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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Physik, Naturgeschichte und Technik von einander tren-
nen und in diesen die nothwendigsten Unterabtheilun-
gen machen, sodann die Einrichtung treffen, daß in
jeder Session nur Ein Fach bearbeitet werden sollte;
so war der Sache schon sehr geholfen.

Porta hatte schon hundert Jahre vorher die phy-
sicalischen Phänomene in Rubriken vorgetragen. Man
konnte dieses Buch bequem zum Grunde legen, das
alte Wunderbare nach und nach sichten und auslöschen,
das in der Zwischenzeit Erfundene nachtragen, sodann
das jedesmal bey der Societät Vorkommende aus den
Protocollen an Ort und Stelle eintragen; so entging
man wenigstens der größten Verwirrung und war sicher,
daß sich nichts versteckte oder verlor, wie es z. B.
mit Mayow's Erfahrungen ging, von welchen die So-
cietät Notiz hatte, sie aber vernachlässigte und freylich
das Genauere nicht erfuhr, weil sie den von Hook
zum Mitglied vorgeschlagenen Mayow nicht aufnahm.

In seiner neuen Atlantis hatte Bacon für das
naturforschende Salomonische Collegium einen unge-
heuern romantischen Pallast mit vielen Flügeln und Pa-
villons gebaut, worin sich denn wohl auch mancher
äußerst phantastische Saal befand. Diese Andeutungen
konnten freylich einer Gesellschaft, die im wirklichen
Leben entsprang, wenig Vortheil gewähren; aber be-
stimmt genug hatte er am Ende jener Dichtung die
Nothwendigkeit ausgesprochen, die verschiedenen Func-
tionen eines solchen Unternehmens unter mehrere Per-

Phyſik, Naturgeſchichte und Technik von einander tren-
nen und in dieſen die nothwendigſten Unterabtheilun-
gen machen, ſodann die Einrichtung treffen, daß in
jeder Seſſion nur Ein Fach bearbeitet werden ſollte;
ſo war der Sache ſchon ſehr geholfen.

Porta hatte ſchon hundert Jahre vorher die phy-
ſicaliſchen Phaͤnomene in Rubriken vorgetragen. Man
konnte dieſes Buch bequem zum Grunde legen, das
alte Wunderbare nach und nach ſichten und ausloͤſchen,
das in der Zwiſchenzeit Erfundene nachtragen, ſodann
das jedesmal bey der Societaͤt Vorkommende aus den
Protocollen an Ort und Stelle eintragen; ſo entging
man wenigſtens der groͤßten Verwirrung und war ſicher,
daß ſich nichts verſteckte oder verlor, wie es z. B.
mit Mayow’s Erfahrungen ging, von welchen die So-
cietaͤt Notiz hatte, ſie aber vernachlaͤſſigte und freylich
das Genauere nicht erfuhr, weil ſie den von Hook
zum Mitglied vorgeſchlagenen Mayow nicht aufnahm.

In ſeiner neuen Atlantis hatte Bacon fuͤr das
naturforſchende Salomoniſche Collegium einen unge-
heuern romantiſchen Pallaſt mit vielen Fluͤgeln und Pa-
villons gebaut, worin ſich denn wohl auch mancher
aͤußerſt phantaſtiſche Saal befand. Dieſe Andeutungen
konnten freylich einer Geſellſchaft, die im wirklichen
Leben entſprang, wenig Vortheil gewaͤhren; aber be-
ſtimmt genug hatte er am Ende jener Dichtung die
Nothwendigkeit ausgeſprochen, die verſchiedenen Func-
tionen eines ſolchen Unternehmens unter mehrere Per-

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[394/0428] Phyſik, Naturgeſchichte und Technik von einander tren- nen und in dieſen die nothwendigſten Unterabtheilun- gen machen, ſodann die Einrichtung treffen, daß in jeder Seſſion nur Ein Fach bearbeitet werden ſollte; ſo war der Sache ſchon ſehr geholfen. Porta hatte ſchon hundert Jahre vorher die phy- ſicaliſchen Phaͤnomene in Rubriken vorgetragen. Man konnte dieſes Buch bequem zum Grunde legen, das alte Wunderbare nach und nach ſichten und ausloͤſchen, das in der Zwiſchenzeit Erfundene nachtragen, ſodann das jedesmal bey der Societaͤt Vorkommende aus den Protocollen an Ort und Stelle eintragen; ſo entging man wenigſtens der groͤßten Verwirrung und war ſicher, daß ſich nichts verſteckte oder verlor, wie es z. B. mit Mayow’s Erfahrungen ging, von welchen die So- cietaͤt Notiz hatte, ſie aber vernachlaͤſſigte und freylich das Genauere nicht erfuhr, weil ſie den von Hook zum Mitglied vorgeſchlagenen Mayow nicht aufnahm. In ſeiner neuen Atlantis hatte Bacon fuͤr das naturforſchende Salomoniſche Collegium einen unge- heuern romantiſchen Pallaſt mit vielen Fluͤgeln und Pa- villons gebaut, worin ſich denn wohl auch mancher aͤußerſt phantaſtiſche Saal befand. Dieſe Andeutungen konnten freylich einer Geſellſchaft, die im wirklichen Leben entſprang, wenig Vortheil gewaͤhren; aber be- ſtimmt genug hatte er am Ende jener Dichtung die Nothwendigkeit ausgeſprochen, die verſchiedenen Func- tionen eines ſolchen Unternehmens unter mehrere Per-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/428>, abgerufen am 21.11.2024.