und Charakteriſtik des Far-
bentons erreicht worden.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/117>, abgerufen am 21.11.2024.
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