möglichkeit, dioptrische Fernröhre zu verbessern, außer allen Zweifel gesetzt werden soll.
Die falsche Maxime der Societät, sich mit nichts Theoretischem zu befassen, leidet hier sogleich Gefahr. Man nimmt das Newtonische Eingesendete mit Wohl- wollen und Achtung auf, ob man sich gleich in keine nähere Untersuchung einläßt. Hook jedoch widerspricht sogleich, behauptet, man komme eben so gut, ja besser mit seiner Lehre von den Erschütterungen aus. Da- bey verspricht er neue Phänomene und andre bedeu- tende Dinge vorzubringen. Newtons Versuche hinge- gen zu entwickeln fällt ihm nicht ein; auch läßt er die aufgeführten Erscheinungen als Facta gelten, wodurch denn Newton im Stillen viel gewinnt, obgleich Hook zuletzt doch die Tücke ausübt und das erste Spiegel- teleskop, nach dem frühern Vorschlag des Gregory, sorgfältig zu Stande bringt, um den Werth der New- tonischen Erfindung einigermaßen zu verringern.
Boyle, der nach seiner stillen, zarten Weise in der Societät mitwirkt und bey dem monatlichen Prä- sidentenwechsel auch wohl einmal den Stuhl einnimmt, scheint von der Newtonischen Farbenlehre nicht die min- deste Notiz zu nehmen.
So sieht es im Innern der königlichen Societät aus, indessen nun auch Fremde, durch jenen Brief Newtons von seiner Theorie unterrichtet und dadurch aufgeregt, sowohl gegen die Versuche als gegen die
moͤglichkeit, dioptriſche Fernroͤhre zu verbeſſern, außer allen Zweifel geſetzt werden ſoll.
Die falſche Maxime der Societaͤt, ſich mit nichts Theoretiſchem zu befaſſen, leidet hier ſogleich Gefahr. Man nimmt das Newtoniſche Eingeſendete mit Wohl- wollen und Achtung auf, ob man ſich gleich in keine naͤhere Unterſuchung einlaͤßt. Hook jedoch widerſpricht ſogleich, behauptet, man komme eben ſo gut, ja beſſer mit ſeiner Lehre von den Erſchuͤtterungen aus. Da- bey verſpricht er neue Phaͤnomene und andre bedeu- tende Dinge vorzubringen. Newtons Verſuche hinge- gen zu entwickeln faͤllt ihm nicht ein; auch laͤßt er die aufgefuͤhrten Erſcheinungen als Facta gelten, wodurch denn Newton im Stillen viel gewinnt, obgleich Hook zuletzt doch die Tuͤcke ausuͤbt und das erſte Spiegel- teleſkop, nach dem fruͤhern Vorſchlag des Gregory, ſorgfaͤltig zu Stande bringt, um den Werth der New- toniſchen Erfindung einigermaßen zu verringern.
Boyle, der nach ſeiner ſtillen, zarten Weiſe in der Societaͤt mitwirkt und bey dem monatlichen Praͤ- ſidentenwechſel auch wohl einmal den Stuhl einnimmt, ſcheint von der Newtoniſchen Farbenlehre nicht die min- deſte Notiz zu nehmen.
So ſieht es im Innern der koͤniglichen Societaͤt aus, indeſſen nun auch Fremde, durch jenen Brief Newtons von ſeiner Theorie unterrichtet und dadurch aufgeregt, ſowohl gegen die Verſuche als gegen die
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moͤglichkeit, dioptriſche Fernroͤhre zu verbeſſern, außer
allen Zweifel geſetzt werden ſoll.
Die falſche Maxime der Societaͤt, ſich mit nichts
Theoretiſchem zu befaſſen, leidet hier ſogleich Gefahr.
Man nimmt das Newtoniſche Eingeſendete mit Wohl-
wollen und Achtung auf, ob man ſich gleich in keine
naͤhere Unterſuchung einlaͤßt. Hook jedoch widerſpricht
ſogleich, behauptet, man komme eben ſo gut, ja beſſer
mit ſeiner Lehre von den Erſchuͤtterungen aus. Da-
bey verſpricht er neue Phaͤnomene und andre bedeu-
tende Dinge vorzubringen. Newtons Verſuche hinge-
gen zu entwickeln faͤllt ihm nicht ein; auch laͤßt er die
aufgefuͤhrten Erſcheinungen als Facta gelten, wodurch
denn Newton im Stillen viel gewinnt, obgleich Hook
zuletzt doch die Tuͤcke ausuͤbt und das erſte Spiegel-
teleſkop, nach dem fruͤhern Vorſchlag des Gregory,
ſorgfaͤltig zu Stande bringt, um den Werth der New-
toniſchen Erfindung einigermaßen zu verringern.
Boyle, der nach ſeiner ſtillen, zarten Weiſe in
der Societaͤt mitwirkt und bey dem monatlichen Praͤ-
ſidentenwechſel auch wohl einmal den Stuhl einnimmt,
ſcheint von der Newtoniſchen Farbenlehre nicht die min-
deſte Notiz zu nehmen.
So ſieht es im Innern der koͤniglichen Societaͤt
aus, indeſſen nun auch Fremde, durch jenen Brief
Newtons von ſeiner Theorie unterrichtet und dadurch
aufgeregt, ſowohl gegen die Verſuche als gegen die
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/455>, abgerufen am 22.11.2024.
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