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Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808.

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Ist nur für einen Gott gemacht!
Er findet sich in einem ew'gen Glanze,
Uns hat er in die Finsterniß gebracht,
Und euch taugt einzig Tag und Nacht.
Faust.
Allein ich will!
Mephistopheles.
Das läßt sich hören!
Doch nur vor Einem ist mir bang';
Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang.
Ich dächt', ihr ließet euch belehren.
Associirt euch mit einem Poeten,
Laßt den Herrn in Gedanken schweifen,
Und alle edlen Qualitäten
Auf euren Ehren-Scheitel häufen,
Des Löwen Muth,
Des Hirsches Schnelligkeit,
Des Italiäners feurig Blut,
Des Nordens Dau'rbarkeit.
Laßt ihn euch das Geheimniß finden,
Großmuth und Arglist zu verbinden,
Und euch, mit warmen Jugendtrieben,
Iſt nur fuͤr einen Gott gemacht!
Er findet ſich in einem ew’gen Glanze,
Uns hat er in die Finſterniß gebracht,
Und euch taugt einzig Tag und Nacht.
Fauſt.
Allein ich will!
Mephiſtopheles.
Das laͤßt ſich hoͤren!
Doch nur vor Einem iſt mir bang’;
Die Zeit iſt kurz, die Kunſt iſt lang.
Ich daͤcht’, ihr ließet euch belehren.
Aſſociirt euch mit einem Poeten,
Laßt den Herrn in Gedanken ſchweifen,
Und alle edlen Qualitaͤten
Auf euren Ehren-Scheitel haͤufen,
Des Loͤwen Muth,
Des Hirſches Schnelligkeit,
Des Italiaͤners feurig Blut,
Des Nordens Dau’rbarkeit.
Laßt ihn euch das Geheimniß finden,
Großmuth und Argliſt zu verbinden,
Und euch, mit warmen Jugendtrieben,
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[111/0117] Iſt nur fuͤr einen Gott gemacht! Er findet ſich in einem ew’gen Glanze, Uns hat er in die Finſterniß gebracht, Und euch taugt einzig Tag und Nacht. Fauſt. Allein ich will! Mephiſtopheles. Das laͤßt ſich hoͤren! Doch nur vor Einem iſt mir bang’; Die Zeit iſt kurz, die Kunſt iſt lang. Ich daͤcht’, ihr ließet euch belehren. Aſſociirt euch mit einem Poeten, Laßt den Herrn in Gedanken ſchweifen, Und alle edlen Qualitaͤten Auf euren Ehren-Scheitel haͤufen, Des Loͤwen Muth, Des Hirſches Schnelligkeit, Des Italiaͤners feurig Blut, Des Nordens Dau’rbarkeit. Laßt ihn euch das Geheimniß finden, Großmuth und Argliſt zu verbinden, Und euch, mit warmen Jugendtrieben,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Eine Tragödie. Tübingen, 1808, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust01_1808/117>, abgerufen am 15.05.2024.