Uebrigens was gefärbt wird (vorausgesetzt daß es ganz weiß sey), empfängt seine Farbe von dem Färbenden. So wird vieles durch Blumen, Wurzeln, Rinden, Höl- zer, Blätter und Früchte gefärbt, sodann vieles mit Erde, Schaum und metallischen Tinten, auch mit thieri- schen Säften, wie das Blaurothe durch die Purpur- schnecke. Einiges wird mit Wein, einiges mit Rauch, mit Lauge, ja sogar durch das Meer gefärbt, wie die Haare der Seeleute, denn diese werden roth, und überhaupt mit allen Körpern, welche eigene Farben ent- halten.
Denn verbunden mit dem Feuchten und Warmen, dringen solche Farben in die Gänge der Körper ein, und wenn diese trocken sind, so haben sie die Farben sich zu- geeignet, ja man kann öfters die Farbe auswaschen, indem sie aus den Poren wieder ausfließt.
Auch macht der Gebrauch zusammenziehender In- gredienzien beym Färben großen Unterschied, sowohl der Mischung, als auch überhaupt dessen, was die Körper dabey erleiden.
Man färbt auch schwarze Felle; an diesen wird aber die Farbe nicht sonderlich scheinbar, indem sich zwar, sowohl die Farbe, als die innern Gänge der
IV. Von kuͤnſtlichen Farben.
38.
Uebrigens was gefaͤrbt wird (vorausgeſetzt daß es ganz weiß ſey), empfaͤngt ſeine Farbe von dem Faͤrbenden. So wird vieles durch Blumen, Wurzeln, Rinden, Hoͤl- zer, Blaͤtter und Fruͤchte gefaͤrbt, ſodann vieles mit Erde, Schaum und metalliſchen Tinten, auch mit thieri- ſchen Saͤften, wie das Blaurothe durch die Purpur- ſchnecke. Einiges wird mit Wein, einiges mit Rauch, mit Lauge, ja ſogar durch das Meer gefaͤrbt, wie die Haare der Seeleute, denn dieſe werden roth, und uͤberhaupt mit allen Koͤrpern, welche eigene Farben ent- halten.
Denn verbunden mit dem Feuchten und Warmen, dringen ſolche Farben in die Gaͤnge der Koͤrper ein, und wenn dieſe trocken ſind, ſo haben ſie die Farben ſich zu- geeignet, ja man kann oͤfters die Farbe auswaſchen, indem ſie aus den Poren wieder ausfließt.
Auch macht der Gebrauch zuſammenziehender In- gredienzien beym Faͤrben großen Unterſchied, ſowohl der Miſchung, als auch uͤberhaupt deſſen, was die Koͤrper dabey erleiden.
Man faͤrbt auch ſchwarze Felle; an dieſen wird aber die Farbe nicht ſonderlich ſcheinbar, indem ſich zwar, ſowohl die Farbe, als die innern Gaͤnge der
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IV.
Von kuͤnſtlichen Farben.
38.
Uebrigens was gefaͤrbt wird (vorausgeſetzt daß es
ganz weiß ſey), empfaͤngt ſeine Farbe von dem Faͤrbenden.
So wird vieles durch Blumen, Wurzeln, Rinden, Hoͤl-
zer, Blaͤtter und Fruͤchte gefaͤrbt, ſodann vieles mit
Erde, Schaum und metalliſchen Tinten, auch mit thieri-
ſchen Saͤften, wie das Blaurothe durch die Purpur-
ſchnecke. Einiges wird mit Wein, einiges mit Rauch,
mit Lauge, ja ſogar durch das Meer gefaͤrbt, wie die
Haare der Seeleute, denn dieſe werden roth, und
uͤberhaupt mit allen Koͤrpern, welche eigene Farben ent-
halten.
Denn verbunden mit dem Feuchten und Warmen,
dringen ſolche Farben in die Gaͤnge der Koͤrper ein, und
wenn dieſe trocken ſind, ſo haben ſie die Farben ſich zu-
geeignet, ja man kann oͤfters die Farbe auswaſchen,
indem ſie aus den Poren wieder ausfließt.
Auch macht der Gebrauch zuſammenziehender In-
gredienzien beym Faͤrben großen Unterſchied, ſowohl der
Miſchung, als auch uͤberhaupt deſſen, was die Koͤrper
dabey erleiden.
Man faͤrbt auch ſchwarze Felle; an dieſen wird
aber die Farbe nicht ſonderlich ſcheinbar, indem ſich
zwar, ſowohl die Farbe, als die innern Gaͤnge der
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/70>, abgerufen am 26.11.2024.
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