Pater profundus (tiefe Region). Wie Felsenabgrund mir zu Füßen Auf tiefem Abgrund lastend ruht, Wie tausend Bäche strahlend fließen Zum grausen Sturz des Schaums der Fluth, Wie strack, mit eignem kräftigen Triebe, Der Stamm sich in die Lüfte trägt: So ist es die allmächtige Liebe Die alles bildet, alles hegt.
Ist um mich her ein wildes Brausen Als wogte Wald und Felsengrund! Und doch stürzt, liebevoll im Sausen, Die Wasserfülle sich zum Schlund, Berufen gleich das Thal zu wässern; Der Blitz, der flammend niederschlug Die Atmosphäre zu verbessern, Die Gift und Dunst im Busen trug, Sind Liebesboten, sie verkünden Was ewig schaffend uns umwallt. Mein Innres mög' es auch entzünden Wo sich der Geist, verworren, kalt, Verquält in stumpfer Sinne Schranken, Scharfangeschloss'nem Kettenschmerz. O Gott! beschwichtige die Gedanken, Erleuchte mein bedürftig Herz.
Glänze der Dauerstern Ewiger Liebe Kern.
Pater profundus (tiefe Region). Wie Felsenabgrund mir zu Füßen Auf tiefem Abgrund lastend ruht, Wie tausend Bäche strahlend fließen Zum grausen Sturz des Schaums der Fluth, Wie strack, mit eignem kräftigen Triebe, Der Stamm sich in die Lüfte trägt: So ist es die allmächtige Liebe Die alles bildet, alles hegt.
Ist um mich her ein wildes Brausen Als wogte Wald und Felsengrund! Und doch stürzt, liebevoll im Sausen, Die Wasserfülle sich zum Schlund, Berufen gleich das Thal zu wässern; Der Blitz, der flammend niederschlug Die Atmosphäre zu verbessern, Die Gift und Dunst im Busen trug, Sind Liebesboten, sie verkünden Was ewig schaffend uns umwallt. Mein Innres mög’ es auch entzünden Wo sich der Geist, verworren, kalt, Verquält in stumpfer Sinne Schranken, Scharfangeschloss’nem Kettenschmerz. O Gott! beschwichtige die Gedanken, Erleuchte mein bedürftig Herz.
<TEI><text><body><divtype="act"n="1"><divtype="scene"n="2"><sp><p><pbfacs="#f0346"n="334"/><hirendition="#et">Glänze der Dauerstern<lb/>
Ewiger Liebe Kern.</hi><lb/></p></sp><sp><speaker><hirendition="#g"><hirendition="#aq">Pater profundus</hi></hi></speaker><lb/><stage>(tiefe Region).</stage><lb/><p>Wie Felsenabgrund mir zu Füßen<lb/>
Auf tiefem Abgrund lastend ruht,<lb/>
Wie tausend Bäche strahlend fließen<lb/>
Zum grausen Sturz des Schaums der Fluth,<lb/>
Wie strack, mit eignem kräftigen Triebe,<lb/>
Der Stamm sich in die Lüfte trägt:<lb/>
So ist es die allmächtige Liebe<lb/>
Die alles bildet, alles hegt.<lb/></p><lb/><p>Ist um mich her ein wildes Brausen<lb/>
Als wogte Wald und Felsengrund!<lb/>
Und doch stürzt, liebevoll im Sausen,<lb/>
Die Wasserfülle sich zum Schlund,<lb/>
Berufen gleich das Thal zu wässern;<lb/>
Der Blitz, der flammend niederschlug<lb/>
Die Atmosphäre zu verbessern,<lb/>
Die Gift und Dunst im Busen trug,<lb/>
Sind Liebesboten, sie verkünden<lb/>
Was ewig schaffend uns umwallt.<lb/>
Mein Innres mög’ es auch entzünden<lb/>
Wo sich der Geist, verworren, kalt,<lb/>
Verquält in stumpfer Sinne Schranken,<lb/>
Scharfangeschloss’nem Kettenschmerz.<lb/>
O Gott! beschwichtige die Gedanken,<lb/>
Erleuchte mein bedürftig Herz.<lb/></p></sp></div></div></body></text></TEI>
[334/0346]
Glänze der Dauerstern
Ewiger Liebe Kern.
Pater profundus
(tiefe Region).
Wie Felsenabgrund mir zu Füßen
Auf tiefem Abgrund lastend ruht,
Wie tausend Bäche strahlend fließen
Zum grausen Sturz des Schaums der Fluth,
Wie strack, mit eignem kräftigen Triebe,
Der Stamm sich in die Lüfte trägt:
So ist es die allmächtige Liebe
Die alles bildet, alles hegt.
Ist um mich her ein wildes Brausen
Als wogte Wald und Felsengrund!
Und doch stürzt, liebevoll im Sausen,
Die Wasserfülle sich zum Schlund,
Berufen gleich das Thal zu wässern;
Der Blitz, der flammend niederschlug
Die Atmosphäre zu verbessern,
Die Gift und Dunst im Busen trug,
Sind Liebesboten, sie verkünden
Was ewig schaffend uns umwallt.
Mein Innres mög’ es auch entzünden
Wo sich der Geist, verworren, kalt,
Verquält in stumpfer Sinne Schranken,
Scharfangeschloss’nem Kettenschmerz.
O Gott! beschwichtige die Gedanken,
Erleuchte mein bedürftig Herz.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/346>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.