Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832. Und duldet auch auf seiner Berge Rücken Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil, Läßt nun der Fels sich angegrünt erblicken, Die Ziege nimmt genäschig kargen Theil. Die Quelle springt, vereinigt stürzen Bäche, Und schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün. Auf hundert Hügeln unterbrochner Fläche Siehst Wollenheerden ausgebreitet ziehn. Vertheilt, vorsichtig, abgemessen schreitet Gehörntes Rind hinan zum jähen Rand, Doch Obdach ist den sämmtlichen bereitet, Zu hundert Höhlen wölbt sich Felsenwand. Pan schützt sie dort und Lebensnymphen wohnen In buschiger Klüfte feucht erfrischtem Raum, Und, sehnsuchtsvoll nach höhern Regionen, Erhebt sich zweighaft Baum gedrängt an Baum. Alt-Wälder sind's! die Eiche starret mächtig, Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast; Der Ahorn mild, von süßem Safte trächtig, Steigt rein empor und spielt mit seiner Last. Und mütterlich im stillen Schattenkreise Quillt laue Milch bereit für Kind und Lamm; Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise, Und Honig trieft vom ausgehöhlten Stamm. Und duldet auch auf seiner Berge Rücken Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil, Läßt nun der Fels sich angegrünt erblicken, Die Ziege nimmt genäschig kargen Theil. Die Quelle springt, vereinigt stürzen Bäche, Und schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün. Auf hundert Hügeln unterbrochner Fläche Siehst Wollenheerden ausgebreitet ziehn. Vertheilt, vorsichtig, abgemessen schreitet Gehörntes Rind hinan zum jähen Rand, Doch Obdach ist den sämmtlichen bereitet, Zu hundert Höhlen wölbt sich Felsenwand. Pan schützt sie dort und Lebensnymphen wohnen In buschiger Klüfte feucht erfrischtem Raum, Und, sehnsuchtsvoll nach höhern Regionen, Erhebt sich zweighaft Baum gedrängt an Baum. Alt-Wälder sind’s! die Eiche starret mächtig, Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast; Der Ahorn mild, von süßem Safte trächtig, Steigt rein empor und spielt mit seiner Last. Und mütterlich im stillen Schattenkreise Quillt laue Milch bereit für Kind und Lamm; Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise, Und Honig trieft vom ausgehöhlten Stamm. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <pb facs="#f0237" n="225"/> <p> Und duldet auch auf seiner Berge Rücken<lb/> Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil,<lb/> Läßt nun der Fels sich angegrünt erblicken,<lb/> Die Ziege nimmt genäschig kargen Theil.<lb/></p><lb/> <p> Die Quelle springt, vereinigt stürzen Bäche,<lb/> Und schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün.<lb/> Auf hundert Hügeln unterbrochner Fläche<lb/> Siehst Wollenheerden ausgebreitet ziehn.<lb/></p><lb/> <p> Vertheilt, vorsichtig, abgemessen schreitet<lb/> Gehörntes Rind hinan zum jähen Rand,<lb/> Doch Obdach ist den sämmtlichen bereitet,<lb/> Zu hundert Höhlen wölbt sich Felsenwand.<lb/></p><lb/> <p> Pan schützt sie dort und Lebensnymphen wohnen<lb/> In buschiger Klüfte feucht erfrischtem Raum,<lb/> Und, sehnsuchtsvoll nach höhern Regionen,<lb/> Erhebt sich zweighaft Baum gedrängt an Baum.<lb/></p><lb/> <p> Alt-Wälder sind’s! die Eiche starret mächtig,<lb/> Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast;<lb/> Der Ahorn mild, von süßem Safte trächtig,<lb/> Steigt rein empor und spielt mit seiner Last.<lb/></p><lb/> <p> Und mütterlich im stillen Schattenkreise<lb/> Quillt laue Milch bereit für Kind und Lamm;<lb/> Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise,<lb/> Und Honig trieft vom ausgehöhlten Stamm.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [225/0237]
Und duldet auch auf seiner Berge Rücken
Das Zackenhaupt der Sonne kalten Pfeil,
Läßt nun der Fels sich angegrünt erblicken,
Die Ziege nimmt genäschig kargen Theil.
Die Quelle springt, vereinigt stürzen Bäche,
Und schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün.
Auf hundert Hügeln unterbrochner Fläche
Siehst Wollenheerden ausgebreitet ziehn.
Vertheilt, vorsichtig, abgemessen schreitet
Gehörntes Rind hinan zum jähen Rand,
Doch Obdach ist den sämmtlichen bereitet,
Zu hundert Höhlen wölbt sich Felsenwand.
Pan schützt sie dort und Lebensnymphen wohnen
In buschiger Klüfte feucht erfrischtem Raum,
Und, sehnsuchtsvoll nach höhern Regionen,
Erhebt sich zweighaft Baum gedrängt an Baum.
Alt-Wälder sind’s! die Eiche starret mächtig,
Und eigensinnig zackt sich Ast an Ast;
Der Ahorn mild, von süßem Safte trächtig,
Steigt rein empor und spielt mit seiner Last.
Und mütterlich im stillen Schattenkreise
Quillt laue Milch bereit für Kind und Lamm;
Obst ist nicht weit, der Ebnen reife Speise,
Und Honig trieft vom ausgehöhlten Stamm.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |