Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Zeno, der Stoiker,
nach Plutarch.

Die Farben seyen die ersten Schematismen der
Materie.


Chrysippus
nach Plutarch.

Nach Chrysippus Meynung geschieht das Sehen,
indem die Luft zwischen dem Gegenstande und uns sich
erstreckt, getroffen von dem zum Sehen bestimmten
Pneuma, das von der Seele aus bis in die Pupille
dringt, und nach der Berührung der äußern Luft sich
in Gestalt eines Kegels hinerstreckt. Es ergießen sich
aber aus dem Auge feurige Strahlen, nicht schwarze
oder neblichte; daher wir die Finsterniß sehen können.


Nach Diogenes Laertius.

Das Sehen geschieht, wenn das Licht, welches
zwischen dem Gesicht und dem Gegenstande ist, sich in
konischer Gestalt hinerstreckt. Die Spitze des Luftke-
gels entsteht am Auge und die Basis an dem was ge-
sehen wird; und so, indem die Luft wie ein Stab
sich hinerstreckt, kündigt sich das Gesehene an.


Zeno, der Stoiker,
nach Plutarch.

Die Farben ſeyen die erſten Schematismen der
Materie.


Chryſippus
nach Plutarch.

Nach Chryſippus Meynung geſchieht das Sehen,
indem die Luft zwiſchen dem Gegenſtande und uns ſich
erſtreckt, getroffen von dem zum Sehen beſtimmten
Pneuma, das von der Seele aus bis in die Pupille
dringt, und nach der Beruͤhrung der aͤußern Luft ſich
in Geſtalt eines Kegels hinerſtreckt. Es ergießen ſich
aber aus dem Auge feurige Strahlen, nicht ſchwarze
oder neblichte; daher wir die Finſterniß ſehen koͤnnen.


Nach Diogenes Laertius.

Das Sehen geſchieht, wenn das Licht, welches
zwiſchen dem Geſicht und dem Gegenſtande iſt, ſich in
koniſcher Geſtalt hinerſtreckt. Die Spitze des Luftke-
gels entſteht am Auge und die Baſis an dem was ge-
ſehen wird; und ſo, indem die Luft wie ein Stab
ſich hinerſtreckt, kuͤndigt ſich das Geſehene an.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0041" n="7"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Zeno, der Stoiker</hi>,</head><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">nach Plutarch</hi>.</head><lb/>
            <p>Die Farben &#x017F;eyen die er&#x017F;ten Schematismen der<lb/>
Materie.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#g">Chry&#x017F;ippus</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">nach Plutarch</hi>.</head><lb/>
            <p>Nach Chry&#x017F;ippus Meynung ge&#x017F;chieht das Sehen,<lb/>
indem die Luft zwi&#x017F;chen dem Gegen&#x017F;tande und uns &#x017F;ich<lb/>
er&#x017F;treckt, getroffen von dem zum Sehen be&#x017F;timmten<lb/>
Pneuma, das von der Seele aus bis in die Pupille<lb/>
dringt, und nach der Beru&#x0364;hrung der a&#x0364;ußern Luft &#x017F;ich<lb/>
in Ge&#x017F;talt eines Kegels hiner&#x017F;treckt. Es ergießen &#x017F;ich<lb/>
aber aus dem Auge feurige Strahlen, nicht &#x017F;chwarze<lb/>
oder neblichte; daher wir die Fin&#x017F;terniß &#x017F;ehen ko&#x0364;nnen.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">Nach Diogenes Laertius</hi>.</head><lb/>
            <p>Das Sehen ge&#x017F;chieht, wenn das Licht, welches<lb/>
zwi&#x017F;chen dem Ge&#x017F;icht und dem Gegen&#x017F;tande i&#x017F;t, &#x017F;ich in<lb/>
koni&#x017F;cher Ge&#x017F;talt hiner&#x017F;treckt. Die Spitze des Luftke-<lb/>
gels ent&#x017F;teht am Auge und die Ba&#x017F;is an dem was ge-<lb/>
&#x017F;ehen wird; und &#x017F;o, indem die Luft wie ein Stab<lb/>
&#x017F;ich hiner&#x017F;treckt, ku&#x0364;ndigt &#x017F;ich das Ge&#x017F;ehene an.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0041] Zeno, der Stoiker, nach Plutarch. Die Farben ſeyen die erſten Schematismen der Materie. Chryſippus nach Plutarch. Nach Chryſippus Meynung geſchieht das Sehen, indem die Luft zwiſchen dem Gegenſtande und uns ſich erſtreckt, getroffen von dem zum Sehen beſtimmten Pneuma, das von der Seele aus bis in die Pupille dringt, und nach der Beruͤhrung der aͤußern Luft ſich in Geſtalt eines Kegels hinerſtreckt. Es ergießen ſich aber aus dem Auge feurige Strahlen, nicht ſchwarze oder neblichte; daher wir die Finſterniß ſehen koͤnnen. Nach Diogenes Laertius. Das Sehen geſchieht, wenn das Licht, welches zwiſchen dem Geſicht und dem Gegenſtande iſt, ſich in koniſcher Geſtalt hinerſtreckt. Die Spitze des Luftke- gels entſteht am Auge und die Baſis an dem was ge- ſehen wird; und ſo, indem die Luft wie ein Stab ſich hinerſtreckt, kuͤndigt ſich das Geſehene an.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/41
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/41>, abgerufen am 23.11.2024.