türliche Licht; und daß sie sogar endlich verschwanden, wenn das natürliche Licht, welches man durch Fen- ster oder Thüre eingehen ließ, die Reflexe an Stärke übertraf."
"Bey der Wiederholung der Versuche stellte ich mich so, daß ein Theil der Sonne auf die weiße Wand fiel und ein anderer auf einen Theil meiner scharlachrothen Maltheser-Uniform, und indem ich die Reflexe der Wand beobachtete, sah ich sie nochmals roth und grün, so daß die grüne Farbe mit dem rothen Reflex, und die rothe mit dem Lichte an der Wand correspondirte."
"So oft ich diese Observationen machte, so oft ergaben sich die nämlichen Resultate. Es ergiebt sich also, daß das Licht der Sonne eine achromatische Flüssigkeit ist, mit der Eigenschaft wie das Wasser, sich mit allen Farben färben zu können, und daß in dieser Flüssigkeit einige farbige und sehr feine Theil- chen schwimmen, welche das Licht verschiedentlich fär- bend, durch Refraction, Reflexion und Inflexion alle diejenigen Farben bilden, die wir auf den natürlichen Körpern und in dem gefärbten Lichte erblicken."
"Das Licht, als Element angesehen, ist kein ein- facher Körper, sondern aus unter sich verschiedenen Principien zusammengesetzt. Eine achromatische, höchst feine durchsichtige Flüssigkeit bildet seine Basis, und
tuͤrliche Licht; und daß ſie ſogar endlich verſchwanden, wenn das natuͤrliche Licht, welches man durch Fen- ſter oder Thuͤre eingehen ließ, die Reflexe an Staͤrke uͤbertraf.“
„Bey der Wiederholung der Verſuche ſtellte ich mich ſo, daß ein Theil der Sonne auf die weiße Wand fiel und ein anderer auf einen Theil meiner ſcharlachrothen Maltheſer-Uniform, und indem ich die Reflexe der Wand beobachtete, ſah ich ſie nochmals roth und gruͤn, ſo daß die gruͤne Farbe mit dem rothen Reflex, und die rothe mit dem Lichte an der Wand correſpondirte.“
„So oft ich dieſe Obſervationen machte, ſo oft ergaben ſich die naͤmlichen Reſultate. Es ergiebt ſich alſo, daß das Licht der Sonne eine achromatiſche Fluͤſſigkeit iſt, mit der Eigenſchaft wie das Waſſer, ſich mit allen Farben faͤrben zu koͤnnen, und daß in dieſer Fluͤſſigkeit einige farbige und ſehr feine Theil- chen ſchwimmen, welche das Licht verſchiedentlich faͤr- bend, durch Refraction, Reflexion und Inflexion alle diejenigen Farben bilden, die wir auf den natuͤrlichen Koͤrpern und in dem gefaͤrbten Lichte erblicken.“
„Das Licht, als Element angeſehen, iſt kein ein- facher Koͤrper, ſondern aus unter ſich verſchiedenen Principien zuſammengeſetzt. Eine achromatiſche, hoͤchſt feine durchſichtige Fluͤſſigkeit bildet ſeine Baſis, und
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[617/0651]
tuͤrliche Licht; und daß ſie ſogar endlich verſchwanden,
wenn das natuͤrliche Licht, welches man durch Fen-
ſter oder Thuͤre eingehen ließ, die Reflexe an Staͤrke
uͤbertraf.“
„Bey der Wiederholung der Verſuche ſtellte ich
mich ſo, daß ein Theil der Sonne auf die weiße
Wand fiel und ein anderer auf einen Theil meiner
ſcharlachrothen Maltheſer-Uniform, und indem ich die
Reflexe der Wand beobachtete, ſah ich ſie nochmals
roth und gruͤn, ſo daß die gruͤne Farbe mit dem
rothen Reflex, und die rothe mit dem Lichte an der
Wand correſpondirte.“
„So oft ich dieſe Obſervationen machte, ſo oft
ergaben ſich die naͤmlichen Reſultate. Es ergiebt ſich
alſo, daß das Licht der Sonne eine achromatiſche
Fluͤſſigkeit iſt, mit der Eigenſchaft wie das Waſſer,
ſich mit allen Farben faͤrben zu koͤnnen, und daß in
dieſer Fluͤſſigkeit einige farbige und ſehr feine Theil-
chen ſchwimmen, welche das Licht verſchiedentlich faͤr-
bend, durch Refraction, Reflexion und Inflexion alle
diejenigen Farben bilden, die wir auf den natuͤrlichen
Koͤrpern und in dem gefaͤrbten Lichte erblicken.“
„Das Licht, als Element angeſehen, iſt kein ein-
facher Koͤrper, ſondern aus unter ſich verſchiedenen
Principien zuſammengeſetzt. Eine achromatiſche, hoͤchſt
feine durchſichtige Fluͤſſigkeit bildet ſeine Baſis, und
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/651>, abgerufen am 22.11.2024.
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