Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.
Und ob es auch in jenen Sphären Ein Oben oder Unten giebt. Mephistopheles. In diesem Sinne kannst du's wagen. Verbinde dich; du sollst, in diesen Tagen, Mit Freuden meine Künste sehn, Ich gebe dir was noch kein Mensch gesehn. Faust. Was willst du armer Teufel geben? Ward eines Menschen Geist, in seinem hohen Streben, Von deines Gleichen je gefaßt? Doch hast du Speise die nicht sättigt, hast Du rothes Gold, das ohne Rast, Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt, Ein Spiel, bey dem man nie gewinnt, Ein Mädchen, das an meiner Brust Mit Aeugeln schon dem Nachbar sich verbindet, Der Ehre schöne Götterlust, Die, wie ein Meteor, verschwindet. Zeig mir die Frucht die fault, eh' man sie bricht, Und Bäume die sich täglich neu begrünen!
Und ob es auch in jenen Sphaͤren Ein Oben oder Unten giebt. Mephiſtopheles. In dieſem Sinne kannſt du’s wagen. Verbinde dich; du ſollſt, in dieſen Tagen, Mit Freuden meine Kuͤnſte ſehn, Ich gebe dir was noch kein Menſch geſehn. Fauſt. Was willſt du armer Teufel geben? Ward eines Menſchen Geiſt, in ſeinem hohen Streben, Von deines Gleichen je gefaßt? Doch haſt du Speiſe die nicht ſaͤttigt, haſt Du rothes Gold, das ohne Raſt, Queckſilber gleich, dir in der Hand zerrinnt, Ein Spiel, bey dem man nie gewinnt, Ein Maͤdchen, das an meiner Bruſt Mit Aeugeln ſchon dem Nachbar ſich verbindet, Der Ehre ſchoͤne Goͤtterluſt, Die, wie ein Meteor, verſchwindet. Zeig mir die Frucht die fault, eh’ man ſie bricht, Und Baͤume die ſich taͤglich neu begruͤnen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#FAU"> <p><pb facs="#f0111" n="105"/> Und ob es auch in jenen Sphaͤren<lb/> Ein Oben oder Unten giebt.</p> </sp><lb/> <sp who="#MEP"> <speaker><hi rendition="#g">Mephiſtopheles</hi>.</speaker><lb/> <p>In dieſem Sinne kannſt du’s wagen.<lb/> Verbinde dich; du ſollſt, in dieſen Tagen,<lb/> Mit Freuden meine Kuͤnſte ſehn,<lb/> Ich gebe dir was noch kein Menſch geſehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#FAU"> <speaker><hi rendition="#g">Fauſt</hi>.</speaker><lb/> <p>Was willſt du armer Teufel geben?<lb/> Ward eines Menſchen Geiſt, in ſeinem hohen Streben,<lb/> Von deines Gleichen je gefaßt?<lb/> Doch haſt du Speiſe die nicht ſaͤttigt, haſt<lb/> Du rothes Gold, das ohne Raſt,<lb/> Queckſilber gleich, dir in der Hand zerrinnt,<lb/> Ein Spiel, bey dem man nie gewinnt,<lb/> Ein Maͤdchen, das an meiner Bruſt<lb/> Mit Aeugeln ſchon dem Nachbar ſich verbindet,<lb/> Der Ehre ſchoͤne Goͤtterluſt,<lb/> Die, wie ein Meteor, verſchwindet.<lb/> Zeig mir die Frucht die fault, eh’ man ſie bricht,<lb/> Und Baͤume die ſich taͤglich neu begruͤnen!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0111]
Und ob es auch in jenen Sphaͤren
Ein Oben oder Unten giebt.
Mephiſtopheles.
In dieſem Sinne kannſt du’s wagen.
Verbinde dich; du ſollſt, in dieſen Tagen,
Mit Freuden meine Kuͤnſte ſehn,
Ich gebe dir was noch kein Menſch geſehn.
Fauſt.
Was willſt du armer Teufel geben?
Ward eines Menſchen Geiſt, in ſeinem hohen Streben,
Von deines Gleichen je gefaßt?
Doch haſt du Speiſe die nicht ſaͤttigt, haſt
Du rothes Gold, das ohne Raſt,
Queckſilber gleich, dir in der Hand zerrinnt,
Ein Spiel, bey dem man nie gewinnt,
Ein Maͤdchen, das an meiner Bruſt
Mit Aeugeln ſchon dem Nachbar ſich verbindet,
Der Ehre ſchoͤne Goͤtterluſt,
Die, wie ein Meteor, verſchwindet.
Zeig mir die Frucht die fault, eh’ man ſie bricht,
Und Baͤume die ſich taͤglich neu begruͤnen!
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