Die Philosophen des Alterthums, welche sich mehr für den Menschen als für die übrige Natur interessir- ten, betrachteten diese nur nebenher und theoretisirten nur gelegentlich über dieselbe. Die Erfahrungen nah- men zu, die Beobachtungen wurden genauer und die Theorie eingreifender; doch brachten sie es nicht zur Wiederholung der Erfahrung, zum Versuch.
Im sechzehnten Jahrhundert, nach frischer Wie- derbelebung der Wissenschaften, erschienen die bedeu- tenden Wirkungen der Natur noch unter der Gestalt der Magie, mit vielem Aberglauben umhüllt, in wel- chen sie sich zur Zeit der Barbarey versenkt hatten. Im siebzehnten Jahrhundert wollte man, wo nicht er- staunen, doch sich immer noch verwundern, und die angestellten Versuche verloren sich in seltsame Kün- steleyen.
Doch war die Sache immer ernsthafter geworden. Wer über die Natur dachte, wollte sie auch schauen. Jeder Denker machte nunmehr Versuche, aber auch noch nebenher. Gegen das Ende dieser Zeit traten immer mehr Männer auf, die sich mit einzelnen Thei-
Johann Theophilus Desaguliers.
Geboren 1683.
Die Philoſophen des Alterthums, welche ſich mehr fuͤr den Menſchen als fuͤr die uͤbrige Natur intereſſir- ten, betrachteten dieſe nur nebenher und theoretiſirten nur gelegentlich uͤber dieſelbe. Die Erfahrungen nah- men zu, die Beobachtungen wurden genauer und die Theorie eingreifender; doch brachten ſie es nicht zur Wiederholung der Erfahrung, zum Verſuch.
Im ſechzehnten Jahrhundert, nach friſcher Wie- derbelebung der Wiſſenſchaften, erſchienen die bedeu- tenden Wirkungen der Natur noch unter der Geſtalt der Magie, mit vielem Aberglauben umhuͤllt, in wel- chen ſie ſich zur Zeit der Barbarey verſenkt hatten. Im ſiebzehnten Jahrhundert wollte man, wo nicht er- ſtaunen, doch ſich immer noch verwundern, und die angeſtellten Verſuche verloren ſich in ſeltſame Kuͤn- ſteleyen.
Doch war die Sache immer ernſthafter geworden. Wer uͤber die Natur dachte, wollte ſie auch ſchauen. Jeder Denker machte nunmehr Verſuche, aber auch noch nebenher. Gegen das Ende dieſer Zeit traten immer mehr Maͤnner auf, die ſich mit einzelnen Thei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0487"n="453"/><divn="3"><head><hirendition="#g">Johann Theophilus Desaguliers</hi>.</head><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#g">Geboren 1683</hi>.</hi></p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Die Philoſophen des Alterthums, welche ſich mehr<lb/>
fuͤr den Menſchen als fuͤr die uͤbrige Natur intereſſir-<lb/>
ten, betrachteten dieſe nur nebenher und theoretiſirten<lb/>
nur gelegentlich uͤber dieſelbe. Die Erfahrungen nah-<lb/>
men zu, die Beobachtungen wurden genauer und die<lb/>
Theorie eingreifender; doch brachten ſie es nicht zur<lb/>
Wiederholung der Erfahrung, zum Verſuch.</p><lb/><p>Im ſechzehnten Jahrhundert, nach friſcher Wie-<lb/>
derbelebung der Wiſſenſchaften, erſchienen die bedeu-<lb/>
tenden Wirkungen der Natur noch unter der Geſtalt<lb/>
der Magie, mit vielem Aberglauben umhuͤllt, in wel-<lb/>
chen ſie ſich zur Zeit der Barbarey verſenkt hatten.<lb/>
Im ſiebzehnten Jahrhundert wollte man, wo nicht er-<lb/>ſtaunen, doch ſich immer noch verwundern, und die<lb/>
angeſtellten Verſuche verloren ſich in ſeltſame Kuͤn-<lb/>ſteleyen.</p><lb/><p>Doch war die Sache immer ernſthafter geworden.<lb/>
Wer uͤber die Natur dachte, wollte ſie auch ſchauen.<lb/>
Jeder Denker machte nunmehr Verſuche, aber auch<lb/>
noch nebenher. Gegen das Ende dieſer Zeit traten<lb/>
immer mehr Maͤnner auf, die ſich mit einzelnen Thei-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[453/0487]
Johann Theophilus Desaguliers.
Geboren 1683.
Die Philoſophen des Alterthums, welche ſich mehr
fuͤr den Menſchen als fuͤr die uͤbrige Natur intereſſir-
ten, betrachteten dieſe nur nebenher und theoretiſirten
nur gelegentlich uͤber dieſelbe. Die Erfahrungen nah-
men zu, die Beobachtungen wurden genauer und die
Theorie eingreifender; doch brachten ſie es nicht zur
Wiederholung der Erfahrung, zum Verſuch.
Im ſechzehnten Jahrhundert, nach friſcher Wie-
derbelebung der Wiſſenſchaften, erſchienen die bedeu-
tenden Wirkungen der Natur noch unter der Geſtalt
der Magie, mit vielem Aberglauben umhuͤllt, in wel-
chen ſie ſich zur Zeit der Barbarey verſenkt hatten.
Im ſiebzehnten Jahrhundert wollte man, wo nicht er-
ſtaunen, doch ſich immer noch verwundern, und die
angeſtellten Verſuche verloren ſich in ſeltſame Kuͤn-
ſteleyen.
Doch war die Sache immer ernſthafter geworden.
Wer uͤber die Natur dachte, wollte ſie auch ſchauen.
Jeder Denker machte nunmehr Verſuche, aber auch
noch nebenher. Gegen das Ende dieſer Zeit traten
immer mehr Maͤnner auf, die ſich mit einzelnen Thei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/487>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.