Zweyter Discurs. Von den changeanten Farben, die auf der Oberfläche der Körper entstehen.
Hier führt er diejenigen Farben auf, welche wir die epoptischen nennen: aneinander gedruckte Glas- platten, angelaufenes Glas, Seifenblasen. Er schreibt diese Phänomene durchaus einer Art von Refrac- tion zu.
Dritter Discurs. Von fixen und permanen- ten Farben, deren Erscheinungen er vorzüglich unter Regeln bringt.
Hier werden unsre chemischen Farben aufgeführt, und dabey etwas Allgemeines von Farben überhaupt. Weiß und Schwarz, dazwischen Gelb, Roth und Blau. Er hat die Einsicht, daß jede Farbe etwas weniger hell als das Weiße und etwas mehr hell als das Schwarze seyn müsse.
In den Erklärungen verfährt er allzu realistisch, wie er denn das Blau zur eigenen Farbe der Luft macht; dann aber wieder zu unbestimmt: denn die körperli- chen Farben sind ihm modificirtes Licht. Das Licht muß nämlich in den Körper eindringen, dort zur be- sondern Farbenwirkung modificirt in unser Auge zurück- kehren und darin die Wirkung hervorbringen.
Der chemische Gegensatz von Acidum und Alcali ist ihm sehr bedeutend. Hier stehen wieder schöne und
II. 29
Zweyter Discurs. Von den changeanten Farben, die auf der Oberflaͤche der Koͤrper entſtehen.
Hier fuͤhrt er diejenigen Farben auf, welche wir die epoptiſchen nennen: aneinander gedruckte Glas- platten, angelaufenes Glas, Seifenblaſen. Er ſchreibt dieſe Phaͤnomene durchaus einer Art von Refrac- tion zu.
Dritter Discurs. Von fixen und permanen- ten Farben, deren Erſcheinungen er vorzuͤglich unter Regeln bringt.
Hier werden unſre chemiſchen Farben aufgefuͤhrt, und dabey etwas Allgemeines von Farben uͤberhaupt. Weiß und Schwarz, dazwiſchen Gelb, Roth und Blau. Er hat die Einſicht, daß jede Farbe etwas weniger hell als das Weiße und etwas mehr hell als das Schwarze ſeyn muͤſſe.
In den Erklaͤrungen verfaͤhrt er allzu realiſtiſch, wie er denn das Blau zur eigenen Farbe der Luft macht; dann aber wieder zu unbeſtimmt: denn die koͤrperli- chen Farben ſind ihm modificirtes Licht. Das Licht muß naͤmlich in den Koͤrper eindringen, dort zur be- ſondern Farbenwirkung modificirt in unſer Auge zuruͤck- kehren und darin die Wirkung hervorbringen.
Der chemiſche Gegenſatz von Acidum und Alcali iſt ihm ſehr bedeutend. Hier ſtehen wieder ſchoͤne und
II. 29
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0483"n="449"/><p><hirendition="#g">Zweyter Discurs</hi>. Von den changeanten<lb/>
Farben, die auf der Oberflaͤche der Koͤrper entſtehen.</p><lb/><p>Hier fuͤhrt er diejenigen Farben auf, welche wir<lb/>
die epoptiſchen nennen: aneinander gedruckte Glas-<lb/>
platten, angelaufenes Glas, Seifenblaſen. Er ſchreibt<lb/>
dieſe Phaͤnomene durchaus einer Art von Refrac-<lb/>
tion zu.</p><lb/><p><hirendition="#g">Dritter Discurs</hi>. Von fixen und permanen-<lb/>
ten Farben, deren Erſcheinungen er vorzuͤglich unter<lb/>
Regeln bringt.</p><lb/><p>Hier werden unſre chemiſchen Farben aufgefuͤhrt,<lb/>
und dabey etwas Allgemeines von Farben uͤberhaupt.<lb/>
Weiß und Schwarz, dazwiſchen Gelb, Roth und Blau.<lb/>
Er hat die Einſicht, daß jede Farbe etwas weniger<lb/>
hell als das Weiße und etwas mehr hell als das<lb/>
Schwarze ſeyn muͤſſe.</p><lb/><p>In den Erklaͤrungen verfaͤhrt er allzu realiſtiſch, wie<lb/>
er denn das Blau zur eigenen Farbe der Luft macht;<lb/>
dann aber wieder zu unbeſtimmt: denn die koͤrperli-<lb/>
chen Farben ſind ihm modificirtes Licht. Das Licht<lb/>
muß naͤmlich in den Koͤrper eindringen, dort zur be-<lb/>ſondern Farbenwirkung modificirt in unſer Auge zuruͤck-<lb/>
kehren und darin die Wirkung hervorbringen.</p><lb/><p>Der chemiſche Gegenſatz von Acidum und Alcali<lb/>
iſt ihm ſehr bedeutend. Hier ſtehen wieder ſchoͤne und<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi> 29</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[449/0483]
Zweyter Discurs. Von den changeanten
Farben, die auf der Oberflaͤche der Koͤrper entſtehen.
Hier fuͤhrt er diejenigen Farben auf, welche wir
die epoptiſchen nennen: aneinander gedruckte Glas-
platten, angelaufenes Glas, Seifenblaſen. Er ſchreibt
dieſe Phaͤnomene durchaus einer Art von Refrac-
tion zu.
Dritter Discurs. Von fixen und permanen-
ten Farben, deren Erſcheinungen er vorzuͤglich unter
Regeln bringt.
Hier werden unſre chemiſchen Farben aufgefuͤhrt,
und dabey etwas Allgemeines von Farben uͤberhaupt.
Weiß und Schwarz, dazwiſchen Gelb, Roth und Blau.
Er hat die Einſicht, daß jede Farbe etwas weniger
hell als das Weiße und etwas mehr hell als das
Schwarze ſeyn muͤſſe.
In den Erklaͤrungen verfaͤhrt er allzu realiſtiſch, wie
er denn das Blau zur eigenen Farbe der Luft macht;
dann aber wieder zu unbeſtimmt: denn die koͤrperli-
chen Farben ſind ihm modificirtes Licht. Das Licht
muß naͤmlich in den Koͤrper eindringen, dort zur be-
ſondern Farbenwirkung modificirt in unſer Auge zuruͤck-
kehren und darin die Wirkung hervorbringen.
Der chemiſche Gegenſatz von Acidum und Alcali
iſt ihm ſehr bedeutend. Hier ſtehen wieder ſchoͤne und
II. 29
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/483>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.