Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.
Im moosigen Kleid mit Lämplein hell Bewegt sich's durcheinander schnell, Wo jedes für sich selber schafft, Wie Leuchtameisen wimmelhaft; Und wuselt emsig hin und her, Beschäftigt in die Kreuz und Quer. Den frommen Gütchen nah verwandt, Als Felschirurgen wohl bekannt; Die hohen Berge schröpfen wir, Aus vollen Adern schöpfen wir; Metalle stürzen wir zu Hauf Mit Gruß getrost: Glück auf! Glück auf! Das ist von Grund aus wohl gemeint, Wir sind der guten Menschen Freund. Doch bringen wir das Gold zu Tag Damit man stehlen und kuppeln mag; Nicht Eisen fehle dem stolzen Mann Der allgemeinen Mord ersann. Und wer die drey Gebot veracht't Sich auch nichts aus den andern macht. Das alles ist nicht unsre Schuld, Drum habt sofort wie wir Geduld. Riesen. Die wilden Männer sind's genannt, Am Harzgebirge wohl bekannt; Natürlich nackt in alter Kraft, Sie kommen sämmtlich riesenhaft.
Im moosigen Kleid mit Lämplein hell Bewegt sich’s durcheinander schnell, Wo jedes für sich selber schafft, Wie Leuchtameisen wimmelhaft; Und wuselt emsig hin und her, Beschäftigt in die Kreuz und Quer. Den frommen Gütchen nah verwandt, Als Felschirurgen wohl bekannt; Die hohen Berge schröpfen wir, Aus vollen Adern schöpfen wir; Metalle stürzen wir zu Hauf Mit Gruß getrost: Glück auf! Glück auf! Das ist von Grund aus wohl gemeint, Wir sind der guten Menschen Freund. Doch bringen wir das Gold zu Tag Damit man stehlen und kuppeln mag; Nicht Eisen fehle dem stolzen Mann Der allgemeinen Mord ersann. Und wer die drey Gebot veracht’t Sich auch nichts aus den andern macht. Das alles ist nicht unsre Schuld, Drum habt sofort wie wir Geduld. Riesen. Die wilden Männer sind’s genannt, Am Harzgebirge wohl bekannt; Natürlich nackt in alter Kraft, Sie kommen sämmtlich riesenhaft. <TEI> <text> <body> <div type="act" n="1"> <div type="scene"> <sp> <p><pb facs="#f0068" n="56"/> Im moosigen Kleid mit Lämplein hell<lb/> Bewegt sich’s durcheinander schnell,<lb/> Wo jedes für sich selber schafft,<lb/> Wie Leuchtameisen wimmelhaft;<lb/> Und wuselt emsig hin und her,<lb/> Beschäftigt in die Kreuz und Quer.<lb/></p><lb/> <p> Den frommen Gütchen nah verwandt,<lb/> Als Felschirurgen wohl bekannt;<lb/> Die hohen Berge schröpfen wir,<lb/> Aus vollen Adern schöpfen wir;<lb/> Metalle stürzen wir zu Hauf<lb/> Mit Gruß getrost: Glück auf! Glück auf!<lb/> Das ist von Grund aus wohl gemeint,<lb/> Wir sind der guten Menschen Freund.<lb/> Doch bringen wir das Gold zu Tag<lb/> Damit man stehlen und kuppeln mag;<lb/> Nicht Eisen fehle dem stolzen Mann<lb/> Der allgemeinen Mord ersann.<lb/> Und wer die drey Gebot veracht’t<lb/> Sich auch nichts aus den andern macht.<lb/> Das alles ist nicht unsre Schuld,<lb/> Drum habt sofort wie wir Geduld.<lb/></p> </sp> <sp> <speaker> <hi rendition="#g">Riesen.</hi> </speaker><lb/> <p>Die wilden Männer sind’s genannt,<lb/> Am Harzgebirge wohl bekannt;<lb/> Natürlich nackt in alter Kraft,<lb/> Sie kommen sämmtlich riesenhaft.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [56/0068]
Im moosigen Kleid mit Lämplein hell
Bewegt sich’s durcheinander schnell,
Wo jedes für sich selber schafft,
Wie Leuchtameisen wimmelhaft;
Und wuselt emsig hin und her,
Beschäftigt in die Kreuz und Quer.
Den frommen Gütchen nah verwandt,
Als Felschirurgen wohl bekannt;
Die hohen Berge schröpfen wir,
Aus vollen Adern schöpfen wir;
Metalle stürzen wir zu Hauf
Mit Gruß getrost: Glück auf! Glück auf!
Das ist von Grund aus wohl gemeint,
Wir sind der guten Menschen Freund.
Doch bringen wir das Gold zu Tag
Damit man stehlen und kuppeln mag;
Nicht Eisen fehle dem stolzen Mann
Der allgemeinen Mord ersann.
Und wer die drey Gebot veracht’t
Sich auch nichts aus den andern macht.
Das alles ist nicht unsre Schuld,
Drum habt sofort wie wir Geduld.
Riesen.
Die wilden Männer sind’s genannt,
Am Harzgebirge wohl bekannt;
Natürlich nackt in alter Kraft,
Sie kommen sämmtlich riesenhaft.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/68 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/68>, abgerufen am 17.07.2024. |