Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.Um sie verschlingen Sich leichte Wölkchen, Sind Büßerinnen, Ein zartes Völkchen, Um Ihre Knie Den Aether schlürfend, Gnade bedürfend. Ist es nicht benommen Daß die leicht Verführbaren Traulich zu dir kommen. In die Schwachheit hingerafft Sind sie schwer zu retten; Wer zerreißt aus eigner Kraft Der Gelüste Ketten? Wie entgleitet schnell der Fuß Schiefem glattem Boden? Wen bethört nicht Blick und Gruß? Schmeichelhafter Odem? Mater gloriosa (schwebt einher). Chor der Büßerinnen.
Du schwebst zu Höhen Der ewigen Reiche, Vernimm das Flehen Du Ohnegleiche! Du Gnadenreiche! Um sie verschlingen Sich leichte Wölkchen, Sind Büßerinnen, Ein zartes Völkchen, Um Ihre Knie Den Aether schlürfend, Gnade bedürfend. Ist es nicht benommen Daß die leicht Verführbaren Traulich zu dir kommen. In die Schwachheit hingerafft Sind sie schwer zu retten; Wer zerreißt aus eigner Kraft Der Gelüste Ketten? Wie entgleitet schnell der Fuß Schiefem glattem Boden? Wen bethört nicht Blick und Gruß? Schmeichelhafter Odem? Mater gloriosa (schwebt einher). Chor der Büßerinnen.
Du schwebst zu Höhen Der ewigen Reiche, Vernimm das Flehen Du Ohnegleiche! Du Gnadenreiche! <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene" n="2"> <sp> <pb facs="#f0352" n="340"/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Um sie verschlingen</l><lb/> <l rendition="#et">Sich leichte Wölkchen,</l><lb/> <l rendition="#et">Sind Büßerinnen,</l><lb/> <l rendition="#et">Ein zartes Völkchen,</l><lb/> <l rendition="#et">Um Ihre Knie</l><lb/> <l rendition="#et">Den Aether schlürfend,</l><lb/> <l rendition="#et">Gnade bedürfend.</l><lb/> </lg> <p>Dir, der Unberührbaren,<lb/> Ist es nicht benommen<lb/> Daß die leicht Verführbaren<lb/> Traulich zu dir kommen.<lb/></p><lb/> <p>In die Schwachheit hingerafft<lb/> Sind sie schwer zu retten;<lb/> Wer zerreißt aus eigner Kraft<lb/> Der Gelüste Ketten?<lb/> Wie entgleitet schnell der Fuß<lb/> Schiefem glattem Boden?<lb/> Wen <choice><sic>hethört</sic><corr>bethört</corr></choice> nicht Blick und Gruß?<lb/> Schmeichelhafter Odem?<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq">Mater gloriosa</hi> </hi> </speaker><lb/> <stage>(schwebt einher).</stage><lb/> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Chor der Büßerinnen.</hi> </speaker><lb/> <lg type="poem"> <l rendition="#et">Du schwebst zu Höhen</l><lb/> <l rendition="#et">Der ewigen Reiche,</l><lb/> <l rendition="#et">Vernimm das Flehen</l><lb/> <l rendition="#et">Du Ohnegleiche!</l><lb/> <l rendition="#et">Du Gnadenreiche!</l><lb/> </lg> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0352]
Um sie verschlingen
Sich leichte Wölkchen,
Sind Büßerinnen,
Ein zartes Völkchen,
Um Ihre Knie
Den Aether schlürfend,
Gnade bedürfend.
Dir, der Unberührbaren,
Ist es nicht benommen
Daß die leicht Verführbaren
Traulich zu dir kommen.
In die Schwachheit hingerafft
Sind sie schwer zu retten;
Wer zerreißt aus eigner Kraft
Der Gelüste Ketten?
Wie entgleitet schnell der Fuß
Schiefem glattem Boden?
Wen bethört nicht Blick und Gruß?
Schmeichelhafter Odem?
Mater gloriosa
(schwebt einher).
Chor der Büßerinnen.
Du schwebst zu Höhen
Der ewigen Reiche,
Vernimm das Flehen
Du Ohnegleiche!
Du Gnadenreiche!
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