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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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cherley Supplemente geben. Zuerst wären Citate
nachzubringen, gar mancherley Verbesserungen in Na-
men, Jahrzahlen und andern kleinen Angaben. Bey
manchem Artikel könnte sogar eine neue Bearbeitung
statt finden, wie wir z. B. das über Kepplern Gesagte
gegenwärtig bedeutender und zweckgemäßer auszuführen
uns getrauten.

Auch mit Rubriken und kurzen Inhaltsanzeigen
kleinerer Schriften ließen sich diese historisch-literarischen
Materialien um vieles vermehren, von denen hier man-
ches weggeblieben, was uns einen gewissen Bezug ver-
steckt hätte, der aus einer Hintereinanderstellung bedeu-
tender Schriften Eines Zeitraums von sich selbst, ohne
weiteres Räsonniren und Pragmatisiren, hervorzugehen
schien.

Soll jedoch dereinst das Geschichtliche einen un-
mittelbaren Einfluß auf das Didaktische erlangen, so
wäre jenes einmal nach den Abtheilungen, Rubriken,
Capiteln des Entwurfs gedrängt aufzuführen, wodurch
die Zeitenfolge zwar aufgehoben, die Folge und Ueber-
einstimmung des Sinnes hingegen sich desto deutlicher
zeigen würde. Der liberal Gesinnte, nicht auf seiner
Persönlichkeit und Eigenheit Verharrende würde mit
Vergnügen auch hier bemerken, daß nichts Neues unter
der Sonne, daß das Wissen und die Wissenschaft ewig
sey, daß das wahrhaft Bedeutende darin von unsern
Vorfahren, wo nicht immer erkannt und ergriffen, doch

cherley Supplemente geben. Zuerſt waͤren Citate
nachzubringen, gar mancherley Verbeſſerungen in Na-
men, Jahrzahlen und andern kleinen Angaben. Bey
manchem Artikel koͤnnte ſogar eine neue Bearbeitung
ſtatt finden, wie wir z. B. das uͤber Kepplern Geſagte
gegenwaͤrtig bedeutender und zweckgemaͤßer auszufuͤhren
uns getrauten.

Auch mit Rubriken und kurzen Inhaltsanzeigen
kleinerer Schriften ließen ſich dieſe hiſtoriſch-literariſchen
Materialien um vieles vermehren, von denen hier man-
ches weggeblieben, was uns einen gewiſſen Bezug ver-
ſteckt haͤtte, der aus einer Hintereinanderſtellung bedeu-
tender Schriften Eines Zeitraums von ſich ſelbſt, ohne
weiteres Raͤſonniren und Pragmatiſiren, hervorzugehen
ſchien.

Soll jedoch dereinſt das Geſchichtliche einen un-
mittelbaren Einfluß auf das Didaktiſche erlangen, ſo
waͤre jenes einmal nach den Abtheilungen, Rubriken,
Capiteln des Entwurfs gedraͤngt aufzufuͤhren, wodurch
die Zeitenfolge zwar aufgehoben, die Folge und Ueber-
einſtimmung des Sinnes hingegen ſich deſto deutlicher
zeigen wuͤrde. Der liberal Geſinnte, nicht auf ſeiner
Perſoͤnlichkeit und Eigenheit Verharrende wuͤrde mit
Vergnuͤgen auch hier bemerken, daß nichts Neues unter
der Sonne, daß das Wiſſen und die Wiſſenſchaft ewig
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[699/0733] cherley Supplemente geben. Zuerſt waͤren Citate nachzubringen, gar mancherley Verbeſſerungen in Na- men, Jahrzahlen und andern kleinen Angaben. Bey manchem Artikel koͤnnte ſogar eine neue Bearbeitung ſtatt finden, wie wir z. B. das uͤber Kepplern Geſagte gegenwaͤrtig bedeutender und zweckgemaͤßer auszufuͤhren uns getrauten. Auch mit Rubriken und kurzen Inhaltsanzeigen kleinerer Schriften ließen ſich dieſe hiſtoriſch-literariſchen Materialien um vieles vermehren, von denen hier man- ches weggeblieben, was uns einen gewiſſen Bezug ver- ſteckt haͤtte, der aus einer Hintereinanderſtellung bedeu- tender Schriften Eines Zeitraums von ſich ſelbſt, ohne weiteres Raͤſonniren und Pragmatiſiren, hervorzugehen ſchien. Soll jedoch dereinſt das Geſchichtliche einen un- mittelbaren Einfluß auf das Didaktiſche erlangen, ſo waͤre jenes einmal nach den Abtheilungen, Rubriken, Capiteln des Entwurfs gedraͤngt aufzufuͤhren, wodurch die Zeitenfolge zwar aufgehoben, die Folge und Ueber- einſtimmung des Sinnes hingegen ſich deſto deutlicher zeigen wuͤrde. Der liberal Geſinnte, nicht auf ſeiner Perſoͤnlichkeit und Eigenheit Verharrende wuͤrde mit Vergnuͤgen auch hier bemerken, daß nichts Neues unter der Sonne, daß das Wiſſen und die Wiſſenſchaft ewig ſey, daß das wahrhaft Bedeutende darin von unſern Vorfahren, wo nicht immer erkannt und ergriffen, doch

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 699. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/733>, abgerufen am 02.06.2024.