dunkeln Kammer befestigt, und ein Bononischer Leucht- stein in das einfallende Licht gehalten; er wurde im Au- genblick leuchtend, und zwar wie gewöhnlich gelbroth. Die übrigen Leuchtsteine verhielten sich eben so.
Nun wurde ein gelbrothes Glas, wodurch man vollkommen alle Gegenstände erkennen konnte, in den Laden gesetzt, und die Leuchtsteine in dieß helle gelbrothe Licht gelegt; aber keiner von allen wurde leuchtend, wie lange sie auch in diesem Lichte blieben.
Ein Leuchtstein wurde durch reines Sonnenlicht zum Phosphoresciren gebracht, und die Zeit bemerkt, welche bis zu seinem völligen Erlöschen verfloß. Dieß währte etwa 10 Minuten. Er wurde hierauf nochmals in der Sonne leuchtend gemacht, und dann sogleich in das durch das gelbrothe Glas einfallende Licht gehalten. Er verlosch hier nicht nur völlig, sondern auch in be- trächtlich kürzerer Zeit, als für sich im Dunkeln; schon nach 1 bis 2 Minuten konnte man keinen Schein mehr an diesem Phosphor erkennen. Je lebhafter die Sonne schien, desto schneller erfolgte das Erlöschen unter dem gelbrothen Glase.
Wenn schon aus diesen Versuchen die entgegenge- setzte Wirkung der gelbrothen und blauen Beleuchtung unwidersprechlich hervorging, so wurde sie noch glän- zender durch folgende Vorrichtung bestätigt.
Ich stellte in das durch das gelbrothe Glas einfal- lende Sonnenlicht eine Linse von 4 Zoll, und brachte
dunkeln Kammer befeſtigt, und ein Bononiſcher Leucht- ſtein in das einfallende Licht gehalten; er wurde im Au- genblick leuchtend, und zwar wie gewoͤhnlich gelbroth. Die uͤbrigen Leuchtſteine verhielten ſich eben ſo.
Nun wurde ein gelbrothes Glas, wodurch man vollkommen alle Gegenſtaͤnde erkennen konnte, in den Laden geſetzt, und die Leuchtſteine in dieß helle gelbrothe Licht gelegt; aber keiner von allen wurde leuchtend, wie lange ſie auch in dieſem Lichte blieben.
Ein Leuchtſtein wurde durch reines Sonnenlicht zum Phosphoreſciren gebracht, und die Zeit bemerkt, welche bis zu ſeinem voͤlligen Erloͤſchen verfloß. Dieß waͤhrte etwa 10 Minuten. Er wurde hierauf nochmals in der Sonne leuchtend gemacht, und dann ſogleich in das durch das gelbrothe Glas einfallende Licht gehalten. Er verloſch hier nicht nur voͤllig, ſondern auch in be- traͤchtlich kuͤrzerer Zeit, als fuͤr ſich im Dunkeln; ſchon nach 1 bis 2 Minuten konnte man keinen Schein mehr an dieſem Phosphor erkennen. Je lebhafter die Sonne ſchien, deſto ſchneller erfolgte das Erloͤſchen unter dem gelbrothen Glaſe.
Wenn ſchon aus dieſen Verſuchen die entgegenge- ſetzte Wirkung der gelbrothen und blauen Beleuchtung unwiderſprechlich hervorging, ſo wurde ſie noch glaͤn- zender durch folgende Vorrichtung beſtaͤtigt.
Ich ſtellte in das durch das gelbrothe Glas einfal- lende Sonnenlicht eine Linſe von 4 Zoll, und brachte
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dunkeln Kammer befeſtigt, und ein Bononiſcher Leucht-
ſtein in das einfallende Licht gehalten; er wurde im Au-
genblick leuchtend, und zwar wie gewoͤhnlich gelbroth.
Die uͤbrigen Leuchtſteine verhielten ſich eben ſo.
Nun wurde ein gelbrothes Glas, wodurch man
vollkommen alle Gegenſtaͤnde erkennen konnte, in den
Laden geſetzt, und die Leuchtſteine in dieß helle gelbrothe
Licht gelegt; aber keiner von allen wurde leuchtend,
wie lange ſie auch in dieſem Lichte blieben.
Ein Leuchtſtein wurde durch reines Sonnenlicht
zum Phosphoreſciren gebracht, und die Zeit bemerkt,
welche bis zu ſeinem voͤlligen Erloͤſchen verfloß. Dieß
waͤhrte etwa 10 Minuten. Er wurde hierauf nochmals
in der Sonne leuchtend gemacht, und dann ſogleich in
das durch das gelbrothe Glas einfallende Licht gehalten.
Er verloſch hier nicht nur voͤllig, ſondern auch in be-
traͤchtlich kuͤrzerer Zeit, als fuͤr ſich im Dunkeln; ſchon
nach 1 bis 2 Minuten konnte man keinen Schein mehr
an dieſem Phosphor erkennen. Je lebhafter die Sonne
ſchien, deſto ſchneller erfolgte das Erloͤſchen unter dem
gelbrothen Glaſe.
Wenn ſchon aus dieſen Verſuchen die entgegenge-
ſetzte Wirkung der gelbrothen und blauen Beleuchtung
unwiderſprechlich hervorging, ſo wurde ſie noch glaͤn-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 706. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/740>, abgerufen am 22.11.2024.
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