sie solches leiden, darüber kann man, wenn auch einige Zweifel diese Betrachtungen begleiten sollten, folgender- maßen denken:
40.
In allen Pflanzen ist der Anfang der Farbe grün, und die Knospen, die Blätter und die Früchte sind im Anfange von dieser Farbe.
41.
Man kann auch ebendasselbe am Regenwasser sehen, denn wenn es eine Weile gestanden hat und sodann ver- trocknet, so erhält es eine grüne Farbe.
42.
Auf diese Weise geschieht es, daß allem demjenigen, was aus der Erde wächst, die grüne Farbe zuerst ange- hört; denn altes Wasser, worauf die Sonnenstrahlen gewirkt haben, hat anfänglich diese Farbe, hernach wird sie allmählig schwarz; vermischt man sie aber aufs neue mit dem Gelben, so erscheint sie wieder grün. Denn das Feuchte, wie schon gesagt ist, das in sich selbst ver- altet und austrocknet, wird schwarz, wie der Bewurf von den Wasserbehältern, so wie alles, was sich immer unter dem Wasser befindet; weil die der Luft aus- gesetzte Feuchtigkeit austrocknet. Schöpft man es aber und bringt es an die Sonne, so wird es grün, weil sich das Gelbe mit dem Schwarzen ver- bindet, wenn aber die Feuchtigkeit mehr ins Schwarze fällt, so giebt es ein sehr gesättigtes, lauchfarbes Grün.
ſie ſolches leiden, daruͤber kann man, wenn auch einige Zweifel dieſe Betrachtungen begleiten ſollten, folgender- maßen denken:
40.
In allen Pflanzen iſt der Anfang der Farbe gruͤn, und die Knospen, die Blaͤtter und die Fruͤchte ſind im Anfange von dieſer Farbe.
41.
Man kann auch ebendaſſelbe am Regenwaſſer ſehen, denn wenn es eine Weile geſtanden hat und ſodann ver- trocknet, ſo erhaͤlt es eine gruͤne Farbe.
42.
Auf dieſe Weiſe geſchieht es, daß allem demjenigen, was aus der Erde waͤchſt, die gruͤne Farbe zuerſt ange- hoͤrt; denn altes Waſſer, worauf die Sonnenſtrahlen gewirkt haben, hat anfaͤnglich dieſe Farbe, hernach wird ſie allmaͤhlig ſchwarz; vermiſcht man ſie aber aufs neue mit dem Gelben, ſo erſcheint ſie wieder gruͤn. Denn das Feuchte, wie ſchon geſagt iſt, das in ſich ſelbſt ver- altet und austrocknet, wird ſchwarz, wie der Bewurf von den Waſſerbehaͤltern, ſo wie alles, was ſich immer unter dem Waſſer befindet; weil die der Luft aus- geſetzte Feuchtigkeit austrocknet. Schoͤpft man es aber und bringt es an die Sonne, ſo wird es gruͤn, weil ſich das Gelbe mit dem Schwarzen ver- bindet, wenn aber die Feuchtigkeit mehr ins Schwarze faͤllt, ſo giebt es ein ſehr geſaͤttigtes, lauchfarbes Gruͤn.
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ſie ſolches leiden, daruͤber kann man, wenn auch einige
Zweifel dieſe Betrachtungen begleiten ſollten, folgender-
maßen denken:
40.
In allen Pflanzen iſt der Anfang der Farbe gruͤn,
und die Knospen, die Blaͤtter und die Fruͤchte ſind im
Anfange von dieſer Farbe.
41.
Man kann auch ebendaſſelbe am Regenwaſſer ſehen,
denn wenn es eine Weile geſtanden hat und ſodann ver-
trocknet, ſo erhaͤlt es eine gruͤne Farbe.
42.
Auf dieſe Weiſe geſchieht es, daß allem demjenigen,
was aus der Erde waͤchſt, die gruͤne Farbe zuerſt ange-
hoͤrt; denn altes Waſſer, worauf die Sonnenſtrahlen
gewirkt haben, hat anfaͤnglich dieſe Farbe, hernach wird
ſie allmaͤhlig ſchwarz; vermiſcht man ſie aber aufs neue
mit dem Gelben, ſo erſcheint ſie wieder gruͤn. Denn
das Feuchte, wie ſchon geſagt iſt, das in ſich ſelbſt ver-
altet und austrocknet, wird ſchwarz, wie der Bewurf
von den Waſſerbehaͤltern, ſo wie alles, was ſich immer
unter dem Waſſer befindet; weil die der Luft aus-
geſetzte Feuchtigkeit austrocknet. Schoͤpft man es
aber und bringt es an die Sonne, ſo wird es
gruͤn, weil ſich das Gelbe mit dem Schwarzen ver-
bindet, wenn aber die Feuchtigkeit mehr ins Schwarze
faͤllt, ſo giebt es ein ſehr geſaͤttigtes, lauchfarbes Gruͤn.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/72>, abgerufen am 26.11.2024.
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