Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.Sich verbreitend von hier und dort, Mit des eignen Sturmes Wehn, Ueber die nächtliche Stadt hin. Flüchtend sah ich, durch Rauch und Gluth Und der züngelnden Flamme Lohe Gräßlich zürnender Götter Nahn, Schreitend Wundergestalten, Riesengroß, durch düsteren Feuerumleuchteten Qualm hin. Sah ich's, oder bildete Mir der angstumschlungene Geist Solches Verworrene? sagen kann Nimmer ich's; doch daß ich dieß Gräßliche hier mit Augen schau' Solches gewiß ja weiß ich; Könnt' es mit Händen fassen gar, Hielte von dem Gefährlichen Nicht zurücke die Furcht mich. Welche von Phorkys Töchtern nur bist du? Denn ich vergleiche dich Diesem Geschlechte. Bist du vielleicht der graugebornen, Eines Auges und Eines Zahns Wechselsweis theilhaftigen Graien eine gekommen? Sich verbreitend von hier und dort, Mit des eignen Sturmes Wehn, Ueber die nächtliche Stadt hin. Flüchtend sah ich, durch Rauch und Gluth Und der züngelnden Flamme Lohe Gräßlich zürnender Götter Nahn, Schreitend Wundergestalten, Riesengroß, durch düsteren Feuerumleuchteten Qualm hin. Sah ich’s, oder bildete Mir der angstumschlungene Geist Solches Verworrene? sagen kann Nimmer ich’s; doch daß ich dieß Gräßliche hier mit Augen schau’ Solches gewiß ja weiß ich; Könnt’ es mit Händen fassen gar, Hielte von dem Gefährlichen Nicht zurücke die Furcht mich. Welche von Phorkys Töchtern nur bist du? Denn ich vergleiche dich Diesem Geschlechte. Bist du vielleicht der graugebornen, Eines Auges und Eines Zahns Wechselsweis theilhaftigen Graien eine gekommen? <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <lg type="poem"> <lg> <pb facs="#f0200" n="188"/> <l rendition="#et">Sich verbreitend von hier und dort,</l><lb/> <l rendition="#et">Mit des eignen Sturmes Wehn,</l><lb/> <l rendition="#et">Ueber die nächtliche Stadt hin.</l><lb/> </lg> <lg> <l rendition="#et">Flüchtend sah ich, durch Rauch und Gluth</l><lb/> <l rendition="#et">Und der züngelnden Flamme Lohe</l><lb/> <l rendition="#et">Gräßlich zürnender Götter Nahn,</l><lb/> <l rendition="#et">Schreitend Wundergestalten,</l><lb/> <l rendition="#et">Riesengroß, durch düsteren</l><lb/> <l rendition="#et">Feuerumleuchteten Qualm hin.</l><lb/> </lg> <lg> <l rendition="#et">Sah ich’s, oder bildete</l><lb/> <l rendition="#et">Mir der angstumschlungene Geist</l><lb/> <l rendition="#et">Solches Verworrene? sagen kann</l><lb/> <l rendition="#et">Nimmer ich’s; doch daß ich dieß</l><lb/> <l rendition="#et">Gräßliche hier mit Augen schau’</l><lb/> <l rendition="#et">Solches gewiß ja weiß ich;</l><lb/> <l rendition="#et">Könnt’ es mit Händen fassen gar,</l><lb/> <l rendition="#et">Hielte von dem Gefährlichen</l><lb/> <l rendition="#et">Nicht zurücke die Furcht mich.</l><lb/> </lg> <lg> <l rendition="#et">Welche von Phorkys</l><lb/> <l rendition="#et">Töchtern nur bist du?</l><lb/> <l rendition="#et">Denn ich vergleiche dich</l><lb/> <l rendition="#et">Diesem Geschlechte.</l><lb/> <l rendition="#et">Bist du vielleicht der graugebornen,</l><lb/> <l rendition="#et">Eines Auges und Eines Zahns</l><lb/> <l rendition="#et">Wechselsweis theilhaftigen</l><lb/> <l rendition="#et">Graien eine gekommen?</l><lb/> </lg> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0200]
Sich verbreitend von hier und dort,
Mit des eignen Sturmes Wehn,
Ueber die nächtliche Stadt hin.
Flüchtend sah ich, durch Rauch und Gluth
Und der züngelnden Flamme Lohe
Gräßlich zürnender Götter Nahn,
Schreitend Wundergestalten,
Riesengroß, durch düsteren
Feuerumleuchteten Qualm hin.
Sah ich’s, oder bildete
Mir der angstumschlungene Geist
Solches Verworrene? sagen kann
Nimmer ich’s; doch daß ich dieß
Gräßliche hier mit Augen schau’
Solches gewiß ja weiß ich;
Könnt’ es mit Händen fassen gar,
Hielte von dem Gefährlichen
Nicht zurücke die Furcht mich.
Welche von Phorkys
Töchtern nur bist du?
Denn ich vergleiche dich
Diesem Geschlechte.
Bist du vielleicht der graugebornen,
Eines Auges und Eines Zahns
Wechselsweis theilhaftigen
Graien eine gekommen?
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