Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.All-Einzeln sieht sie euch genießen Des Landes dem kein Wohl gebricht; Ihr sucht getrost zu ihren Füßen Bestätigung und Recht und Licht. Befehl und Anordnung näher zu vernehmen.) Chor. Wer die Schönste für sich begehrt, Tüchtig vor allen Dingen Seh' er nach Waffen weise sich um; Schmeichelnd wohl gewann er sich Was auf Erden das Höchste; Aber ruhig besitzt er's nicht: Schleicher listig entschmeicheln sie ihm, Räuber kühnlich entreißen sie ihm, Dieses zu hindern sey er bedacht. Unsern Fürsten lob' ich drum, Schätz' ihn höher vor andern, Wie er so tapfer klug sich verband, Daß die Starken gehorchend stehn Jedes Winkes gewärtig. Seinen Befehl vollziehn sie treu, Jeder sich selbst zu eignem Nutz, Wie dem Herrscher zu lohnendem Dank, Beiden zu höchlichem Ruhmes-Gewinn. Denn wer entreißet sie jetzt Dem gewalt'gen Besitzer? All-Einzeln sieht sie euch genießen Des Landes dem kein Wohl gebricht; Ihr sucht getrost zu ihren Füßen Bestätigung und Recht und Licht. Befehl und Anordnung näher zu vernehmen.) Chor. Wer die Schönste für sich begehrt, Tüchtig vor allen Dingen Seh’ er nach Waffen weise sich um; Schmeichelnd wohl gewann er sich Was auf Erden das Höchste; Aber ruhig besitzt er’s nicht: Schleicher listig entschmeicheln sie ihm, Räuber kühnlich entreißen sie ihm, Dieses zu hindern sey er bedacht. Unsern Fürsten lob’ ich drum, Schätz’ ihn höher vor andern, Wie er so tapfer klug sich verband, Daß die Starken gehorchend stehn Jedes Winkes gewärtig. Seinen Befehl vollziehn sie treu, Jeder sich selbst zu eignem Nutz, Wie dem Herrscher zu lohnendem Dank, Beiden zu höchlichem Ruhmes-Gewinn. Denn wer entreißet sie jetzt Dem gewalt’gen Besitzer? <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <lg type="poem"> <pb facs="#f0235" n="223"/> <lg> <l rendition="#et">All-Einzeln sieht sie euch genießen</l><lb/> <l rendition="#et">Des Landes dem kein Wohl gebricht;</l><lb/> <l rendition="#et">Ihr sucht getrost zu ihren Füßen</l><lb/> <l rendition="#et">Bestätigung und Recht und Licht.</l><lb/> </lg> </lg> <stage>(Faust steigt herab, die Fürsten schließen einen Kreis um ihn,<lb/> Befehl und Anordnung näher zu vernehmen.)</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <lg> <l rendition="#et">Wer die Schönste für sich begehrt,</l><lb/> <l rendition="#et">Tüchtig vor allen Dingen</l><lb/> <l rendition="#et">Seh’ er nach Waffen weise sich um;</l><lb/> <l rendition="#et">Schmeichelnd wohl gewann er sich</l><lb/> <l rendition="#et">Was auf Erden das Höchste;</l><lb/> <l rendition="#et">Aber ruhig besitzt er’s nicht:</l><lb/> <l rendition="#et">Schleicher listig entschmeicheln sie ihm,</l><lb/> <l rendition="#et">Räuber kühnlich entreißen sie ihm,</l><lb/> <l rendition="#et">Dieses zu hindern sey er bedacht.</l><lb/> </lg> <lg> <l rendition="#et">Unsern Fürsten lob’ ich drum,</l><lb/> <l rendition="#et">Schätz’ ihn höher vor andern,</l><lb/> <l rendition="#et">Wie er so tapfer klug sich verband,</l><lb/> <l rendition="#et">Daß die Starken gehorchend stehn</l><lb/> <l rendition="#et">Jedes Winkes gewärtig.</l><lb/> <l rendition="#et">Seinen Befehl vollziehn sie treu,</l><lb/> <l rendition="#et">Jeder sich selbst zu eignem Nutz,</l><lb/> <l rendition="#et">Wie dem Herrscher zu lohnendem Dank,</l><lb/> <l rendition="#et">Beiden zu höchlichem Ruhmes-Gewinn.</l><lb/> </lg> <lg> <l rendition="#et">Denn wer entreißet sie jetzt</l><lb/> <l rendition="#et">Dem gewalt’gen Besitzer?</l><lb/> </lg> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [223/0235]
All-Einzeln sieht sie euch genießen
Des Landes dem kein Wohl gebricht;
Ihr sucht getrost zu ihren Füßen
Bestätigung und Recht und Licht.
(Faust steigt herab, die Fürsten schließen einen Kreis um ihn,
Befehl und Anordnung näher zu vernehmen.)
Chor.
Wer die Schönste für sich begehrt,
Tüchtig vor allen Dingen
Seh’ er nach Waffen weise sich um;
Schmeichelnd wohl gewann er sich
Was auf Erden das Höchste;
Aber ruhig besitzt er’s nicht:
Schleicher listig entschmeicheln sie ihm,
Räuber kühnlich entreißen sie ihm,
Dieses zu hindern sey er bedacht.
Unsern Fürsten lob’ ich drum,
Schätz’ ihn höher vor andern,
Wie er so tapfer klug sich verband,
Daß die Starken gehorchend stehn
Jedes Winkes gewärtig.
Seinen Befehl vollziehn sie treu,
Jeder sich selbst zu eignem Nutz,
Wie dem Herrscher zu lohnendem Dank,
Beiden zu höchlichem Ruhmes-Gewinn.
Denn wer entreißet sie jetzt
Dem gewalt’gen Besitzer?
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