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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Arbeit eines unterrichteten, in mathematischen und phy-
sischen Dingen wohlgeübten Mannes, und was mehr
ist, eines originellen Beobachters. Hier wird ein Aus-
zug an der rechten Stelle seyn.

Das Werk enthält im ersten Capitel die erste öffent-
liche Bekanntmachung der Theorie der Ferngläser.
Nachdem sodann der Verfasser verschiedene allgemeine
mathematische und physische Grundsätze vorausgeschickt,
welche das Licht und das Sehen betreffen, kommt er
zu Ende des dritten Capitels auf der neunten Seite zu
den Farben, welche bey der Refraction erscheinen, und
äußert sich darüber folgendermaßen.

"Außer den eigenen Farben der Körper, welche
in den Körpern selbst verharren, sie mögen nun aus
welcher Ursache sie wollen entspringen und entstehen,
gibt es in der Natur einige wechselbare und veränder-
liche Farben, welche man emphatische und erscheinende
nennt und welche ich die glänzenden zu nennen pflege.
Daß diese Farben aus dem Lichte entspringen, daran
habe ich keinen Zweifel, ja sie sind nichts anders als
das Licht selbst: denn wenn in einem Körper reines
Licht sich befindet, wie in den Sternen und dem Feuer,
und er verliert aus irgend einer Ursache sein Funkeln;
so wird uns ein solcher Körper weiß. Mischt man dem
Licht irgend etwas Dunkles hinzu, wodurch jedoch das
ganze Licht nicht verhindert oder ausgelöscht wird, so
entstehen die Farben dazwischen. Denn deshalb wird
unser Feuer roth, weil es Rauch bey sich führt, der es

Arbeit eines unterrichteten, in mathematiſchen und phy-
ſiſchen Dingen wohlgeuͤbten Mannes, und was mehr
iſt, eines originellen Beobachters. Hier wird ein Aus-
zug an der rechten Stelle ſeyn.

Das Werk enthaͤlt im erſten Capitel die erſte oͤffent-
liche Bekanntmachung der Theorie der Fernglaͤſer.
Nachdem ſodann der Verfaſſer verſchiedene allgemeine
mathematiſche und phyſiſche Grundſaͤtze vorausgeſchickt,
welche das Licht und das Sehen betreffen, kommt er
zu Ende des dritten Capitels auf der neunten Seite zu
den Farben, welche bey der Refraction erſcheinen, und
aͤußert ſich daruͤber folgendermaßen.

„Außer den eigenen Farben der Koͤrper, welche
in den Koͤrpern ſelbſt verharren, ſie moͤgen nun aus
welcher Urſache ſie wollen entſpringen und entſtehen,
gibt es in der Natur einige wechſelbare und veraͤnder-
liche Farben, welche man emphatiſche und erſcheinende
nennt und welche ich die glaͤnzenden zu nennen pflege.
Daß dieſe Farben aus dem Lichte entſpringen, daran
habe ich keinen Zweifel, ja ſie ſind nichts anders als
das Licht ſelbſt: denn wenn in einem Koͤrper reines
Licht ſich befindet, wie in den Sternen und dem Feuer,
und er verliert aus irgend einer Urſache ſein Funkeln;
ſo wird uns ein ſolcher Koͤrper weiß. Miſcht man dem
Licht irgend etwas Dunkles hinzu, wodurch jedoch das
ganze Licht nicht verhindert oder ausgeloͤſcht wird, ſo
entſtehen die Farben dazwiſchen. Denn deshalb wird
unſer Feuer roth, weil es Rauch bey ſich fuͤhrt, der es

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[256/0290] Arbeit eines unterrichteten, in mathematiſchen und phy- ſiſchen Dingen wohlgeuͤbten Mannes, und was mehr iſt, eines originellen Beobachters. Hier wird ein Aus- zug an der rechten Stelle ſeyn. Das Werk enthaͤlt im erſten Capitel die erſte oͤffent- liche Bekanntmachung der Theorie der Fernglaͤſer. Nachdem ſodann der Verfaſſer verſchiedene allgemeine mathematiſche und phyſiſche Grundſaͤtze vorausgeſchickt, welche das Licht und das Sehen betreffen, kommt er zu Ende des dritten Capitels auf der neunten Seite zu den Farben, welche bey der Refraction erſcheinen, und aͤußert ſich daruͤber folgendermaßen. „Außer den eigenen Farben der Koͤrper, welche in den Koͤrpern ſelbſt verharren, ſie moͤgen nun aus welcher Urſache ſie wollen entſpringen und entſtehen, gibt es in der Natur einige wechſelbare und veraͤnder- liche Farben, welche man emphatiſche und erſcheinende nennt und welche ich die glaͤnzenden zu nennen pflege. Daß dieſe Farben aus dem Lichte entſpringen, daran habe ich keinen Zweifel, ja ſie ſind nichts anders als das Licht ſelbſt: denn wenn in einem Koͤrper reines Licht ſich befindet, wie in den Sternen und dem Feuer, und er verliert aus irgend einer Urſache ſein Funkeln; ſo wird uns ein ſolcher Koͤrper weiß. Miſcht man dem Licht irgend etwas Dunkles hinzu, wodurch jedoch das ganze Licht nicht verhindert oder ausgeloͤſcht wird, ſo entſtehen die Farben dazwiſchen. Denn deshalb wird unſer Feuer roth, weil es Rauch bey ſich fuͤhrt, der es

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/290>, abgerufen am 23.11.2024.