ist. Wovon diejenigen welche es interessirt, die Memoiren der Akademie von 1699 nachsehen werden.
Bernard le Bovier de Fontenelle.
geb. 1657. gest. 1757.
Es war nicht möglich, daß die Franzosen sich lange mit den Wissenschaften abgaben, ohne solche ins Leben, ja in die Societät zu ziehen, und sie, durch ei- ne gebildete Sprache, der Redekunst, wo nicht gar der Dichtkunst zu überliefern. Schon länger als ein hal- bes Jahrhundert war man gewohnt, über Gedichte und prosaische Aufsätze, über Theaterstücke, Kanzelre- den, Memoiren, Lobreden und Biographien in Ge- sellschaften zu dissertiren und seine Meynung, sein Ur- theil gegenseitig zu eröffnen. Im Briefwechsel suchten Männer und Frauen der oberen Stände sich an Ein- sicht in die Welthändel und Charactere, an Leichtigkeit, Heiterkeit und Anmuth bey der möglichsten Bestimmt- heit, zu übertreffen; und nun trat die Naturwissen- schaft als eine spätre Gabe hinzu. Die Forscher so gut als andre Literatoren und Gelehrte lebten in der Welt und für die Welt; sie mußten auch für sich Inter- esse zu erregen suchen, und erregten es leicht und bald.
Aber ihr Hauptgeschäft lag eigentlich von der
iſt. Wovon diejenigen welche es intereſſirt, die Memoiren der Akademie von 1699 nachſehen werden.
Bernard le Bovier de Fontenelle.
geb. 1657. geſt. 1757.
Es war nicht moͤglich, daß die Franzoſen ſich lange mit den Wiſſenſchaften abgaben, ohne ſolche ins Leben, ja in die Societaͤt zu ziehen, und ſie, durch ei- ne gebildete Sprache, der Redekunſt, wo nicht gar der Dichtkunſt zu uͤberliefern. Schon laͤnger als ein hal- bes Jahrhundert war man gewohnt, uͤber Gedichte und proſaiſche Aufſaͤtze, uͤber Theaterſtuͤcke, Kanzelre- den, Memoiren, Lobreden und Biographien in Ge- ſellſchaften zu diſſertiren und ſeine Meynung, ſein Ur- theil gegenſeitig zu eroͤffnen. Im Briefwechſel ſuchten Maͤnner und Frauen der oberen Staͤnde ſich an Ein- ſicht in die Welthaͤndel und Charactere, an Leichtigkeit, Heiterkeit und Anmuth bey der moͤglichſten Beſtimmt- heit, zu uͤbertreffen; und nun trat die Naturwiſſen- ſchaft als eine ſpaͤtre Gabe hinzu. Die Forſcher ſo gut als andre Literatoren und Gelehrte lebten in der Welt und fuͤr die Welt; ſie mußten auch fuͤr ſich Inter- eſſe zu erregen ſuchen, und erregten es leicht und bald.
Aber ihr Hauptgeſchaͤft lag eigentlich von der
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iſt. Wovon diejenigen welche es intereſſirt, die
Memoiren der Akademie von 1699 nachſehen werden.
Bernard le Bovier de Fontenelle.
geb. 1657. geſt. 1757.
Es war nicht moͤglich, daß die Franzoſen ſich
lange mit den Wiſſenſchaften abgaben, ohne ſolche ins
Leben, ja in die Societaͤt zu ziehen, und ſie, durch ei-
ne gebildete Sprache, der Redekunſt, wo nicht gar der
Dichtkunſt zu uͤberliefern. Schon laͤnger als ein hal-
bes Jahrhundert war man gewohnt, uͤber Gedichte
und proſaiſche Aufſaͤtze, uͤber Theaterſtuͤcke, Kanzelre-
den, Memoiren, Lobreden und Biographien in Ge-
ſellſchaften zu diſſertiren und ſeine Meynung, ſein Ur-
theil gegenſeitig zu eroͤffnen. Im Briefwechſel ſuchten
Maͤnner und Frauen der oberen Staͤnde ſich an Ein-
ſicht in die Welthaͤndel und Charactere, an Leichtigkeit,
Heiterkeit und Anmuth bey der moͤglichſten Beſtimmt-
heit, zu uͤbertreffen; und nun trat die Naturwiſſen-
ſchaft als eine ſpaͤtre Gabe hinzu. Die Forſcher ſo gut
als andre Literatoren und Gelehrte lebten in der Welt
und fuͤr die Welt; ſie mußten auch fuͤr ſich Inter-
eſſe zu erregen ſuchen, und erregten es leicht und
bald.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/530>, abgerufen am 22.11.2024.
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