Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832. Chor. Wie, da drinnen? Phorkyas. Abgesondert Von der Welt, nur mich die Eine riefen sie zu stillem Dienste. Hochgeehrt stand ich zur Seite, doch, wie es Vertrau- ten ziemet, Schaut' ich um nach etwas andrem. Wendete mich hier- und dorthin, Suchte Wurzeln, Moos und Rinden, kundig aller Wirksamkeiten, Und so blieben sie allein. Chor. Thust du doch als ob da drinnen ganze Weltenräume wären, Wald und Wiese, Bäche, Seen; welche Mährchen spinnst du ab! Phorkyas. Allerdings, ihr Unerfahrnen! das sind unerforschte Tiefen: Saal an Sälen, Hof an Höfen, diese spürt' ich sin- nend aus. Doch auf einmal ein Gelächter echo't in den Höhlen- Räumen; Schau' ich hin, da springt ein Knabe von der Frauen Schoß zum Manne, Von dem Vater zu der Mutter; das Gekose, das Ge- tändel Chor. Wie, da drinnen? Phorkyas. Abgesondert Von der Welt, nur mich die Eine riefen sie zu stillem Dienste. Hochgeehrt stand ich zur Seite, doch, wie es Vertrau- ten ziemet, Schaut’ ich um nach etwas andrem. Wendete mich hier- und dorthin, Suchte Wurzeln, Moos und Rinden, kundig aller Wirksamkeiten, Und so blieben sie allein. Chor. Thust du doch als ob da drinnen ganze Weltenräume wären, Wald und Wiese, Bäche, Seen; welche Mährchen spinnst du ab! Phorkyas. Allerdings, ihr Unerfahrnen! das sind unerforschte Tiefen: Saal an Sälen, Hof an Höfen, diese spürt’ ich sin- nend aus. Doch auf einmal ein Gelächter echo’t in den Höhlen- Räumen; Schau’ ich hin, da springt ein Knabe von der Frauen Schoß zum Manne, Von dem Vater zu der Mutter; das Gekose, das Ge- tändel <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <pb facs="#f0240" n="228"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Wie, da drinnen?</hi><lb/> </p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Phorkyas.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Abgesondert</hi><lb/> Von der Welt, nur mich die Eine riefen sie zu stillem<lb/><hi rendition="#et">Dienste.</hi><lb/> Hochgeehrt stand ich zur Seite, doch, wie es Vertrau-<lb/><hi rendition="#et">ten ziemet,</hi><lb/> Schaut’ ich um nach etwas andrem. Wendete mich<lb/><hi rendition="#et">hier- und dorthin,</hi><lb/> Suchte Wurzeln, Moos und Rinden, kundig aller<lb/><hi rendition="#et">Wirksamkeiten,</hi><lb/> Und so blieben sie allein.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Chor.</hi> </speaker><lb/> <p>Thust du doch als ob da drinnen ganze Weltenräume<lb/><hi rendition="#et">wären,</hi><lb/> Wald und Wiese, Bäche, Seen; welche Mährchen<lb/><hi rendition="#et">spinnst du ab!</hi><lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Phorkyas.</hi> </speaker><lb/> <p>Allerdings, ihr Unerfahrnen! das sind unerforschte<lb/><hi rendition="#et">Tiefen:</hi><lb/> Saal an Sälen, Hof an Höfen, diese spürt’ ich sin-<lb/><hi rendition="#et">nend aus.</hi><lb/> Doch auf einmal ein Gelächter echo’t in den Höhlen-<lb/><hi rendition="#et">Räumen;</hi><lb/> Schau’ ich hin, da springt ein Knabe von der Frauen<lb/><hi rendition="#et">Schoß zum Manne,</hi><lb/> Von dem Vater zu der Mutter; das Gekose, das Ge-<lb/><hi rendition="#et">tändel</hi><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [228/0240]
Chor.
Wie, da drinnen?
Phorkyas.
Abgesondert
Von der Welt, nur mich die Eine riefen sie zu stillem
Dienste.
Hochgeehrt stand ich zur Seite, doch, wie es Vertrau-
ten ziemet,
Schaut’ ich um nach etwas andrem. Wendete mich
hier- und dorthin,
Suchte Wurzeln, Moos und Rinden, kundig aller
Wirksamkeiten,
Und so blieben sie allein.
Chor.
Thust du doch als ob da drinnen ganze Weltenräume
wären,
Wald und Wiese, Bäche, Seen; welche Mährchen
spinnst du ab!
Phorkyas.
Allerdings, ihr Unerfahrnen! das sind unerforschte
Tiefen:
Saal an Sälen, Hof an Höfen, diese spürt’ ich sin-
nend aus.
Doch auf einmal ein Gelächter echo’t in den Höhlen-
Räumen;
Schau’ ich hin, da springt ein Knabe von der Frauen
Schoß zum Manne,
Von dem Vater zu der Mutter; das Gekose, das Ge-
tändel
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