ist auch jede unvollendete Bemühung für Jahrhunderte wieder verloren; worüber wir uns jedoch trösten müs- sen, da sogar von mancher vollendeten Bemühung kaum noch eine Spur übrig bleibt.
Werfen wir nun einen Blick auf das allgemeine Theoretische, wodurch sie das Gewahrgewordne ver- binden; so finden wir die Vorstellung, daß die Ele- mente von den Farben begleitet werden. Die Ein- theilung der ursprünglichen Naturkräfte in vier Ele- mente ist für kindliche Sinnen faßlich und erfreulich, ob sie gleich nur oberflächlich gelten kann; aber die unmittelbare Begleitung der Elemente durch Farben ist ein Gedanke, den wir nicht schelten dürfen, da wir ebenfalls in den Farben eine elementare über alles aus- gegossene Erscheinung anerkennen.
Ueberhaupt aber entsprang die Wissenschaft für die Griechen aus dem Leben. Beschaut man das Büchelchen über die Farben genau, wie gehaltvoll fin- det man solches. Welch ein Aufmerken, welch ein Aufpassen auf jede Bedingung, unter welcher diese Er- scheinung zu beobachten ist. Wie rein, wie ruhig gegen spätre Zeiten, wo die Theorieen keinen andern Zweck zu haben schienen, als die Phänomene bey Seite zu bringen, die Aufmerksamkeit von ihnen ab- zulenken, ja sie wo möglich aus der Natur zu ver- tilgen.
Das was man unter jenen Elementen verstand, mit allen Zufälligkeiten ihres Erscheinens, ward be-
iſt auch jede unvollendete Bemuͤhung fuͤr Jahrhunderte wieder verloren; woruͤber wir uns jedoch troͤſten muͤſ- ſen, da ſogar von mancher vollendeten Bemuͤhung kaum noch eine Spur uͤbrig bleibt.
Werfen wir nun einen Blick auf das allgemeine Theoretiſche, wodurch ſie das Gewahrgewordne ver- binden; ſo finden wir die Vorſtellung, daß die Ele- mente von den Farben begleitet werden. Die Ein- theilung der urſpruͤnglichen Naturkraͤfte in vier Ele- mente iſt fuͤr kindliche Sinnen faßlich und erfreulich, ob ſie gleich nur oberflaͤchlich gelten kann; aber die unmittelbare Begleitung der Elemente durch Farben iſt ein Gedanke, den wir nicht ſchelten duͤrfen, da wir ebenfalls in den Farben eine elementare uͤber alles aus- gegoſſene Erſcheinung anerkennen.
Ueberhaupt aber entſprang die Wiſſenſchaft fuͤr die Griechen aus dem Leben. Beſchaut man das Buͤchelchen uͤber die Farben genau, wie gehaltvoll fin- det man ſolches. Welch ein Aufmerken, welch ein Aufpaſſen auf jede Bedingung, unter welcher dieſe Er- ſcheinung zu beobachten iſt. Wie rein, wie ruhig gegen ſpaͤtre Zeiten, wo die Theorieen keinen andern Zweck zu haben ſchienen, als die Phaͤnomene bey Seite zu bringen, die Aufmerkſamkeit von ihnen ab- zulenken, ja ſie wo moͤglich aus der Natur zu ver- tilgen.
Das was man unter jenen Elementen verſtand, mit allen Zufaͤlligkeiten ihres Erſcheinens, ward be-
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iſt auch jede unvollendete Bemuͤhung fuͤr Jahrhunderte
wieder verloren; woruͤber wir uns jedoch troͤſten muͤſ-
ſen, da ſogar von mancher vollendeten Bemuͤhung
kaum noch eine Spur uͤbrig bleibt.
Werfen wir nun einen Blick auf das allgemeine
Theoretiſche, wodurch ſie das Gewahrgewordne ver-
binden; ſo finden wir die Vorſtellung, daß die Ele-
mente von den Farben begleitet werden. Die Ein-
theilung der urſpruͤnglichen Naturkraͤfte in vier Ele-
mente iſt fuͤr kindliche Sinnen faßlich und erfreulich,
ob ſie gleich nur oberflaͤchlich gelten kann; aber die
unmittelbare Begleitung der Elemente durch Farben iſt
ein Gedanke, den wir nicht ſchelten duͤrfen, da wir
ebenfalls in den Farben eine elementare uͤber alles aus-
gegoſſene Erſcheinung anerkennen.
Ueberhaupt aber entſprang die Wiſſenſchaft fuͤr
die Griechen aus dem Leben. Beſchaut man das
Buͤchelchen uͤber die Farben genau, wie gehaltvoll fin-
det man ſolches. Welch ein Aufmerken, welch ein
Aufpaſſen auf jede Bedingung, unter welcher dieſe Er-
ſcheinung zu beobachten iſt. Wie rein, wie ruhig
gegen ſpaͤtre Zeiten, wo die Theorieen keinen andern
Zweck zu haben ſchienen, als die Phaͤnomene bey
Seite zu bringen, die Aufmerkſamkeit von ihnen ab-
zulenken, ja ſie wo moͤglich aus der Natur zu ver-
tilgen.
Das was man unter jenen Elementen verſtand,
mit allen Zufaͤlligkeiten ihres Erſcheinens, ward be-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/150>, abgerufen am 18.12.2024.
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