Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Kleinode schnippt er wie im Traum. Und alles hascht im weiten Raum. Doch da erleb' ich neue Pfiffe: Was einer noch so emsig griffe Deß hat er wirklich schlechten Lohn, Die Gabe flattert ihm davon. Es lös't sich auf das Perlenband, Ihm krabbeln Käfer in der Hand, Er wirft sie weg der arme Tropf Und sie umsummen ihm den Kopf. Die andern, statt solider Dinge, Erhaschen frevle Schmetterlinge. Wie doch der Schelm so viel verheißt, Und nur verleiht was golden gleißt! Knabe Lenker. Zwar Masken, merk' ich, weißt du zu verkünden, Allein der Schale Wesen zu ergründen Sind Herolds Hofgeschäfte nicht; Das fordert schärferes Gesicht. Doch hüt' ich mich vor jeder Fehde; An dich, Gebieter, wend' ich Frag' und Rede. (Zu Plutus gewendet.) Hast du mir nicht die Windesbraut Des Viergespannes anvertraut? Lenk' ich nicht glücklich wie du leitest? Bin ich nicht da wohin du deutest? Und wußt' ich nicht auf kühnen Schwingen Für dich die Palme zu erringen?
Kleinode schnippt er wie im Traum. Und alles hascht im weiten Raum. Doch da erleb’ ich neue Pfiffe: Was einer noch so emsig griffe Deß hat er wirklich schlechten Lohn, Die Gabe flattert ihm davon. Es lös’t sich auf das Perlenband, Ihm krabbeln Käfer in der Hand, Er wirft sie weg der arme Tropf Und sie umsummen ihm den Kopf. Die andern, statt solider Dinge, Erhaschen frevle Schmetterlinge. Wie doch der Schelm so viel verheißt, Und nur verleiht was golden gleißt! Knabe Lenker. Zwar Masken, merk’ ich, weißt du zu verkünden, Allein der Schale Wesen zu ergründen Sind Herolds Hofgeschäfte nicht; Das fordert schärferes Gesicht. Doch hüt’ ich mich vor jeder Fehde; An dich, Gebieter, wend’ ich Frag’ und Rede. (Zu Plutus gewendet.) Hast du mir nicht die Windesbraut Des Viergespannes anvertraut? Lenk’ ich nicht glücklich wie du leitest? Bin ich nicht da wohin du deutest? Und wußt’ ich nicht auf kühnen Schwingen Für dich die Palme zu erringen? <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene"> <sp> <p><pb facs="#f0058" n="46"/> Kleinode schnippt er wie im Traum.<lb/> Und alles hascht im weiten Raum.<lb/> Doch da erleb’ ich neue Pfiffe:<lb/> Was einer noch so emsig griffe<lb/> Deß hat er wirklich schlechten Lohn,<lb/> Die Gabe flattert ihm davon.<lb/> Es lös’t sich auf das Perlenband,<lb/> Ihm krabbeln Käfer in der Hand,<lb/> Er wirft sie weg der arme Tropf<lb/> Und sie umsummen ihm den Kopf.<lb/> Die andern, statt solider Dinge,<lb/> Erhaschen frevle Schmetterlinge.<lb/> Wie doch der Schelm so viel verheißt,<lb/> Und nur verleiht was golden gleißt!<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Knabe Lenker.</hi> </speaker><lb/> <p>Zwar Masken, merk’ ich, weißt du zu verkünden,<lb/> Allein der Schale Wesen zu ergründen<lb/> Sind Herolds Hofgeschäfte nicht;<lb/> Das fordert schärferes Gesicht.<lb/> Doch hüt’ ich mich vor jeder Fehde;<lb/> An dich, Gebieter, wend’ ich Frag’ und Rede.<lb/><stage>(Zu Plutus gewendet.)</stage><lb/> Hast du mir nicht die Windesbraut<lb/> Des Viergespannes anvertraut?<lb/> Lenk’ ich nicht glücklich wie du leitest?<lb/> Bin ich nicht da wohin du deutest?<lb/> Und wußt’ ich nicht auf kühnen Schwingen<lb/> Für dich die Palme zu erringen?<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0058]
Kleinode schnippt er wie im Traum.
Und alles hascht im weiten Raum.
Doch da erleb’ ich neue Pfiffe:
Was einer noch so emsig griffe
Deß hat er wirklich schlechten Lohn,
Die Gabe flattert ihm davon.
Es lös’t sich auf das Perlenband,
Ihm krabbeln Käfer in der Hand,
Er wirft sie weg der arme Tropf
Und sie umsummen ihm den Kopf.
Die andern, statt solider Dinge,
Erhaschen frevle Schmetterlinge.
Wie doch der Schelm so viel verheißt,
Und nur verleiht was golden gleißt!
Knabe Lenker.
Zwar Masken, merk’ ich, weißt du zu verkünden,
Allein der Schale Wesen zu ergründen
Sind Herolds Hofgeschäfte nicht;
Das fordert schärferes Gesicht.
Doch hüt’ ich mich vor jeder Fehde;
An dich, Gebieter, wend’ ich Frag’ und Rede.
(Zu Plutus gewendet.)
Hast du mir nicht die Windesbraut
Des Viergespannes anvertraut?
Lenk’ ich nicht glücklich wie du leitest?
Bin ich nicht da wohin du deutest?
Und wußt’ ich nicht auf kühnen Schwingen
Für dich die Palme zu erringen?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/58 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/58>, abgerufen am 17.07.2024. |