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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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und Excerpten, aus denen die Materialien zur Geschich-
te der Farbenlehre redigirt worden und wovon noch
manches zu weiterer Bearbeitung zurückliegt.

Und so war ich, ohne es beynahe selbst bemerkt
zu haben, in ein fremdes Feld gelangt, indem ich von
der Poesie zur bildenden Kunst, von dieser zur Natur-
forschung überging, und dasjenige was nur Hülfsmit-
tel seyn sollte, mich nunmehr als Zweck anreizte. Aber
als ich lange genug in diesen fremden Regionen ver-
weilt hatte, fand ich den glücklichen Rückweg zur
Kunst durch die physiologischen Farben und durch die
sittliche und ästhetische Wirkung derselben überhaupt.

Ein Freund, Heinrich Meyer, dem ich schon
früher in Rom manche Belehrung schuldig geworden,
unterließ nicht, nach seiner Rückkehr, zu dem einmal
vorgesetzten Zweck, den er selbst wohl ins Auge gefaßt
hatte, mitzuwirken. Nach angestellten Erfahrungen,
nach entwickelten Grundsätzen machte er manchen Ver-
such gefärbter Zeichnungen, um dasjenige mehr ins
Licht zu setzen und wenigstens für uns selbst gewisser
zu machen, was gegen das Ende meines Entwurfs ü-
ber Farbengebung mitgetheilt wird. In den Propy-
läen versäumten wir nicht, auf manches hinzudeu-
ten, und wer das dort Gesagte mit dem nunmehr
umständlicher Ausgeführten vergleichen will, dem wird
der innige Zusammenhang nicht entgehen.

Höchst bedeutend aber ward für das ganze Unter-
nehmen die fortgesetzte Bemühung des gedachten Freun-

und Excerpten, aus denen die Materialien zur Geſchich-
te der Farbenlehre redigirt worden und wovon noch
manches zu weiterer Bearbeitung zuruͤckliegt.

Und ſo war ich, ohne es beynahe ſelbſt bemerkt
zu haben, in ein fremdes Feld gelangt, indem ich von
der Poeſie zur bildenden Kunſt, von dieſer zur Natur-
forſchung uͤberging, und dasjenige was nur Huͤlfsmit-
tel ſeyn ſollte, mich nunmehr als Zweck anreizte. Aber
als ich lange genug in dieſen fremden Regionen ver-
weilt hatte, fand ich den gluͤcklichen Ruͤckweg zur
Kunſt durch die phyſiologiſchen Farben und durch die
ſittliche und aͤſthetiſche Wirkung derſelben uͤberhaupt.

Ein Freund, Heinrich Meyer, dem ich ſchon
fruͤher in Rom manche Belehrung ſchuldig geworden,
unterließ nicht, nach ſeiner Ruͤckkehr, zu dem einmal
vorgeſetzten Zweck, den er ſelbſt wohl ins Auge gefaßt
hatte, mitzuwirken. Nach angeſtellten Erfahrungen,
nach entwickelten Grundſaͤtzen machte er manchen Ver-
ſuch gefaͤrbter Zeichnungen, um dasjenige mehr ins
Licht zu ſetzen und wenigſtens fuͤr uns ſelbſt gewiſſer
zu machen, was gegen das Ende meines Entwurfs uͤ-
ber Farbengebung mitgetheilt wird. In den Propy-
laͤen verſaͤumten wir nicht, auf manches hinzudeu-
ten, und wer das dort Geſagte mit dem nunmehr
umſtaͤndlicher Ausgefuͤhrten vergleichen will, dem wird
der innige Zuſammenhang nicht entgehen.

Hoͤchſt bedeutend aber ward fuͤr das ganze Unter-
nehmen die fortgeſetzte Bemuͤhung des gedachten Freun-

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[690/0724] und Excerpten, aus denen die Materialien zur Geſchich- te der Farbenlehre redigirt worden und wovon noch manches zu weiterer Bearbeitung zuruͤckliegt. Und ſo war ich, ohne es beynahe ſelbſt bemerkt zu haben, in ein fremdes Feld gelangt, indem ich von der Poeſie zur bildenden Kunſt, von dieſer zur Natur- forſchung uͤberging, und dasjenige was nur Huͤlfsmit- tel ſeyn ſollte, mich nunmehr als Zweck anreizte. Aber als ich lange genug in dieſen fremden Regionen ver- weilt hatte, fand ich den gluͤcklichen Ruͤckweg zur Kunſt durch die phyſiologiſchen Farben und durch die ſittliche und aͤſthetiſche Wirkung derſelben uͤberhaupt. Ein Freund, Heinrich Meyer, dem ich ſchon fruͤher in Rom manche Belehrung ſchuldig geworden, unterließ nicht, nach ſeiner Ruͤckkehr, zu dem einmal vorgeſetzten Zweck, den er ſelbſt wohl ins Auge gefaßt hatte, mitzuwirken. Nach angeſtellten Erfahrungen, nach entwickelten Grundſaͤtzen machte er manchen Ver- ſuch gefaͤrbter Zeichnungen, um dasjenige mehr ins Licht zu ſetzen und wenigſtens fuͤr uns ſelbſt gewiſſer zu machen, was gegen das Ende meines Entwurfs uͤ- ber Farbengebung mitgetheilt wird. In den Propy- laͤen verſaͤumten wir nicht, auf manches hinzudeu- ten, und wer das dort Geſagte mit dem nunmehr umſtaͤndlicher Ausgefuͤhrten vergleichen will, dem wird der innige Zuſammenhang nicht entgehen. Hoͤchſt bedeutend aber ward fuͤr das ganze Unter- nehmen die fortgeſetzte Bemuͤhung des gedachten Freun-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/724>, abgerufen am 22.11.2024.