Die prismatischen Farben entstehen ihm aus einer Condensation des Lichts; er streitet gegen die, welche den Schatten zu einer nothwendigen Bedingung dieser Erscheinung machen, und muß doch bey subjectiven Versuchen sepimenta und insterstitia umbrosa ver- langen und hinzufügen: cujus ratio est, quod spe- cies lucis aut color se mediam infert inter umbro- sa intervalla. Auch ist zu bemerken, daß wir bey ihm schon eine diverse Refraction finden.
So wie in Methode und Vortrag, also auch in Sprache und Styl ist er Kepplern entgegengesetzt. Wenn man bey diesem mit Lust Materien abgehandelt sieht, die man nicht kennt, und ihn zu verstehen glaubt; so wird bey jenem dasjenige, was man sehr gut ver- steht, wovon wir die genaueste Kenntniß haben, durch eine düstre Behandlung verworren, trüb, ja man darf sagen ausgelöscht. Um sich hiervon zu überzeugen, lese derjenige, dem die subjectiven prismatischen Ver- suche vollkommen bekannt sind, die Art, wie der Verfasser das Phänomen erklärt S. 177.
De la Chambre.
geb. 1594. gest. 1669.
La Lumiere, par le Sieur De la Chambre, Conseiller du Roy en Ses Conseils, et son Mede- cin ordinaire. Paris 1657.
Die prismatiſchen Farben entſtehen ihm aus einer Condenſation des Lichts; er ſtreitet gegen die, welche den Schatten zu einer nothwendigen Bedingung dieſer Erſcheinung machen, und muß doch bey ſubjectiven Verſuchen sepimenta und insterstitia umbrosa ver- langen und hinzufuͤgen: cujus ratio est, quod spe- cies lucis aut color se mediam infert inter umbro- sa intervalla. Auch iſt zu bemerken, daß wir bey ihm ſchon eine diverſe Refraction finden.
So wie in Methode und Vortrag, alſo auch in Sprache und Styl iſt er Kepplern entgegengeſetzt. Wenn man bey dieſem mit Luſt Materien abgehandelt ſieht, die man nicht kennt, und ihn zu verſtehen glaubt; ſo wird bey jenem dasjenige, was man ſehr gut ver- ſteht, wovon wir die genaueſte Kenntniß haben, durch eine duͤſtre Behandlung verworren, truͤb, ja man darf ſagen ausgeloͤſcht. Um ſich hiervon zu uͤberzeugen, leſe derjenige, dem die ſubjectiven prismatiſchen Ver- ſuche vollkommen bekannt ſind, die Art, wie der Verfaſſer das Phaͤnomen erklaͤrt S. 177.
De la Chambre.
geb. 1594. geſt. 1669.
La Lumiere, par le Sieur De la Chambre, Conseiller du Roy en Ses Conseils, et son Mede- cin ordinaire. Paris 1657.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0322"n="288"/><p>Die prismatiſchen Farben entſtehen ihm aus einer<lb/>
Condenſation des Lichts; er ſtreitet gegen die, welche<lb/>
den Schatten zu einer nothwendigen Bedingung dieſer<lb/>
Erſcheinung machen, und muß doch bey ſubjectiven<lb/>
Verſuchen <hirendition="#aq">sepimenta</hi> und <hirendition="#aq">insterstitia umbrosa</hi> ver-<lb/>
langen und hinzufuͤgen: <hirendition="#aq">cujus ratio est, quod spe-<lb/>
cies lucis aut color se mediam infert inter umbro-<lb/>
sa intervalla.</hi> Auch iſt zu bemerken, daß wir bey<lb/>
ihm ſchon eine diverſe Refraction finden.</p><lb/><p>So wie in Methode und Vortrag, alſo auch in<lb/>
Sprache und Styl iſt er Kepplern entgegengeſetzt. Wenn<lb/>
man bey dieſem mit Luſt Materien abgehandelt ſieht,<lb/>
die man nicht kennt, und ihn zu verſtehen glaubt;<lb/>ſo wird bey jenem dasjenige, was man ſehr gut ver-<lb/>ſteht, wovon wir die genaueſte Kenntniß haben, durch<lb/>
eine duͤſtre Behandlung verworren, truͤb, ja man<lb/>
darf ſagen ausgeloͤſcht. Um ſich hiervon zu uͤberzeugen,<lb/>
leſe derjenige, dem die ſubjectiven prismatiſchen Ver-<lb/>ſuche vollkommen bekannt ſind, die Art, wie der<lb/>
Verfaſſer das Phaͤnomen erklaͤrt S. 177.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">De la Chambre</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#g">geb. 1594. geſt. 1669</hi>.</hi></p><lb/><p><hirendition="#aq">La Lumiere, par le Sieur De la Chambre,<lb/>
Conseiller du Roy en Ses Conseils, et son Mede-<lb/>
cin ordinaire. Paris 1657.</hi></p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[288/0322]
Die prismatiſchen Farben entſtehen ihm aus einer
Condenſation des Lichts; er ſtreitet gegen die, welche
den Schatten zu einer nothwendigen Bedingung dieſer
Erſcheinung machen, und muß doch bey ſubjectiven
Verſuchen sepimenta und insterstitia umbrosa ver-
langen und hinzufuͤgen: cujus ratio est, quod spe-
cies lucis aut color se mediam infert inter umbro-
sa intervalla. Auch iſt zu bemerken, daß wir bey
ihm ſchon eine diverſe Refraction finden.
So wie in Methode und Vortrag, alſo auch in
Sprache und Styl iſt er Kepplern entgegengeſetzt. Wenn
man bey dieſem mit Luſt Materien abgehandelt ſieht,
die man nicht kennt, und ihn zu verſtehen glaubt;
ſo wird bey jenem dasjenige, was man ſehr gut ver-
ſteht, wovon wir die genaueſte Kenntniß haben, durch
eine duͤſtre Behandlung verworren, truͤb, ja man
darf ſagen ausgeloͤſcht. Um ſich hiervon zu uͤberzeugen,
leſe derjenige, dem die ſubjectiven prismatiſchen Ver-
ſuche vollkommen bekannt ſind, die Art, wie der
Verfaſſer das Phaͤnomen erklaͤrt S. 177.
De la Chambre.
geb. 1594. geſt. 1669.
La Lumiere, par le Sieur De la Chambre,
Conseiller du Roy en Ses Conseils, et son Mede-
cin ordinaire. Paris 1657.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/322>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.