Da er sich nun das Vorgehende noch deutlicher machen will, so bedient er sich in einer dunklen Kam- mer des Objectivs von einem Sonnenmikroscop, und bemerkt dadurch genauer die Schatten der Körper, der Dünste, die verschiedenen Bewegungen und Abstu- fungen.
Den Uebergang zu dem was uns eigentlich inter- essirt, werden wir hier gleich gewahr, und da er auch erkaltende, ja kalte Körper auf diese Weise beob- achtet; so findet er, daß auch etwas eignes um sie vorgeht. Er bemerkt Schatten und Lichtstreifen, hel- lere und dunklere Linien, welche das Schattenbild des Körpers begleiten.
War die feurige Flüßigkeit bey jenen ersten Ver- suchen aus dem Körper herausdringend sichtbar gewor- den; so wird ihm nunmehr eine Eigenschaft des Lich- tes anschaulich, welche darin bestehen soll, daß es sich von den Körpern anziehen läßt, indem es an ihnen vorbeygeht. Er beobachtet die Phänomene genau und will finden, daß diese Anziehung, woraus jene von Grimaldi früher schon sogenannte Beugung entsteht, nach der verschiedenen Natur der Körper, verschieden sey. Er beobachtet und mißt die Stärke dieser Anzie- hungskräfte, und wie weit sich die Atmosphäre dieser Anziehung erstrecken möchte.
Bey dieser Gelegenheit bemerkt er jene uns auch schon bekannten Farbensäume. Er findet nur zwey
Da er ſich nun das Vorgehende noch deutlicher machen will, ſo bedient er ſich in einer dunklen Kam- mer des Objectivs von einem Sonnenmikroſcop, und bemerkt dadurch genauer die Schatten der Koͤrper, der Duͤnſte, die verſchiedenen Bewegungen und Abſtu- fungen.
Den Uebergang zu dem was uns eigentlich inter- eſſirt, werden wir hier gleich gewahr, und da er auch erkaltende, ja kalte Koͤrper auf dieſe Weiſe beob- achtet; ſo findet er, daß auch etwas eignes um ſie vorgeht. Er bemerkt Schatten und Lichtſtreifen, hel- lere und dunklere Linien, welche das Schattenbild des Koͤrpers begleiten.
War die feurige Fluͤßigkeit bey jenen erſten Ver- ſuchen aus dem Koͤrper herausdringend ſichtbar gewor- den; ſo wird ihm nunmehr eine Eigenſchaft des Lich- tes anſchaulich, welche darin beſtehen ſoll, daß es ſich von den Koͤrpern anziehen laͤßt, indem es an ihnen vorbeygeht. Er beobachtet die Phaͤnomene genau und will finden, daß dieſe Anziehung, woraus jene von Grimaldi fruͤher ſchon ſogenannte Beugung entſteht, nach der verſchiedenen Natur der Koͤrper, verſchieden ſey. Er beobachtet und mißt die Staͤrke dieſer Anzie- hungskraͤfte, und wie weit ſich die Atmoſphaͤre dieſer Anziehung erſtrecken moͤchte.
Bey dieſer Gelegenheit bemerkt er jene uns auch ſchon bekannten Farbenſaͤume. Er findet nur zwey
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[602/0636]
Da er ſich nun das Vorgehende noch deutlicher
machen will, ſo bedient er ſich in einer dunklen Kam-
mer des Objectivs von einem Sonnenmikroſcop, und
bemerkt dadurch genauer die Schatten der Koͤrper, der
Duͤnſte, die verſchiedenen Bewegungen und Abſtu-
fungen.
Den Uebergang zu dem was uns eigentlich inter-
eſſirt, werden wir hier gleich gewahr, und da er
auch erkaltende, ja kalte Koͤrper auf dieſe Weiſe beob-
achtet; ſo findet er, daß auch etwas eignes um ſie
vorgeht. Er bemerkt Schatten und Lichtſtreifen, hel-
lere und dunklere Linien, welche das Schattenbild des
Koͤrpers begleiten.
War die feurige Fluͤßigkeit bey jenen erſten Ver-
ſuchen aus dem Koͤrper herausdringend ſichtbar gewor-
den; ſo wird ihm nunmehr eine Eigenſchaft des Lich-
tes anſchaulich, welche darin beſtehen ſoll, daß es ſich
von den Koͤrpern anziehen laͤßt, indem es an ihnen
vorbeygeht. Er beobachtet die Phaͤnomene genau und
will finden, daß dieſe Anziehung, woraus jene von
Grimaldi fruͤher ſchon ſogenannte Beugung entſteht,
nach der verſchiedenen Natur der Koͤrper, verſchieden
ſey. Er beobachtet und mißt die Staͤrke dieſer Anzie-
hungskraͤfte, und wie weit ſich die Atmoſphaͤre dieſer
Anziehung erſtrecken moͤchte.
Bey dieſer Gelegenheit bemerkt er jene uns auch
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/636>, abgerufen am 22.11.2024.
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