Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Zweyter Act.


Hochgewölbtes, enges, gothisches Zim-
mer, ehemals Faustens, unverändert.


Mephistopheles
(hinter einem Vorhang hervortretend. Indem er ihn aufhebt
und zurücksieht, erblickt man Fausten hingestreckt auf einem alt-
väterischen Bette).

Hier lieg', Unseliger! verführt
Zu schwergelös'tem Liebesbande!
Wen Helena paralysirt
Der kommt so leicht nicht zu Verstande.
(Sich umschauend.)
Blick' ich hinauf, hierher, hinüber,
Allunverändert ist es, unversehrt;
Die bunten Scheiben sind, so dünkt mich, trüber,
Die Spinneweben haben sich vermehrt;
Die Dinte starrt, vergilbt ist das Papier;
Doch alles ist am Platz geblieben;
Sogar die Feder liegt noch hier,
Mit welcher Faust dem Teufel sich verschrieben.
Zweyter Act.


Hochgewölbtes, enges, gothisches Zim-
mer, ehemals Faustens, unverändert.


Mephistopheles
(hinter einem Vorhang hervortretend. Indem er ihn aufhebt
und zurücksieht, erblickt man Fausten hingestreckt auf einem alt-
väterischen Bette).

Hier lieg’, Unseliger! verführt
Zu schwergelös’tem Liebesbande!
Wen Helena paralysirt
Der kommt so leicht nicht zu Verstande.
(Sich umschauend.)
Blick’ ich hinauf, hierher, hinüber,
Allunverändert ist es, unversehrt;
Die bunten Scheiben sind, so dünkt mich, trüber,
Die Spinneweben haben sich vermehrt;
Die Dinte starrt, vergilbt ist das Papier;
Doch alles ist am Platz geblieben;
Sogar die Feder liegt noch hier,
Mit welcher Faust dem Teufel sich verschrieben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0104" n="92"/>
      <div type="act" n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Zweyter Act.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div type="scene" n="2">
          <stage>Hochgewölbtes, enges, gothisches Zim-<lb/>
mer, ehemals Faustens, unverändert.</stage><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Mephistopheles</hi> </speaker><lb/>
            <stage>(hinter einem Vorhang hervortretend. Indem er ihn aufhebt<lb/>
und zurücksieht, erblickt man <hi rendition="#g">Fausten</hi> hingestreckt auf einem alt-<lb/>
väterischen Bette).</stage><lb/>
            <p>Hier lieg&#x2019;, Unseliger! verführt<lb/>
Zu schwergelös&#x2019;tem Liebesbande!<lb/>
Wen Helena paralysirt<lb/>
Der kommt so leicht nicht zu Verstande.<lb/><stage>(Sich umschauend.)</stage><lb/>
Blick&#x2019; ich hinauf, hierher, hinüber,<lb/>
Allunverändert ist es, unversehrt;<lb/>
Die bunten Scheiben sind, so dünkt mich, trüber,<lb/>
Die Spinneweben haben sich vermehrt;<lb/>
Die Dinte starrt, vergilbt ist das Papier;<lb/>
Doch alles ist am Platz geblieben;<lb/>
Sogar die Feder liegt noch hier,<lb/>
Mit welcher Faust dem Teufel sich verschrieben.<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0104] Zweyter Act. Hochgewölbtes, enges, gothisches Zim- mer, ehemals Faustens, unverändert. Mephistopheles (hinter einem Vorhang hervortretend. Indem er ihn aufhebt und zurücksieht, erblickt man Fausten hingestreckt auf einem alt- väterischen Bette). Hier lieg’, Unseliger! verführt Zu schwergelös’tem Liebesbande! Wen Helena paralysirt Der kommt so leicht nicht zu Verstande. (Sich umschauend.) Blick’ ich hinauf, hierher, hinüber, Allunverändert ist es, unversehrt; Die bunten Scheiben sind, so dünkt mich, trüber, Die Spinneweben haben sich vermehrt; Die Dinte starrt, vergilbt ist das Papier; Doch alles ist am Platz geblieben; Sogar die Feder liegt noch hier, Mit welcher Faust dem Teufel sich verschrieben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/104
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/104>, abgerufen am 21.11.2024.