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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Zwar werden die Blätter des Apium und der An-
drachne, auch einiger andern Pflanzen, wenn sie voll-
kommen durchgekocht sind, hochroth; aber was an
ihnen geschwind trocknet, wird gelb, weil ihm die
Nahrung vor der völligen Kochung abgeht.

Daher kann man schließen, daß der Unterschied
der Pflanzen (-Farben) sich aus den vorgesagten Ursa-
chen herschreibt.


VI.
Von den Farben der Haare, Federn und Häute.

63.

Auch die Haare, Federn und Häute der Pferde,
Ochsen, Schafe und Menschen, so wie aller andern
Thiere, werden weiß, grau, roth oder schwarz, aus
derselben Ursache.

64.

Und zwar werden sie weiß, wenn das Feuchte,
indem es vertrocknet, seine eigne Farbe behält.

65.

Schwarz hingegen werden sie, wenn das ursprüng-
liche Feuchte häufig genug vorhanden ist, so daß es
langsam altern und zeitigen kann. Auf diese Weise
werden Felle und Häute schwarz.

Zwar werden die Blaͤtter des Apium und der An-
drachne, auch einiger andern Pflanzen, wenn ſie voll-
kommen durchgekocht ſind, hochroth; aber was an
ihnen geſchwind trocknet, wird gelb, weil ihm die
Nahrung vor der voͤlligen Kochung abgeht.

Daher kann man ſchließen, daß der Unterſchied
der Pflanzen (-Farben) ſich aus den vorgeſagten Urſa-
chen herſchreibt.


VI.
Von den Farben der Haare, Federn und Haͤute.

63.

Auch die Haare, Federn und Haͤute der Pferde,
Ochſen, Schafe und Menſchen, ſo wie aller andern
Thiere, werden weiß, grau, roth oder ſchwarz, aus
derſelben Urſache.

64.

Und zwar werden ſie weiß, wenn das Feuchte,
indem es vertrocknet, ſeine eigne Farbe behaͤlt.

65.

Schwarz hingegen werden ſie, wenn das urſpruͤng-
liche Feuchte haͤufig genug vorhanden iſt, ſo daß es
langſam altern und zeitigen kann. Auf dieſe Weiſe
werden Felle und Haͤute ſchwarz.

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[46/0080] Zwar werden die Blaͤtter des Apium und der An- drachne, auch einiger andern Pflanzen, wenn ſie voll- kommen durchgekocht ſind, hochroth; aber was an ihnen geſchwind trocknet, wird gelb, weil ihm die Nahrung vor der voͤlligen Kochung abgeht. Daher kann man ſchließen, daß der Unterſchied der Pflanzen (-Farben) ſich aus den vorgeſagten Urſa- chen herſchreibt. VI. Von den Farben der Haare, Federn und Haͤute. 63. Auch die Haare, Federn und Haͤute der Pferde, Ochſen, Schafe und Menſchen, ſo wie aller andern Thiere, werden weiß, grau, roth oder ſchwarz, aus derſelben Urſache. 64. Und zwar werden ſie weiß, wenn das Feuchte, indem es vertrocknet, ſeine eigne Farbe behaͤlt. 65. Schwarz hingegen werden ſie, wenn das urſpruͤng- liche Feuchte haͤufig genug vorhanden iſt, ſo daß es langſam altern und zeitigen kann. Auf dieſe Weiſe werden Felle und Haͤute ſchwarz.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/80>, abgerufen am 27.11.2024.