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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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aufgelöst erhalten wird, so reifen alle Früchte, und in-
dem, theils von der Sonnenwärme, theils von der
Wärme der Luft, die Feuchtigkeit, die sich in den Früch-
ten befindet, gar gekocht worden, nehmen sie nun an-
dere Farben an, welche den Pflanzen eigen sind, wie
wir ein Aehnliches beym Färben (38) gesehen haben;
und so färben sie sich lang am; stark aber färben sich die
Theile, welche gegen die Sonne und die Wärme stehen.

47.

Deswegen verwandeln die Früchte ihre Farben mit
den Jahrszeiten.

48.

Wie bekannt ist. Denn was vorher grün war,
nimmt, wenn es reift, die Farbe an, die seiner Na-
tur gemäß ist.

49.

Denn sie können weiß, schwarz, braun, gelb,
schwärzlich, schattenfärbig, gelbroth, wein- und safran-
farbig werden und beynahe alle Farbenunterschiede an-
nehmen.

50.

Wenn nun aber überhaupt die Mannigfaltigkeit der
Farben daher entsteht, daß mehrere wechselsweise Ein-
fluß auf einander haben, so folgt auch, daß bey den Far-
ben der Pflanzen derselbe Fall sey.

Die Feuchtigkeit, indem sie die Pflanzengefäße
durchseihet und durchspület, nimmt alle Farbenkräfte in
sich, und wenn sie nun, beym Reifen der Früchte,
durch Sonnen- und Luftwärme durchgekocht wird, treten

aufgeloͤſt erhalten wird, ſo reifen alle Fruͤchte, und in-
dem, theils von der Sonnenwaͤrme, theils von der
Waͤrme der Luft, die Feuchtigkeit, die ſich in den Fruͤch-
ten befindet, gar gekocht worden, nehmen ſie nun an-
dere Farben an, welche den Pflanzen eigen ſind, wie
wir ein Aehnliches beym Faͤrben (38) geſehen haben;
und ſo faͤrben ſie ſich lang am; ſtark aber faͤrben ſich die
Theile, welche gegen die Sonne und die Waͤrme ſtehen.

47.

Deswegen verwandeln die Fruͤchte ihre Farben mit
den Jahrszeiten.

48.

Wie bekannt iſt. Denn was vorher gruͤn war,
nimmt, wenn es reift, die Farbe an, die ſeiner Na-
tur gemaͤß iſt.

49.

Denn ſie koͤnnen weiß, ſchwarz, braun, gelb,
ſchwaͤrzlich, ſchattenfaͤrbig, gelbroth, wein- und ſafran-
farbig werden und beynahe alle Farbenunterſchiede an-
nehmen.

50.

Wenn nun aber uͤberhaupt die Mannigfaltigkeit der
Farben daher entſteht, daß mehrere wechſelsweiſe Ein-
fluß auf einander haben, ſo folgt auch, daß bey den Far-
ben der Pflanzen derſelbe Fall ſey.

Die Feuchtigkeit, indem ſie die Pflanzengefaͤße
durchſeihet und durchſpuͤlet, nimmt alle Farbenkraͤfte in
ſich, und wenn ſie nun, beym Reifen der Fruͤchte,
durch Sonnen- und Luftwaͤrme durchgekocht wird, treten

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[40/0074] aufgeloͤſt erhalten wird, ſo reifen alle Fruͤchte, und in- dem, theils von der Sonnenwaͤrme, theils von der Waͤrme der Luft, die Feuchtigkeit, die ſich in den Fruͤch- ten befindet, gar gekocht worden, nehmen ſie nun an- dere Farben an, welche den Pflanzen eigen ſind, wie wir ein Aehnliches beym Faͤrben (38) geſehen haben; und ſo faͤrben ſie ſich lang am; ſtark aber faͤrben ſich die Theile, welche gegen die Sonne und die Waͤrme ſtehen. 47. Deswegen verwandeln die Fruͤchte ihre Farben mit den Jahrszeiten. 48. Wie bekannt iſt. Denn was vorher gruͤn war, nimmt, wenn es reift, die Farbe an, die ſeiner Na- tur gemaͤß iſt. 49. Denn ſie koͤnnen weiß, ſchwarz, braun, gelb, ſchwaͤrzlich, ſchattenfaͤrbig, gelbroth, wein- und ſafran- farbig werden und beynahe alle Farbenunterſchiede an- nehmen. 50. Wenn nun aber uͤberhaupt die Mannigfaltigkeit der Farben daher entſteht, daß mehrere wechſelsweiſe Ein- fluß auf einander haben, ſo folgt auch, daß bey den Far- ben der Pflanzen derſelbe Fall ſey. Die Feuchtigkeit, indem ſie die Pflanzengefaͤße durchſeihet und durchſpuͤlet, nimmt alle Farbenkraͤfte in ſich, und wenn ſie nun, beym Reifen der Fruͤchte, durch Sonnen- und Luftwaͤrme durchgekocht wird, treten

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/74>, abgerufen am 26.11.2024.